Während Gaza in Trümmern liegt, bereiten sich die israelischen Streitkräfte darauf vor, einen weiteren Krieg gegen den Libanon zu führen. Die israelische Armee will nach eigenen Angaben die libanesische Hisbollah über den Litani-Fluss zurückdrängen, sollte es der libanesischen Regierung vorher nicht gelingen, die schiitischen Milizen dazu zu bewegen.
Libanon Tayr Harfa
© AFPEin Blick aus dem südlibanesischen Ort Tayr Harfa nahe der Grenze zu Israel zeigt Rauchschwaden von Raketen der Hisbollah in der Nähe eines israelischen Außenpostens am 15. Dezember 2023.
Die israelische Armee plant eine Invasion im Südlibanon und riskiert damit einen grenzüberschreitenden Krieg, während westliche Verbündete bereits Israel zur Zurückhaltung aufrufen, berichtete die Times am Montag. Die israelische Armee wolle die libanesische Hisbollah über den Litani-Fluss zurückdrängen. Die britische Tageszeitung schreibt, die israelische Armee fürchte einen möglichen Angriff der Hisbollah ähnlich dem Hamas-Überfall am 7. Oktober, und die Hisbollah sei "im Vergleich zur Hamas viel stärker".

In einem Gespräch mit dem israelischen Sender TOV warnte zugleich der israelische General Jitzchak Brik, dass Israel auf einen solchen Krieg nicht vorbereitet sei. Israel habe weder die richtigen Vorbereitungen getroffen noch einen Vorrat an Waffen und Munition angelegt. Brik fügte hinzu, dass die israelische Armee so stark zerstreut sei, dass sie gar nicht in der Lage sei, an mehreren Fronten gleichzeitig Krieg zu führen.

Die UN-Truppe UNIFIL habe es nach israelischer Darstellung nicht geschafft, die UN-Resolution 1701 nach dem Krieg von 2006 durchzusetzen, die eine demilitarisierte Zone von der Demarkationslinie, der Blauen Linie, bis zum Litani-Fluss vorsieht. Israel hat sich in letzter Zeit dazu bereit erklärt, eine diplomatische Lösung für dieses Problem zu finden, hat aber zugleich deutlich gemacht, dass es zu einer Militäroperation bereit wäre, wenn es nicht gelingen sollte, auf diese Weise eine angemessene Sicherheitszone auf libanesischem Territorium einzurichten.

Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant sagte Anfang Dezember in einer Rede vor Bürgermeistern aus dem Norden Israels, die Regierung werde die rund 80.000 Einwohner, die aus den nördlichen Gemeinden nahe der libanesischen Grenze evakuiert wurden, nicht zur Rückkehr ermutigen. Vorher müsse erst die Hisbollah über den Litani-Fluss im Südlibanon zurückgedrängt werden. Der Fluss verläuft im Süden etwa 30 Kilometer nördlich parallel zur israelisch-libanesischen Grenze.

Die Vergeltungsmaßnahmen der Hisbollah gegen israelische Siedlungen in der Nähe des Grenzgebiets zum Libanon haben bereits zur Evakuierung von Zehntausenden von israelischen Siedlern geführt, von denen viele nach Beendigung des Krieges nicht zurückkehren werden.

"Alle Optionen an der libanesischen Front sind offen. Alle Möglichkeiten liegen auf dem Tisch, und wir können uns jeden Moment entscheiden, sagte kürzlich der Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah bezüglich eines möglichen Krieges mit Israel. Der libanesische Parlamentssprecher und Chef der Amal-Bewegung, Nabih Berri, warnte Israel - ähnlich wie Nasrallah -, dass der Libanon bereit sei, wenn Israel sich für eine Ausweitung des laufenden Konflikts mit der Hisbollah entscheide.