Yeti-Finger, angeblicher
© BBCDer angebliche "Yeti-Finger".
London/ England - Ein Ende der 1950er Jahre aus einem Himalaya-Kloster gestohlener, mumifizierter Finger, der Teil einer dort aufbewahrten angeblichen Yeti-Hand sein soll und jahrzehntelang als verschollen galt, wurde 2008 in einem Londoner Museum ausfindig gemacht und einer DNA-Analyse durch schottische Wissenschaftler unterzogen. Jetzt hat die BBC die Ergebnisse der Analyse veröffentlicht. Das Ergebnis: Der Finger stammt nicht von einem Yeti sondern von einer menschlichen Hand. Die Kontroverse um die Yeti-Hand ist damit jedoch noch nicht vorbei.

Die Geschichte des aus Nepal herausgeschmuggelten angeblichen Yeti-Fingers liest sich wie die Vorlage zu einem Spionageroman: 1957 finanzierter der US-Ölmagnat Tom Slick eine Reihe von Himalaya-Expeditionen auf der Suche nach dem Yeti. Auf einer dieser Expeditionen erfuhr der Forscher Peter Byrne, dass in der Abtei von Pangboche die mumifizierte Hand eines Yetis aufbewahrt werde. Tatsächlich konnte er wenig später besagte Hand im Kloster selbst in Augenschein zu nehmen.

Seine Anfrage, die Hand oder auch nur Teile davon zu erhalten, wurde mit dem Hinweis auf einen Fluch, der das Kloster ereile, sollte die Hand die Mauern verlassen, von den Mönchen abgelehnt. Zurück in London trafen sich Slick und Byrne mit dem Primatologen Dr. William Osman Hill, der Byrne einen menschlichen Finger übergab, den dieser bei einem weiteren Besuch im Pangboche-Kloster gegen einen der Finger der Yeti-Hand austauschen sollte.

Nachdem Byrne den menschlichen Finger derart bearbeitet hatte, dass dieser den Fingern der angeblichen Yeti-Hand ähnelte, gelang ihm angeblich tatsächlich der Austausch der beiden Finger. Das nächste Problem, den Transport des "Yeti-Fingers" außer Landes, löste Byrne mit Hilfe des Hollywood-Schauspielers James Stewart, von dessen Interesse am Yeti er wusste und der sich zur fraglichen Zeit gerade auf einem Urlaubsaufenthalt in Kalkutta befand. Im Unterwäschekoffer von Stewarts Frau Gloria gelangte der Finger dann außer Landes und schlussendlich unversehrt nach London.

Hier wurde der Finger unmittelbar von Dr. Osman Hill eingehend untersucht. Dieser kam zu dem Schluss, dass es sich nicht um einen menschlichen Finger handele. Obwohl bekannt war, dass Hill den Finger dem "Hunterian Museum" gestiftet, verlor sich schon kurze Zeit später dann die Spur des Fingers und dieser galt jahrzehntelang als verschollen.

Durch Zufall entdeckte der BBC-Journalist Matthew Hill den Finger 2008 in den Beständen des Museums der Royal College of Surgeons. Auch der heute 85-jährige Peter Byrne bestätigte gegenüber Hill, dass es sich bei dem gefundenen Finger um jenen Finger handele, den er damals aus dem Kloster geschmuggelt hatte.

Mit Unterstützung der BBC konnte nun eine DNA-Analyse des Fingers durch Experten der Royal Zoological Society of Scotland durchgeführt werden, deren Ergebnis die BBC gestern bekannt gegeben hat.

Demnach erklärte der für die Analyse Verantwortliche Dr. Rob Ogden, dass die gefundene DNA menschlich sei. "Zwar war das für uns keine große Überraschung. Dennoch waren wir ein wenig enttäuscht, nicht etwas völlig Neues gefunden zu haben."

Der Primatenexperten Ian Redmond fügte gegenüber der BBC hinzu: "Nach allem, was wir von Yeti-Berichten wissen, hätte ich einen sehr viel robusteren und längeren Finger erwartet, vielleicht sogar mit einem Haarteilen. Ohne die dazugehörige Geschichte, hätte ich den Finger schon alleine beim ersten Anblick für den eines Menschen gehalten."

Was den mittlerweile verstorbenen Dr. Osman Hill dazu geführt hatte, den Finger einst als "nicht-menschlich" einzustufen, bleibt wahrscheinlich für immer unbekannt. Nicht zuletzt wird sicherlich auch die Geschichte um die vertauschten menschlichen Fingerknochen dazu führen, dass die Diskussion um die angebliche Yeti-Hand im Pangboche-Kloster auch weiterhin kontrovers geführt werden wird. Seit einem Einbruch in das Kloster in den 1990er Jahren gilt auch der Rest der Hand gemeinsam mit einem ebenfalls im Kloster bis dahin aufbewahrten angeblichen Skalp eines Yetis als verschollen. Hier wird heute nur noch eine anhand von Fotos hergestellte Replik der Hand, wie sie von Spezial-Effekt-Experten aus Hollywood hergestellt wurde, aufbewahrt. Eine Rückgabe des nun untersuchten Fingers an das Kloster wird derzeit diskutiert.

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