Die russische Marssonde Phobos Grunt wird im kommenden Monat auf die Erde zurückstürzen. Mehrere Dutzend Trümmerstücke mit einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm werden dann aufschlagen - irgendwo. Kleine Mengen strahlendes Material stellten kein Problem dar, sagen die Russen.
phobus grunt
© Roskokosmos / AP / dapd"Phobos Grunt" vor dem Start (Archivbild): Aufschlag zwischen 6. und 19. Januar 2012

Moskau - Sie sollte einen von Kratern übersäten Marsmond untersuchen, stattdessen könnte sie bald selbst einen Krater reißen - und zwar auf der Erde. Die defekte russische Sonde Phobos Grunt wird nach einer neuen Prognose der russischen Weltraumagentur zwischen dem 6. und dem 19. Januar 2012 irgendwo auf unserem Planeten aufschlagen. Wo genau, das können die Experten erst kurz vorher sagen.

Roskosmos berichtete am Freitag, der giftige Treibstoff von Phobos Grunt werde beim Wiedereintritt der Sonde in die Erdatmosphäre umgehend verbrennen. Aber mehrere Dutzend Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm dürften demnach die Erdoberfläche erreichen. In einem Gerät der Sonde befindet sich eine geringe Menge des radioaktiven Isotops Kobalt-57. Nach Angaben der Russen besteht dadurch aber kein Risiko.

Statistisch stehen die Chancen gut, dass Phobos Grunt sein Leben auf ähnliche Weise aushauchen wird wie die Satelliten Rosat (Deutschland, Absturz im Oktober in den Golf von Bengalen) und UARS (USA, Absturz im September im Südpazifik) - mit einem lautstarken Platschen irgendwo im Ozean. Und genau darauf dürften auch die russischen Behörden hoffen. Doch Gewissheit über den Absturzort gibt es eben erst kurz vor dem Einschlag.

Ein Team von Roskosmos-Leuten und Militärs beobachtet die Sonde auf ihrem Weg zurück zur Erde. Gleichzeitig untersucht eine Kommission den Fehlstart am 9. November. Phobos Grunt war vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet. Offenbar wegen eines Programmierfehlers zündeten dann aber die Triebwerke für den Weiterflug aus dem Erdorbit zum Marsmond Phobos nicht.

Zwischenzeitlich hatte es noch einmal Hoffnung gegeben, als Fachleute der Europäischen Weltraumorganisation Signale der Pannensonde aufgefangen hatten. Doch schnell stellte sich heraus, dass die Daten unleserlich sind. Das 120-Millionen-Euro-Projekt war dem Untergang geweiht. Damit ist die erste interplanetare Forschungsmission Russlands seit 15 Jahren gescheitert - und irgendwann im Januar dann auch endgültig vorbei.

chs/AP