In wenigen Tagen soll die außer Kontrolle geratene russische Raumsonde „Phobos-Grunt“ abstürzen. Wo genau, ist unbekannt. Für Pannen wie diese macht die russische Raumfahrtbehörde nun andere Mächte mitverantwortlich.

Für die schwere Pannenserie in der russischen Raumfahrt schloss die Moskauer Raumfahrtbehörde Roskosmos Sabotage als Ursache nicht aus. „Heute existieren sehr mächtige Mittel, um Flugkörper zu beeinflussen“, sagte Behördenchef Wladimir Popowkin der Zeitung Iswestija vom Dienstag. Die zahlreichen Fehlstarts im vergangenen Jahr könnten durchaus auch mit „technischen Störungen von außen“ zusammenhängen, mutmaßte Popowkin.

Bereits kurz nach dem Verlust seiner Marsmond-Sonde Phobos-Grunt, die an diesem Sonntag abstürzen soll, hatte Russland im November die starke Strahlung einer US-Radarstation in Alaska mitverantwortlich für die Panne gemacht.

Russland räumt eigene Fehler ein

Die rund 120 Millionen teure Phobos-Grunt sei aber zudem technisch nicht ausgereift gewesen, räumte Popowkin ein. „Wir hatten Terminverpflichtungen gegenüber der Europäischen Raumfahrtagentur zu erfüllen, deren Geräte in der Raumsonde installiert waren, sowie gegenüber China, dessen Satelliten wir zum Mars bringen sollten“, sagte der Roskosmos-Chef. „Wir waren uns der Risiken bewusst - aber wir waren Geiseln unserer eigenen Beschlüsse.“

Wegen der Panne der Raumsonde und mehreren Abstürzen von Trägerraketen steht Popowkin nach nur acht Monaten im Amt bereits erheblich unter Druck. Die am 9. November gestartete Raumsonde sollte zum Marsmond Phobos fliegen, kreist aber wegen technischer Probleme zurzeit in etwa 190 Kilometer Höhe um die Erde. Den Triebswerksausfall hatten die Experten nicht in den Griff bekommen.

Absturzort der Sonde bleibt unbekannt

Der mögliche Absturzort von Phobos-Grunt sei weiter unbekannt, sagte der russische Raumfahrtexperte Igor Lissow. Der Flugverlauf in den nächsten Tagen sei unter anderem abhängig von der Sonnenaktivität.

Der Großteil der rund 13,5 Tonnen schweren Raumsonde, darunter hochgiftige Stoffe wie das radioaktive Kobalt an Bord, werde wohl in der Erdatmosphäre verglühen, sagte Lissow. Schon im Dezember hatte es geheißen, dass die Sonde bis spätestens 19. Januar in Richtung Erde stürzen werde.

ps/dpa