Jeder hat es in der Hand, sein Krebs-Risiko zu senken. Rauchen, fettes Essen und zu wenig Bewegung tragen zur Hälfte der Krebs-Erkrankungen bei, die vermeidbar wären.
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Krebs führt die Rangliste der Krankheiten an, vor denen die Deutsch am meisten Angst haben. Von 3000 Befragten fürchteten sich 73 Prozent am meisten vor bösartigen Tumoren, erst danach folgten Unfälle und Demenzerkrankungen. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK.

Dabei kann man selbst so viel tun, um sich vor Krebs zu schützen. Über eine erfolgreiche Prävention von Alzheimer und Parkinson gibt es weniger Erkenntnisse. Viele Gründe für den Krebs sind Medizinern schon lange bekannt und können durch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten einfach ausgeschaltet werden.

Zu ihnen gehören Rauchen, Alkoholkonsum, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel. Diese Faktoren werden meist als Ursachen für Herzkreislauf-Erkrankungen genannt. Sie spielen jedoch auch bei der Entstehung von Krebsgeschwüren eine bedeutende Rolle. Die Folge: Nach Herzinfarkt und Schlaganfall sind in Deutschland Tumorerkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Im Jahr 2009 erlagen nach Angaben des statistischen Bundesamts 216128 Menschen einem Krebsleiden, davon waren 116.711 Männer und 99.417 Frauen.

Die Zahlen könnten geringer sein. Wie gering, das zeigt eine aktuelle Studie des Centre for Cancer Prevention der Queen Mary University in London, die im British Journal of Cancer veröffentlicht wurde. Der Übersichtsstudie zufolge sind sogar über 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermeidbar. Die Berechnungen der Arbeit wurden für Großbritannien durchgeführt. Es sind Hochrechnungen, in die Erkenntnisse aus früheren Studien sowie aktuelle Fallzahlen des Jahres 2010 einflossen.

So konnte das Team um den Epidemiologen Max Perkin ermitteln, wie viele Krebsfälle im vergangenen Jahr im Vereinigten Königreich verhindert werden hätten können. Die Forscher untersuchten hierfür 14 vermeidbare Auslöser, unter anderem die Menge des Verzehrs von Obst und Gemüse, Fleisch sowie Übergewicht und Bewegungsmangel. „Für Deutschland sind die Zahlen insofern vergleichbar, dass das Gesundheitsverhalten in den westlichen Ländern recht ähnlich ist“, sagt die Leiterin der präventiven Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Professor Cornelia Ulrich.

Unangefochten an der Spitze der vermeidbaren Ursachen ist noch immer das Rauchen von Tabak. Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) rauchten im Jahr 2009 rund 20 Prozent der Briten. Dabei gab es kaum einen Unterschied zwischen Männern und Frauen.


Hierzulande bezeichneten sich dem Statistischen Bundesamt zufolge im Jahr 2009 rund 26 Prozent der Deutschen als aktive Raucher. Mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit: Insgesamt lassen sich laut Parkin in Großbritannien 23 Prozent der Krebserkrankungen bei Männern und rund 16 Prozent bei Frauen auf Tabakgenuss zurückführen.

Besonders häufig führt der blaue Dunst zu Lungenkrebs: 85 Prozent der Lungenkrebsfälle bei Männern und 80 der Fälle bei Frauen können mit dem Rauch in Verbindung gebracht werden. Dabei leiden nicht nur die Raucher selbst, sondern auch ihre Mitmenschen. Denn bis zu 15 Prozent der Lungenkrebs-Patienten, die selbst noch nie geraucht haben, sind durch einen verrauchten Arbeitsplatz oder das Zusammenleben mit einem Raucher erkrankt.

Der Konsum von Tabakprodukten führte jedoch nicht allein zu Tumoren in der Lunge: Auch bei Blasenkrebs, Speiseröhrenkarzinomen, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Kopfhalstumoren war Rauchen ein führender Risikofaktor.

Ungesundes Essen, zu viele Kilos auf der Wage und zu wenig Sport bergen ein weiteres großes Gefahrenpotenzial für Tumorerkrankungen. „Wenn man alle Faktoren zusammenzählt die mit Energiebilanz zu tun haben, sprich Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel, kommt man etwa auf die Hälfte aller durch Lebensstil beeinflussbaren Krebsfälle“, sagt Ulrich.

Insbesondere Männer kommen der Empfehlung der NHS, 400 Gramm Obst und Gemüse am Tag zu verzehren, der Studie zufolge nicht nach. So belegt der Mangel an Vitaminen und Mineralien bei Männern Platz zwei der Gründe für vermeidbare Krebsursachen. 6,1 Prozent der bösartigen Geschwüre, insbesondere der Verdauungsorgane und der Lunge wären so zu verhindern gewesen. „Wir hätten nicht gedacht, dass Obst und Gemüse Männer so effektiv gegen Krebs schützen können“, sagt Parkin.

Doch leider schmeckt vielen Männern Fleisch einfach besser, bestätigt die Übersichtsarbeit. Im Durchschnitt essen britische Männer 138 Gramm Schwein, Rind, Lamm sowie Schinken und Wurst am Tag, Frauen dagegen nur 78 Gramm. Auch kleinere Mengen sind immer noch zu viel: „Wir gehen davon aus, dass das Optimum die Zahl null sein sollte“, schreiben Parkin und Kollegen.


Kommentar: Es sollte auch gefragt werden, was diese Personen noch alles aßen. Fleisch und Fett gehören zum Beispiel nach Gedgaudas zu den natürlichsten Ernährungsweisen des Menschen, wenn die Entstehungsgeschichte von Menschen einmal nachvollzogen wird, im Vergleich zur Entstehung der Landwirtschaft und ihren möglichen Folgen. Es gibt sogar Berichte, wo Fleisch und Fett gegen Krebs schützen.


Frühere Studien hatten gezeigt, dass rotes Fleisch das Risiko für Darmkrebs um 15 Prozent erhöht. Verarbeitete Fleischwaren die Darmkrebsgefahr steigern die Gefahr sogar um 49 Prozent. 3,5 Prozent der Krebserkrankungen bei Männern und 1,9 Prozent bei Frauen hätten im vergangenen Jahr im Vereinigten Königreich durch den Verzicht von rotem Fleisch und Fleischwaren vermieden werden können.

Wer sich durch Bewegung fit hält, kann speziell sein Risiko für Brust-, Dickdarm- und Gebärmutterkrebs minimieren. Denn unabhängig von der Gewicht reduzierenden Wirkung des Sports, kurbelt Bewegung das Immunsystem an. Die Abwehr gegen freie Radikale ist stärker und DNA wird wirksam repariert.

Durch mehr Sport hätten rund ein Prozent aller Krebserkrankungen in England verhindert werden können. Noch dazu hätte vielen Tumore, die durch Übergewicht entstanden sind, vorgebeugt werden können.

Geschlechtsübergreifend wirkt sich nämlich zu hohes Gewicht auf Krebs der Verdauungsorgane aus. Insbesondere für Frauen lauern jedoch in den überzähligen Kilos Gefahren: Neun Prozent der Brustkrebsfälle und 33,7 Prozent der Gebärmutterkrebserkrankungen hätten im Vereinigten Königreich im vergangenen Jahr durch Normalgewicht verhindert werden können. „Wir hätten nicht gedacht, dass bei Frauen der Effekt von Übergewicht größer ist als der von Alkohol“, sagt Studienleiter Parkin.

Der Alkoholkonsum rangiert insgesamt auf Rang vier der vermeidbaren Auslöser für Krebs. Durch einen geringeren Konsum an Wein, Bier und Schnaps hätten vier Prozent der Krebserkrankungen, im Einzelnen von Mund und Speiseröhre, laut der Studie verhindert werden können.

Parkin und Kollegen ermittelten den Einfluss einer Vielzahl weiterer Faktoren auf das Krebsrisiko der britischen Bevölkerung: Unter anderem den der Arbeitsumgebung, von viralen und bakteriellen Infektionen, von radioaktiver Strahlung und Hormonersatztherapie in der Menopause. All diese Faktoren erhöhten die Gefahr für unterschiedliche Krebserkrankungen. „Eine wichtige Botschaft ist: Für jede Tumorart gibt es ein anderes Risikoprofil“, sagt Ulrich.

Parkin und sein Team berichten nur von Umständen, die man durch eigenes Zutun verändern kann. Doch immer spiele bei beim Krebs auch der Zufall eine Rolle, sagt Ulrich. Hinzu kommen genetische Anlagen und das Zusammenspiel der Erbanlagen mit der Umwelt.

Von der größten Gefahr schreiben Parkin und Kollegen nicht, so Ulrich: „Altern ist der allerwichtigste Risikofaktor bei fast allen Krebsarten - und den können wir nicht vermeiden.“