Karl-Theodor zu Guttenberg arbeitet emsig an seiner Rückkehr auf die politische Bühne: Zuerst kehrt er in Kanada in die Öffentlichkeit zurück. Dann wird das baldige Erscheinen seines Buches mit dem vielsagenden Titel "Vorerst gescheitert" angekündigt. Und nun hat er auch in Sachen "Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit" nichts mehr zu befürchten: Die Staatsanwaltschaft Hof stellt das Verfahren gegen den CSU-Politiker ein - gegen die Zahlung einer Geldauflage: Guttenberg muss 20.000 Euro berappen - zugunsten der Deutschen Kinderkrebshilfe. Stellt sich die Frage: Kommt der Ex-Verteidigungsminister damit zu billig davon? Und: Ist der Weg zurück auf die politische Bühne für ihn nun frei? Die Vorstellungen bei der Beantwortung dieser Fragen klaffen auseinander: Während sich der 39-Jährige ein baldiges Comeback vorstellen kann, spricht die deutsche Presse von "wenig Empfinden für Reue und Anstand" und auch Hubertus Volmer von n-tv.de meint, die CSU solle den Mut haben, Nein zu sagen.
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Für den Nordbayerischen Kurier hat die Staatsanwaltschaft in Hof "sich im Fall des Plagiators Karl-Theodor zu Guttenberg die Note Summa cum Milde verdient". Die Kommentatoren aus Bayreuth sind von dem Verfahrensende sichtlich enttäuscht: "Mit einem schärferen Vorgehen im dreistesten Plagiatsfall, den es in Deutschland bislang gegeben hat, hätte die Justiz in Hof ein Zeichen setzen können: Sie hätte dem Begriff des geistigen Eigentums endlich den hohen Wert verschaffen können, der ihm zusteht", ist hier zu lesen. Das Ergebnis sei somit "für alle, die in ihre Doktorarbeit viele Jahre harter Arbeit investieren, ein Schlag ins Gesicht".

"Unabhängig von der juristischen bleibt die moralische Bewertung", konstatiert der Mannheimer Morgen. Schuld und Sühne stünden hier "in keinem Verhältnis": "Mit neuer Frisur und Kontaktlinsen ist es nicht getan. Der 39-Jährige sollte deutlich länger als ein halbes Jahr im US-Exil bleiben - und sich mit wohlfeiler Kritik an den europäischen Regierungen zurückhalten. Seltsam, dass einer, der sich wie kein anderer Politiker auf Inszenierungen und Stilfragen versteht, so wenig Empfinden für Reue und Anstand hat. Seine astronomischen Beliebtheitswerte verdankte Guttenberg nicht nur Optik und Rhetorik. Er hatte die seltene Gabe, Menschen für sich zu begeistern". Dieses Vertrauen müsse Guttenberg erst einmal zurückgewinnen. "Mit Demut."

Auch die Dithmarscher Landeszeitung thematisiert den ideellen Schaden der Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hof: "Karl Theodor zu Guttenberg hat schlechthin dem Ansehen der Doktorwürde geschadet", erinnert das Blatt aus Heide. Von daher sei es "wie ein Schlag ins Gesicht all jener, die gewissenhaft und lupenrein ihre Befähigung zu selbstständiger wissenschaftlicher Arbeit unter Beweis gestellt haben". Nach Ansicht der Kommentatoren steht nun - mit der Rückgabe des Doktortitels und der Zahlung der Geldstrafe von 20.000 Euro - einer Rückkehr Guttenbergs ins politische Rampenlicht "nichts mehr im Wege".

Dem schließt sich die Heilbronner Stimme an: "Der deutschen Politik bleibt ein baldiges Comeback wohl nicht erspart". Die Frage sei jedoch, ob die Politik "einen Blender wie Guttenberg, der nie echte Reue über sein Tun gezeigt hat", wirklich brauche. "Zumal seine politische Bilanz bei näherem Hinsehen bescheiden ausfällt. Etwa die Wehrreform, die dem Nachfolger einen Scherbenhaufen hinterließ". "Nein", so die Kommentatoren aus Baden-Württemberg, "einer wie 'KT' wäre im Showgeschäft besser aufgehoben. Immer noch wird ein Nachfolger für Thomas Gottschalk gesucht. Doch auch hier werden seriöse Kandidaten bevorzugt".

Ähnliches lässt auch die Abendzeitung aus München verlauten: "Den jugendlich-altklugen Ton, den trifft er noch immer, wenn er beklagt, dass Politiker 'die Menschen nicht mehr erreichen'. Wer wollte ihm da widersprechen! Und doch, die Zeiten haben sich geändert. Probleme wie die Bundeswehrreform, die Guttenberg angestoßen und als Riesenbaustelle hinterlassen hat, sind angesichts der anschwellenden Euro-Katastrophe Peanuts. Die CSU wartet zwar auf einen Retter, aber es gibt viele an der Spitze, von Seehofer über Söder bis Haderthauer, die gar nicht gerettet werden wollen. Und dann sind da noch die Bürger und Ex-Fans, die sich noch getäuscht fühlen könnten und die vielleicht diesmal nicht Glamour mit Substanz verwechseln".

Das Hamburger Abendblatt hingegen räumt dem Ex-Minister Chancen für eine Rückkehr in die deutsche Politik ein: "Nach steilem Aufstieg und jähem Sturz könnte Guttenberg nun auch in Sachen Comeback einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Die öffentliche Meinung ist zwar noch gegen ihn, doch erfahrungsgemäß ändert sich dass, wenn ein Politiker präsent und oft genug im Fernsehen ist" - zumal Selbstdarstellung nicht zu den Schwächen des Oberfranken, der einst serienweise zum beliebtesten Minister gekürt wurde, zähle. "Bald könnte es wieder soweit sein - vielleicht ein wenig geläutert, etwas bescheidener und ehrlicher."