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Der letzte Auslandsbesuch 2011 führte den Papst nach Benin, Wiege des Voodoo. Das Wochenende in dem westafrikanischen Land war auch ein Zeichen für den Willen der Kirche, Afrika weiter zu evangelisieren - gegen die Macht der Stammesriten und den sich ausbreitenden Islam.

Als Papst Benedikt XVI. am Samstag das wichtigste Dokument der Gegenwart für die weitere Evangelisierung Afrikas unterzeichnete, waren die Anhänger und Priester des Voodoo nicht weit. Keine 40 Meter entfernt von der Basilika Mariä Empfängnis in der Hafenstadt Quidah hatten sich Dutzende Männer und Frauen in festlich-weißen Gewändern und mit bunten Ketten behangen versammelt. Schweigsam und ernst standen sie am Rande der fröhlichen, oft jubelnden Menge der Gläubigen vor der Kirche, als das Kirchenoberhaupt eintraf.

Die Anhänger der traditionellen afrikanischen Stammes-Religionen aber hatte Benedikt XVI. bei seiner 22. Auslandsreise durchaus im Blick. Denn ein erklärtes Ziel seines Besuchs in Benin war es, die Evangelisierung Afrikas weiter voranzubringen. Das bedeutet auch, sich gegen eine Renaissance der Zauberkulte und die weitere Ausbreitung des Islam zu stemmen. Beide Phänomene finden sich keineswegs nur in Benin, sondern in den meisten Staaten Afrikas.

Der Papst erwähnte diese Themen in seinen Ansprachen eher am Rande, warnte allerdings vor dem Missbrauch heiliger Schriften und des Allmächtigen, vor jeglicher religiöser Rechtfertigung von Gewalt und Interessenpolitik. Die Auseinandersetzung mit Voodoo und Islam nimmt vor allem in dem in Benin veröffentlichten Schlussdokument "Africae Munus" einen wichtigen Platz ein.

Aufschwung der Hexerei bekämpfen

Es sei verfasst "im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens". Das Papier ist aber auch eine Demonstration des Willens zur Offensive. Die Kirche will in Afrika mehr als nur Flagge zeigen. Sie will eine weitere Christianisierung des Kontinents, dessen Länder die höchsten Geburtenraten der Welt haben. Traditionelle afrikanische Religionen, "die mit der christlichen Lehre unvereinbar sind", so der Vatikan, sind dabei eine der großen Herausforderungen.

Auch bei der farbenfrohen Abschlussmesse in Stadion von Cotonou waren unter den über 30 000 Menschen sicher viele, die sich zwar als Christen fühlen, aber auch Traditionen afrikanischen Magie-Glaubens huldigen. Das weiß auch die Kirche: Sie beklagt "das Problem der "doppelten Zugehörigkeit", zum Christentum und zu den traditionellen afrikanischen Religionen" und den gegenwärtigen "Aufschwung der Hexerei". Das Afrika-Dokument des Vatikans mahnt zur "Unterscheidung zwischen Kulturellem und Kultischem", verdammt "die magischen Elemente", die "das Auseinanderbrechen und den Ruin der Familien und der Gesellschaften" bewirkten.

Zurückhaltung beim Thema Aids

Besonders vorsichtig formuliert das Afrika-Dokument, wenn es um "die Vielschichtigkeit der muslimischen Wirklichkeit auf dem afrikanischen Kontinent" geht. Denn mit wachsender Sorge hat der Vatikan in den vergangenen Jahrzehnten die Ausbreitung des Islam in Afrika beobachtet. In vielen Staaten - wie Nigeria oder Somalia - bedroht ein radikaler, aggressiver Islamismus alle Andersgläubigen. So beklagt das römische Papier denn auch, dass in manchen Ländern "die ortsansässigen Christen nur eine Staatsbürgerschaft zweiten Ranges" besäßen. Der Papst fordert den Respekt vor den Muslimen, einen "geduldigen Dialog". Aber er warnt nachdrücklich vor "Diskriminierung, Intoleranz und konfessionellem Fundamentalismus", verlangt echte Religionsfreiheit auch in Afrika.

Das Thema Aids-Erkrankung, die auf dem Kontinent jährlich Millionen Opfer fordert, prägte diesmal nicht den päpstlichen Afrikabesuch. Bei seiner ersten Reise nach Afrika 2009 hatte Benedikt davon gesprochen, dass Kondome das Problem Aids nur noch verschlimmerten. Diese Sicht löste heftige Proteste aus und überschattete damals die Visiten in Angola und Kamerun. Diesmal enthielt sich das Kirchenoberhaupt jeder Äußerung, die als Provokation hätte empfunden werden können. Was nichts daran ändert, dass die Kirche als Hauptursache für die Ausbreitung von Aids die sexuelle Zügellosigkeit brandmarkt.

Laszlo Trankovits, DPA