Einem aktuellen Bericht der Ärztezeitung zu Folge schädigt Dioxin nicht nur die Haut, sondern auch die Leber der Menschen und Tiere, die damit in Kontakt kommen. Keine von Menschen hergestellte Substanz ist toxischer als das Dioxin 2,3,7,8-TCDD.

Unter dem Sammelbegriff “Dioxin” sind verschiedenste Dioxine mit unterschiedlichen Schädlichkeitsgraden zusammengefasst. Gemeinsam ist ihnen die Toxizität, sozusagen ihre “Giftigkeit”. Dioxine fallen als Nebenprodukte beispielsweise bei der Herstellung von chlor-organischen Chemikalien oder bei Verbrennungsprozessen an.

Die häufigste Quelle, mit der die Luft durch Dioxine belastet wird, ist die Metallherstellung. Wer mit Dioxin in Kontakt kommt, erleidet schlimmstenfalls schwerwiegende Vergiftungen. In Folge derselben treten langfristige Schäden ein. Dioxine lagern sich nämlich im Fettgewebe ein und sind daraus kaum wieder zu entfernen.

In der Öffentlichkeit wurden Dioxine schlagartig bekannt, als der Chemieunfall in Seveso passierte und Tausende von Menschen an Chlorakne erkrankten. Auch der Anschlag auf den Politiker Wiktor Juschtschenko ging durch die Presse. Chlorakne ist das erste erkennbare Zeichen einer akuten Dioxinvergiftung. Später treten Leberschäden ein. Der Stoffwechsel gerät durcheinander. Die Werte von Lipiden, Cholesterin oder Trans-Aminasen steigen. Als Folge davon können Entgleisungen des Immunsystems, der Hormone oder Auszehrung diagnostiziert werden.

Auch in der Nahrungskette reichert sich Dioxin an. Seitens des WHO wurde das 2,3,7,8-TCDD als für Menschen krebserregend eingestuft. Man hält es für einen der stärksten Förderer für Krebs. Eine hohe Exposition führt häufig zu Leukämie und Tumoren. Weitere Folgen sind auf ungeborene Kinder zu erwarten, denn Dioxine schädigen auch Föten.

Fatalerweise ist die Toxizität der Dioxine so hoch, weil sie sich in Lebewesen an ein dort verbreitetes Zellprotein ankoppeln: Den so genannten Arylhydrocarbonrezeptor. Er ist an der Übersetzung der Gen-Aktivität beteiligt und kontrolliert unter anderem Wachstum und Differenzierung der Zellen. Er nimmt außerdem Einfluss auf die Schilddrüsenhormone und verursacht Störungen des Vitamin-A-Stoffwechsels.

Erschwerend kommt hinzu, dass man die tödliche Grenzdosis für Menschen derzeit nicht errechnen kann. Für Mäuse kann man das heute schon tun. Doch je nach Tierart kann der Wert stark schwanken. Fünfzig Prozent einer Mäusepopulation sterben, wenn sie 100?g Dioxin pro Kilo Körpergewicht ausgesetzt werden. Der gleiche Wert wurde bei Wiktor Juschtschenko gemessen. In Seveso maß man damals Serumspiegel von bis zu 56 parts per Billion (1 part per billion = 1 Millionstel).