Beirut - Der syrische Präsident Baschar Assad will sich dem internationalen Druck nicht beugen und hält an der Niederschlagung der Proteste gegen sein Regime fest. Er empfinde "Schmerz und Kummer" angesichts des Blutvergießens, die Lösung sei aber die Zerschlagung der dafür weitgehend verantwortlichen Militanten, sagte er in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der britischen "Sunday Times". Assad warnte vor einer militärischen Intervention, die "einem Erdbeben" in der Region gleichkäme.

"Die Aufgabe der Regierung besteht darin, die Aufständischen zu kämpfen, um die Stabilität wiederherzustellen und Zivilisten zu schützen", sagte Assad in dem Interview. Der syrische Präsident äußerte sich einen Tag nach dem Ablauf einer Frist der Arabischen Liga, die Syrien zur Annahme eines Friedensplan aufgefordert hatte. Assad kritisierte die Arabische Liga scharf und erklärte, die Initiative gebe der internationalen Gemeinschaft einen Vorwand, sich in innere Angelegenheiten seines Landes einzumischen.

Assad kündigte eine Parlamentswahl für Februar oder März an. Danach werde eine neue Regierung gebildet und eine neue Verfassung geschrieben. Die Verfassung werde die Grundlage für die Wahl eines Präsidenten bilden, sagte er.

Die Arabische Liga wies Forderungen Syriens nach Änderungen in ihrem Friedensplan als inakzeptabel zurück. Die syrischen Vorgaben würden das Wesen der Planes abwandeln, hieß es in einer Erklärung der Organisation vom Sonntag. Syrien hatte am Freitag seine grundsätzliche Zustimmung zu einer Beobachtermission erklärt, aber eine Prüfung von Einzelheiten angekündigt.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus waren unterdessen am Sonntag laute Explosionen zu hören. Aktivisten erklärten, ein Gebäude der regierenden Baath-Partei im Stadtteil Masraa sei von Granaten getroffen worden. Nach Angaben einer Oppositionsgruppe von mehreren raketenbetriebenen Granaten getroffen worden. Eine Gruppe Deserteure, die Freie Syrische Armee (FSA), bekannte sich zu der Tat.

Die FSA erklärte auf ihrer Facebook-Seite, bei dem Anschlag habe es Opfer gegeben. Auch sei großer Schaden am Gebäude entstanden. Augenzeugen erklärten dagegen, das Haus sei intakt. Auch gebe es in der Umgebung keinen größeren Aufmarsch der Sicherheitskräfte. Sollten sich die Angaben der FSA bestätigen, wäre dies eine weitere Eskalationsstufe.

Bei Razzien der syrischen Truppen wurden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen am Wochenende mindestens 15 Menschen getötet. Die Sicherheitskräfte hätten am Samstag auf der Suche nach Oppositionellen die Ortschaft Schesar in der Provinz Hama gestürmt und seien in die Region Dschabal al Sawija an der Grenze zur Türkei eingerückt, hieß es in übereinstimmenden Berichten der in London ansässigen Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights und der Örtlichen Koordinationskomitees LCC. In Kusair in der Nähe der Grenze zum Libanon seien bei Gefechten mit Regierungstruppen zwei abtrünnige Soldaten getötet worden, berichtete das Syrian Observatory for Human Rights.

Seitdem sich abtrünnige Einheiten der Streitkräfte der Opposition angeschlossen haben und Stellungen der Regierungstruppen angreifen, hat sich die Gewalt in Syrien verschärft.

dapd