In England regnet es immer. Von wegen! Jetzt sollen die Bürger Wasser sparen: Schläuche werden verboten, Baden verpönt - und es soll weniger geduscht werden.
Water
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Nichts hält sich hartnäckiger als das Vorurteil, in England regne es beständig. Irrtum: Nirgends regnet es weniger als in Teilen Englands, von der Mitte über East Anglia, Kent und, natürlich, London und seinen Süden. Weil der Niederschlag in diesen Gegenden seit zwei Jahren zu wünschen übrig lässt, Flüsse und Reservoirs austrocknen, haben Regierung und Wasserwerke jetzt Alarm geschlagen und eine Dürre vorausgesagt, mit empfindlichen Folgen für Privathaushalte, Landwirtschaft und die Freizeitindustrie.

Richard Aylard von "Thames Water" konstatiert die regenärmste Zweijahresperiode seit Beginn der Messungen 1884. Den Kunden dürfte der Einsatz von Wasserschläuchen bald untersagt werden.

Zugleich empfiehlt er praktisches Haushalten: "Den Hahn abdrehen beim Zähneputzen konserviert sechs Liter Wasser pro Minute, und eine Minute weniger lang duschen spart zehn Liter", meint er zu wissen. Das Baden in der Wanne sei Verschwendung, Obst solle man in einer Schüssel, nicht unter fließend Wasser waschen und die Toilettenspülung endlich mit Modulen für zwei Mengen umrüsten.

Eine Verknappung der Wasserressourcen befürchtet vor allem die Landwirtschaft; dagegen sollen die Olympischen Spiele von Einschränkungen verschont bleiben. Doch erste Versorgungsunternehmen haben den Einsatz einer Entsalzungsanlage im Mündungsgebiet der Themse beantragt, zur dringenden Herstellung von Trinkwasser.

Und das Umweltministerium? Dort kümmert man sich um die Fische, betäubt deren Bestände in Niedrigwasserflüssen und bringt sie im Norden des Landes in Sicherheit. Denn im Nordwesten und Schottland herrscht Regenüberfluss, und so hat Londons Bürgermeister Boris Johnson vorgeschlagen, Wasserleitungen zu bauen zum Transport des kostbaren Nasses von Nord nach Süd. Eine Art Wasserpendant zum deutschen Länderfinanzausgleich.

Jedenfalls: Wer noch immer vom regenreichen England spricht, weiß nicht, wovon er redet.