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© cropcircleconnector.com 29. Juli 2011: Kornkreis-Fälschung unterhalb des Rivar Hill in Wiltshire.

West Woodhay/ England - Die am 29. Juli 2011 in einem Weizenfeld zu Füßen des Rivar Hill in der südenglischen Grafschaft Wiltshire entdeckte Kornkreisformation stellte das größte Exemplar diesjähriger Kornkreise in England dar. Nur wenige Stunden nach der Entdeckung wurde das Muster allerdings vom Farmer aus dem Feld geschnitten, noch bevor Forscher eingehende Untersuchungen anstellen konnten (...wir berichteten). Jetzt haben Kornkreisfälscher ein Video veröffentlicht, das belegt, dass der Kornkreis-Drachen Menschenwerk war - Kornkreisforscher zeigen sich allerdings wenig überrascht.

Bei dem auf Youtube veröffentlichten Video handelt es sich um verstärkte Aufnahmen mit Hilfe einer Nachtsicht-Überwachungskamera, die auf dem das Feld überblickenden Hügel positioniert war. "Mit Beginn des Mitschnitts ist bereits der zentrale und für die Konstruktion grundlegende Teil der Formation im Feld zu sehen, was bedeutet, dass schon vor dem Start des Timers Arbeiten im Feld vollendet waren", erläutert der Kornkreisforscher Andreas Müller (kornkreise-forschung.de). "Wie lange diese Arbeit gedauert hatte und ob bis zum Beginn des Videomitschnitts auch schon weitere Arbeitsschritte - etwa Vermessungen und Markierungen im Feld, wie sie auf dem grobkörnigen und lichtschwachen Film nicht zu erkennen wären - vorhanden waren, geht also aus den Aufnahmen selbst nicht hervor."


Nachdem der Timer einsetzt vergehen bis zur vermeintlichen Vollendung der Arbeiten knapp vier Stunden. Doch auch hier bemerkt Müller an, dass anhand des Videos nicht ersichtlich ist, ob die Formation mit Ende des Films auch in allen, am späteren Morgen gefundenen Details, vollendet wurde. "So gab es beispielsweise zwischen den großen Kreisen noch zahlreiche kleine Kreise, wie sie auf den Aufnahmen aufgrund der geringen Bildqualität nicht zu erkennen sind. Zudem brechen die auf Youtube gezeigten Aufnahmen ab, obwohl sich die als bewegende dunkle Punkte abzeichnenden Fälscher noch im Kornkreis sind. (...) Fakt ist aber, dass die durchaus zumindest beeindruckend große Kornkreisformation offenbar noch vor Tagesanbruch vollendet werden konnte", so Müller. "Wie lange genau die Arbeiten gedauert haben, bleibt indes erneut fraglich."

Der Umstand, dass der Kornkreis mit Hilfe der Aufnahmen als Fälschung geoutet wurde, verwundert Müller und Kollegen, die wir die Formation noch für wenige Minuten im Feld begutachten konnten, bevor der Bauer die Forscher aus dem Feld verwies und das Muster mit dem Mähdrescher zerstörte, indes nicht.

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© cropcircleconnector.com Detailansicht ungenauer Formationselemente im Kornkreis am Rivar Hill.
"Während der Gesamteindruck der Formation aus der Luft, nicht zuletzt auch aufgrund der Achsenlänge von etwa 200 Metern, auf den ersten Blick beeindrucken kann, kann dieses Bild anhand geometrischer Unsauberkeiten (s. Abb.) schon aus der Luft aber auch am Boden nicht aufrechterhalten werden. Auch wenn uns im Feld selbst nur kurze Zeit zur Begutachtung blieb, fanden sich an den Pflanzen und anhand der Art und Weise, wie das Getreide niedergelegt wurde, Hinweise auf menschliche Verursacher. Ursprünglich war es aufgrund der geringen Begutachtungszeit nur schwer möglich, diese genau zuzuordnen - hierfür benötigt es in der Regel eine intensive Untersuchung der Formation - aber gemeinsam mit dem nun vorgelegten Video fügt sich alles zusammen. Das Video selbst halte ich für authentisch, da die Vorgehensweise und Aktivität mit dem, was wir von den Methoden und Herstellungsweisen von Fälschern kennen, übereinstimmen", so Müller weiter.

"Schon seit Jahren vertrete ich die Überzeugung, dass auch Menschen schöne und auch große Kornkreise herstellen, bzw. das 'echte Phänomen" kopieren können - und das auch während einer einzigen Nacht.

Diese 'kopierten Kornkreise' unterscheiden sich aber weiterhin von anderen Kornkreisen - eben jenen Kornkreisen, die uns Forscher wirklich interessieren. Diese zeigen Details und Veränderungen an Pflanzen und Böden auf, wie sie durch menschliche Aktivität schlicht und einfach nicht erklärt werden können. Zudem entstehen 'echte' (also nicht von Menschen auf mechanische Weise erzeugte) Kornkreise nicht über einen Zeitraum von mehreren (4+) Stunden, sondern - glaubt man den zahlreichen Augenzeugen - binnen weniger Augenblicke und Sekunden.

Schlussendlich waren wir uns aber auch schon bei unserer kurzen Begehung der Kornkreisformation am Rivar Hill vor Ort einig, dass sich darin zahlreiche Merkmale fanden, die schon zu diesem Zeitpunkt erste Zweifel an der 'Echtheit' dieses Kornkreismusters aufkommen ließen. Das Video bestätigt also vielmehr unsere Einschätzung der Formation vor Ort und die Ergebnisse der Kornkreisforschung."