Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht 21 Jahre nach Wiederherstellung der deutschen Einheit noch "gravierende Unterschiede" zwischen Ost und West. "Der demografische Wandel, also die Abwanderung von jungen Leuten, weniger Kinder, das spielt in den neuen Bundesländern eine viel größere Rolle" und "die Arbeitslosigkeit ist immer noch fast doppelt so hoch wie in den alten Bundesländern", sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast.

Auch die Sparguthaben seien noch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während die Menschen in der alten Bundesrepublik Schritt für Schritt Eigentum hätten aufbauen können, sei dies "in den neuen Bundesländern noch nicht so weit".

Gleichwohl sieht Merkel die Vollendung der Einheit auf gutem Weg. Mit großem Stolz und mit Dankbarkeit könnten die Deutschen auf die Wiedervereinigung zurückblicken. "Sie wäre nicht möglich gewesen, wenn uns unsere Nachbarn das nicht zugetraut hätten", sagt Merkel in dem Podcast, das diesmal anlässlich des Tages der deutschen Einheit am Montag in Form eines Gesprächs mit dem 21-jährigen Studenten Marcel Wollscheid ausgestrahlt wurde.
Mit Blick auf die Wendejahre 1989/90 sprach Merkel für sich selbst von einem "umwerfenden Gefühl". "Plötzlich hatten wir nicht nur die Möglichkeit, nach West-Berlin, nach Westdeutschland zu fahren, ins Ausland zu reisen, sondern vor allen Dingen auch unsere Meinung zu sagen, alle Zeitungen zu haben", zudem natürlich auch insgesamt ein sehr viel besseres Warenangebot. Es sei wichtig, die Erinnerung daran zu bewahren, dass Freiheit nicht selbstverständlich sei.

Die Kanzlerin erinnerte aber auch an die mit der Wiedervereinigung verbundenen strukturellen Umbrüche, "die mit Arbeitslosigkeit und vielem anderen verbunden waren".

AFP