Eine neue auf Facebook basierende Studie hat ergeben, dass ein Anstieg der äußersten rechten politischen Ansichten in ganz Europa zu verzeichnen ist. Besonders das Misstrauen gegenüber Muslimen ist gewachsen.

Die Ultrarechten sind auf dem Vormarsch in Europa, wie eine neue Studie laut dem englischen “Guardian” ergeben hat. Es handelt sich um eine neue Generation von jungen, internetaffinen Menschen, die nationalistische Töne anschlagen und Zuwanderung ablehnen.

Das Forschungsergebnis der britischen Denkfabrik “Demos” untersuchte zum ersten Mal Einstellungen unter Anhängern der online aktiven extremen Rechten. Mehr als 10.000 Anhänger von 14 Parteien und Organisationen in elf Ländern füllten detaillierte Fragebögen aus.

Die Studie zeigt eine europaweite Verbreitung von extremen nationalistischen Ansichten unter Jugenlichen, vor allem unter Männern. Insbesondere ein zunehmender islamischer Einfluss macht den Jugendlichen Angst, heißt es in der Studie.

“Wir sind an einem Scheideweg in der europäischen Geschichte”, sagt die Niederländerin Emine Bozkurt, sozialistische Abgeordnete im Europäischen Parlament und gleichzeitig Leiterin der Anti-Rassismus-Ineressenvertretung im EU-Parlament. “In fünf Jahren werden wir entweder einen Anstieg des Hasses und der Spaltung der Gesellschaft, einschließlich des Ultra-Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit, der Islamophobie und des Antisemitismus erleben, oder wir werden in der Lage sein, diese schreckliche Tendenz zu bekämpfen.” Der Bericht erscheint etwas mehr als drei Monate, nachdem Anders Breivik, ein Befürworter der rechtsextremen Gruppen, 69 Menschen in einem Jugendcamp in der Nähe von Oslo erschoss.

Die Daten in der Studie seien vor allem im Juli und im August gesammelt worden, heißt es, also in einer Zeit, bevor sich die Lage in der Eurozone verschlechterte. Feststellbar sei darin vor allem eine Stimmung, die sich gegen Einwanderer wendet und ein großes Misstrauen gegenüber Muslimen: “So wie der Antisemitismus ein verbindender Faktor für rechtsextreme Parteien in den Jahren nach 1910 sowie in den 20er und 30er Jahren war, ist Islamophobie das verbindende Element in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts geworden”, sagt Thomas Klau von der Denkfabrik “European Council on Foreign Relations”.

Zwar sei das Problem bereits seit längerem bekannt und spiegele sich auch bereits im Wahlverhalten der Menschen wider, etwa in Frankreich, Italien, Österreich oder auch in den Niederlanden und Skandinavien, doch dies sei nur ein Teil. Auf der anderen Seite bilde sich online eine neue Generation heraus, welche Ideen der rechten Parteien und Organisationen vor allem über Facebook austauschten. Deren Anzahl gehe über die herkömmliche formelle Mitgliedschaft weit hinaus.

Besonders die muslimische Bevölkerung wird der Studie zufolge als Bedrohung wahrgenommen, und dies um so stärker, je jünger die Teilnehmer der Studie seien. Jamie Bartlett, Hauptautor des Berichts von Demos, glaubt, es sei wichtig, die Verbreitung solcher Einstellungen in der neuen Generation von Online-Aktivisten zu verfolgen: “Es gibt Hunderttausende von ihnen in ganz Europa. Sie sind enttäuscht von der Mainstream-Politik und den europäischen politischen Institutionen und besorgt über die Aushöhlung ihrer kulturellen und nationalen Identität, und sie fühlen sich angesprochen von populistischen Bewegungen, die sich um diese Bedenken drehen.”

Diese Menschen seien weitgehend aus dem Blickfeld der Mainstream-Politiker gerückt, aber sie seien motiviert, aktiv und würden immer mehr. Politikern quer über den Kontinent rät er, sich “hinzusetzen, zuzuhören und zu reagieren.”