Terrorismus, Sonneneruptionen und marodierende Horden: An jeder Ecke lauert der Weltuntergang. Reiche Amerikaner haben nun einen Weg gefunden, dem zu entgehen - im umgebauten Luxusbunker mit Swimmingpool und Kino.

Versteckt tief unter der Prärie im Mittleren Westen entsteht ein Paradies für Ängstliche: US-Raketenbunker aus der Zeit des Kalten Kriegs werden zu katastrophensicheren Luxuswohnungen umgebaut. Interessenten haben bereits sieben Millionen Dollar (5,3 Millionen Euro) bezahlt, um sich im Ernstfall ein komfortables Überleben zu sichern.

„Ihre Sorgen reichen von einem Zusammenbruch der Wirtschaft oder einer Pandemie bis hin zu Terrorismus oder einer Lebensmittelknappheit“, sagt der Unternehmer Larry Hall, der das Projekt entwickelte. Eines der Apartments hat der 55-Jährige für seine eigene Familie reserviert. Er hat Angst, dass Sonneneruptionen die Stromversorgung zum Erliegen bringen und die Welt ins Chaos stürzen könnten.

2,7 Meter dicke Betonwände schützen vor Atomwaffen

Während des Kalten Kriegs lagerten in den Bunkern nordwestlich der Stadt Salina im Bundesstaat Kansas Atomwaffen. Mit 2,7 Meter dicken Wänden aus Beton sollte das Lager auch einem atomaren Angriff standhalten. Sieben der 14 unterirdischen Geschosse verkauft Hall als Wohnungen - für zwei Millionen Dollar pro Stockwerk. Die Hälfte der Fläche sei bereits verkauft, Verträge für zwei weitere Einheiten seien in Vorbereitung, sagt der Geschäftsmann.

Den künftigen Bewohnern soll es an nichts fehlen - egal, was im Rest der Welt vor sich geht. Die Lebensmittelvorräte können 70 Menschen fünf Jahre lang versorgen. Eine innen liegende Gärtnerei sowie eine Fischzucht garantieren Frisches selbst in dem Fall, dass die Wohnungseigentümer ihren Bunker nicht verlassen können.

Schwimmbad, Bibliothek und Kino gegen Langeweile

Damit das Leben unter der Erde nicht langweilig wird, plant Hall ein Schwimmbad, ein Kino und eine Bibliothek. Weitere Stockwerke sind für ein Gesundheitszentrum und eine Schule vorgesehen. Riesige Wassertanks sorgen für sauberes Trinkwasser; Windräder und Generatoren sichern die Stromversorgung, wenn das öffentliche Netz zusammenbricht.

Ein großes Anliegen ist es dem Unternehmer, seine Kundschaft vor marodierenden Horden zu schützen. Für die Sicherheit ist das ganze oberste Stockwerk reserviert. Kameras werden den Stacheldrahtzaun rund um das Gelände überwachen. Eindringlinge können nicht mit Gnade rechnen: „Wenn sie versuchen, über den Zaun zu klettern, können wir sie betäuben“, sagt Hall. „Wenn sie ins System eindringen wollen, dann werden wir ihnen ein Ende setzen.“

Bildschirme zeigen wechselnd Paris und New York

Furcht vor einem Weltuntergang gab es immer wieder in der Geschichte der Menschheit. „Angst verkauft sich noch besser als Sex“ sagt John Hoopes, der sich als Professor für Anthropologie an der Universität Kansas mit dem Thema beschäftigt. Durch die Medien verbreiteten sich Untergangszenarien wie nie zuvor. „Jetzt wird der ganze Planet einbezogen und das ist die Folge des Internets“, sagt der Professor. „Die Leute wollen nicht die einzigen sein, die sich vor dem Unausweichlichem, dem Tod, fürchten. Also suchen sie nach Strategien, sich weniger allein und hilflos zu fühlen.“

Im ehemaligen Atomwaffenbunker wird gerade eine 167 Quadratmeter große Wohnung für eine Geschäftsfrau und ihre beiden Kinder fertig gestellt. Als Ersatz für Fenster hängen Bildschirme an den Wänden, die wahlweise Ansichten aus Paris, New York oder Bilder von Wald und Meer zeigen.

Footballspieler, Filmproduzenten und Politiker sind interessiert

Es habe viele weitere Interessenten gegeben, sagt der Unternehmer Hall. Unter ihnen ein prominenter Footballspieler, ein Filmproduzent und bekannte Politiker. Aber sie alle hätten nach der ersten Anzahlung von einer Viertelmillion Dollar kein weiteres Geld überwiesen. Jetzt verlangt Hall den Gesamtpreis im Voraus. Dennoch ist der Geschäftsmann zuversichtlich, bis August alle Wohnungen verkauft zu haben. Schließlich ereigneten sich ständig weitere Katastrophen. Nach dem Erdbeben in Mexiko vor kurzem hätten sich mehrere potenzielle Käufer gemeldet.

cwe/AFP