Tokio. Japan möchte nach der Atomkatastrophe sein Image aufpolieren: Mit Freiflügen und Lebensmittelspenden. Dagegen regt sich Protest.

Wenn Sie mal preiswert nach Japan fliegen wollten, ist die Gelegenheit jetzt besonders günstig: Japans Tourismusvereinigung will im kommenden Jahr 10 000 Flugreisen nach Japan verlosen, um nach der Atomkatastrophe im AKW Fukushima den Tourismus anzukurbeln.

Auch die Regierung ist in Spendierlaune. Das Außenministerium möchte weiterverarbeitete Lebensmittel und Produkte wie eingedosten Fisch und Rollstühle aus Japans Nordosten, darunter auch aus der Präfektur Fukushima, als Entwicklungshilfe in die Welt hinausschicken. Alle Produkte unterschreiten die Strahlengrenzwerte, behauptet die Regierung. Japans Offizielle verhehlen nicht, dass sie damit den aus japanischer Sicht weltweit herumvagabundierenden "schädlichen Gerüchten" entgegenwirken wollen, das Land und seine Produkte seien allesamt verseucht.

Verständlich ist das beim Thema Tourismus. Selbst im September lag die Zahl der ausländischen Reisegäste noch 25 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. Dabei liegt die Strahlung in Fukushima und einigen angrenzenden Regionen auf Vorkrisenniveau oder nur leicht darüber. Die Maximaldosis ist in Tokio mit etwa 0,1 Mikrosievert pro Stunde auf Münchner Niveau. Bei Bergwandertouren in Europa - oder auf dem Flug nach Japan - bekommen die Körperzellen mehr Strahlung ab. Die Deutsche Botschaft hält Reisen nach Tokio derzeit für unbedenklich, solange sich die Lage an den Meilern nicht verschlechtert.

Selbst Jürgen Trittin, der grüne Ex-Umweltminister, versicherte im Juni bei seiner Japan-Reise, dass bei den derzeitigen Werten niemand Strahlenangst vor Reisen nach Tokio haben müsse. Von Reisen in andere Regionen westlich der Hauptstadt ganz zu schweigen. Reiselustige können sich im kommenden Jahr auf einer Webseite des japanischen Reisebüros bewerben.

Fragwürdiger sind da schon die Lebensmittelspenden. Auch im Land regt sich Protest. Vorige Woche reichten Bürgerinitiativen eine Petition gegen den Plan ein. "Wir kaufen schon keine Lebensmittel aus Fukushima aus Sorge um unsere Kinder, wie können wir sie dann exportieren", schimpfte eine Mutter.