Die US-Justiz hat das Verfahren gegen Strauss-Kahn eingestellt, in Frankreich wird noch ermittelt. In einem Polizeiverhör hat sich der Ex-IWF-Chef zu dem Vorwurf der sexuellen Nötigung geäußert. Und dabei laut Medienberichten klargestellt: Annäherung: Ja. Versuchte Vergewaltigung: Nein.

Strauss-Khan
© AFPDominique Strauss-Kahn: Polizeiverhör mit überraschender Wendung
Paris - Monatelang dauerte der Justiz-Krimi in Amerika, seit Anfang September ist Dominique Strauss-Kahn zurück in seiner Heimat Frankreich - und sieht sich dort mit dem nächsten Verfahren konfrontiert. Die französische Justiz ermittelt gegen den Ex-IWF-Chef wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs im Jahr 2003. Nun hat Strauss-Kahn Medienberichten zufolge eine überraschende Aussage zu dem Fall gemacht.

Der 62-Jährige habe im Polizeiverhör erstmals eingeräumt, sich der Autorin Tristane Banon "genähert" zu haben, berichtete die Zeitschrift "L'Express". Er habe sie küssen wollen und sei davon ausgegangen, dass sie einverstanden sei, heißt es dort. Als sie ihn zurückgewiesen habe, will er demnach nicht weitergemacht haben und sie sei daraufhin "ganz normal weggegangen".

Bislang hatte Strauss-Kahn behauptet, die Schilderung der jungen Autorin sei "komplett falsch und erfunden". Strauss-Kahns Anwälte teilten am Freitagabend mit, die Erklärungen ihres Mandanten bei der Polizei stünden nicht im Widerspruch zu vorherigen Aussagen. "Dominique Strauss-Kahn bestreitet jeglichen Akt von Gewalt", schrieben die Juristen der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die von Banon beschriebene Szene sei erfunden.

Die 32 Jahre alte Autorin wirft dem Ex-IWF-Chef versuchte Vergewaltigung vor. Sie hatte 2003 ein Interview mit Strauss-Kahn in einer unbewohnten Pariser Wohnung geführt. Er sei dabei über sie hergefallen "wie ein brünftiger Schimpanse". Strauss-Kahn zeigte daraufhin seinerseits Banon wegen Verleumdung an .

Erster TV-Auftritt

Ob es in Frankreich zu einem Verfahren gegen Strauss-Kahn kommen wird, ist noch nicht entschieden. Die Vorermittlungen haben begonnen, dazu zählte auch das Polizeiverhör. Falls die Ermittler zu der Ansicht kommen, dass es sich lediglich um sexuelle Belästigung - und nicht um versuchte Vergewaltigung - gehandelt habe, wäre die mutmaßliche Tat bereits verjährt.

Am Sonntag will sich Strauss-Kahn erstmals seit seiner Festnahme in New York Mitte Mai Journalistenfragen stellen. Die Moderatorin Claire Chazal werde mit ihm in den Hauptnachrichten am Abend ein Interview führen, teilte der Sender TF1 mit. "Unser Job ist es, Fragen zu stellen, alle Fragen, zu allen Umständen", teilte der Sender mit. Kritiker verwiesen darauf, dass Chazal mit Strauss-Kahns Frau Anne Sinclair befreundet sei und deswegen möglicherweise auf kritische Nachfragen verzichten könnte.

Die US-Justiz hat ihr Strafverfahren wegen versuchter Vergewaltigung gegen Strauss-Kahn inzwischen eingestellt . Grund waren Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hotelangestellten, die die Vorwürfe gegen DSK erhob. Sie hatte bei dem Verhör ihre Aussage über die Umstände nach der Tat mehrfach geändert.

aar/AFP/dpa