Delfin
© NASAArchiv: Delfin
Rennes/ Frankreich - Französische Verhaltensforscher haben beobachtet, dass Delfine in einem Showaquarium des Nachts "sprechen". Die von den Meeressäugern abgegebenen Laute entsprachen jedoch nicht den Delfinlauten, sondern dem Gesang von Buckelwalen, deren Laute den Tieren bei Tage vorgespielt worden waren.

Begleitet von Musik, führen die Delfine Péos, Mininos, Cécil, Teha und Amtan jeden Tag im Aquarium des "Planète Sauvage" im französischen Port-Saint-Père ihre eingeübten Kunststücke vor. In der Nacht jedoch, so berichten Verhaltensforscher um Martine Hausberger und Dorothee Kremers von der Université de Rennes 1 in der Onlineausgabe des Fachmagazins Frontiers in Comparitative Psychology, gaben die Tiere für sie ungewohnte Laute von sich, wie sie erstaunlicherweise dem Gesang von Buckelwalen gleichen, die ihnen als Teil des Soundtracks der Vorstellungen tagsüber vorgespielt wurden.

Sollten sich die Vermutung der Forscher bewahrheiten, so wäre dies der erste Nachweis dafür, dass Delfine neu gehörte Laute erst Stunden nach dem Hören übernommen haben. Der Umstand, dass die Tümmler die Laute nicht schon gleich wiederholten, könnte so neue Erkenntnisse über die Art und Weise offenbaren, wie die intelligenten Tiere Erinnerungen verarbeiten und behalten.

Da nur wenig über das akustische Verhalten der Delfine bei Nacht bekannt war, belauschten die Forscher die Tiere mit einem Unterwassermikrofon. Eines Nachts identifizierten Hausberger und Kollegen 25 neue Töne, die die Tiere, die nachts mehr oder weniger zufällig immer wieder Töne von sich geben, zuvor noch nie von sich gegeben hatten. Welcher der Delfine die Laute von sich gab, war jedoch nicht klar.

Da Delfine dafür bekannt sind, dass sie Verhaltensweisen und auch Geräusche imitieren, studierten die Forscher alle jene Geräusche, denen de Tiere tagsüber ausgesetzt waren und fanden entsprechende Klänge im Soundtrack der Delfinshow des Aquariums, der neben Musik auch Möwengeschrei, den Pfeiftönen der Delfine selbst auch den Gesang von Buckelwalen beinhaltete.

Mit Hilfe eines Computerprogramms verglichen die Forscher dann die Aufzeichnungen der nächtlichen Laute der Delfine mit den unterschiedlichen Geräuschen des Show-Soundtracks und entdeckten, dass besonders zwei Laute sehr ähnlich waren. Da es sich bei den Delfinen im "Planète Sauvage" um Tiere handelt, die schon in Gefangenschaft geboren wurden, konnten sie diese Laute also nicht außerhalb des Aquariums von echten Walen gehört haben.

In einem nächsten Schritt wurden 20 freiwillige Testpersonen darum gebeten, die von den Forschern entdeckte Übereinstimmung der nächtlichen Delfinlaute mit den Walgesängen aus dem Show-Soundtrack im Blindtestverfahren zu vergleichen und zu bestimmten, ob diese Klänge von Walen oder Delfinen stammen.

Wie die Wissenschaftler berichten, klassifizierten die Testpersonen in 76 Prozent der Fälle die eigentlichen Delfinlaute fälschlicherweise als echte Walgesänge.

Zwar war schon zuvor bekannt, dass Delfine in freier Wildbahn auch Walgesänge imitieren, doch wurde dieses Verhalten immer nur unmittelbar nach dem Hören der Vorgabe beobachtet. Da die Aquarium-Delfine die Walgesänge nicht während der Vorstellung selbst von sich gegeben hatten, deutet die Beobachtung für die Forscher daraufhin, dass die Tiere das Einüben bzw. die Wiederhabe der Imitation auf Stunden danach verschoben hatten.

Das Forscherteam um Hausberger vermutet, dass der Grund für die Imitation der Walgesänge durch die Delfine darin liegt, dass es während der Show die Aufgabe der Tiere ist, Dinge zu erlernen und zu erinnern. Zudem markierten die Vorführungen eine besondere Zeit im Tagesablauf der Tiere, da sie während der Show für korrekt erbrachte Leistungen belohnt werden. Allerdings sind auch andere Geräusche teile des Soundtracks und die Tiere sind in ihren Basins auch den Rest des Tages zahlreichen weiteren akustischen Eindrücken ausgesetzt.

"Es gibt so viele Dinge, die die Delfine imitieren könnten," kommentiert Hausberger ihre Beobachtung. "Es ist wirklich erstaunlich, dass das einzige, was die Tiere erkennbar imitieren, der Gesang der Wale ist."

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher herausfinden, ob die Tiere während ihrer nächtlichen Imitation schlafen oder gar träumen. Dies könnte Einsichten darüber erlauben, ob Träume - ähnlich wie bei Menschen - den Tieren dabei behilflich sind, sich Dinge besser einzuprägen. Hierzu wollen die Forscher des Nachts die Tiere mittels Elektroenzephalografie zu überwachen, und so die Hirnaktivität der Tiere zu überprüfen.

- Die vollständige Studie mit weiterführenden Materialien und Klangbeispielen finden Sie hier.

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / frontiersin.org