Fast 200 Feuerwehrmänner kämpften den ganzen Tage gegen die Flammen. Explodierende Gasflaschen brachten sie immer wieder in Lebensgefahr.
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© ReutersEin Großbrand in Siemensstadt hat die Feuerwehr den ganzen Donnerstag in Atem gehalten und für dichte Rauchwolken nahe dem Flughafen Tegel gesorgt - der Tag.
Ein chaotisch wirkendes Trümmerfeld aus Schutt, verbogenen Stahlträgern und verrußten Autowracks hat der Großbrand einer Lagerhalle in Siemensstadt hinterlassen. Dieses Bild bot sich am Donnerstag Feuerwehrleuten, als sie nach mehr als achtstündigen Löscharbeiten gegen Mittag erstmals die eingestürzte Halle an der Gartenfelder Straße aus der Nähe betrachten konnten. Fast 200 Feuerwehrmänner waren seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt gewesen, das Inferno unter Kontrolle zu bringen. Die benachbarten Lager- und Fabrikhallen konnten zwar gerettet werden, doch das riesige Lagergebäude, in dem der Großbrand ausgebrochen war, brach wie ein gigantisches Kartenhaus zusammen. Es brannte vollständig aus.

Die Feuerwehr kontrollierte mit mehreren Messfahrzeugen die Luftqualität um den Großbrand. Zwar wurden laut Feuerwehrsprecher Sven Gerling erhöhte Schadstoffkonzentrationen gemessen, sie lagen jedoch unterhalb der Grenzwerte, ab denen Alarm ausgelöst werden müsste. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe nicht bestanden.

Kurz nach 4 Uhr am Donnerstagmorgen war in der Leitzentrale der Feuerwehr der Notruf eingegangen. In einer Lagerhalle sei ein Auto in Brand geraten, hieß es. Zwei Löschstaffeln machten sich umgehend auf den Weg. Beim Eintreffen der ersten Löschfahrzeuge war sofort klar, dass 20 Mann hier nicht viel ausrichten konnten. Das 24.000 Quadratmeter große Hallengebäude brannte bereits in voller Ausdehnung; eine riesige Qualmwolke stieg in die Luft. „Die Halle stand schon in Vollbrand. Die Kollegen alarmierten bereits während ihres Eintreffens Verstärkung. Die Leitstelle hat sofort 50 weitere Brandbekämpfer in das Gewerbegebiet beordert“, berichtete Sven Gerling. Außerdem sei ein Löschboot der Feuerwache Spandau-Süd ebenfalls in Marsch gesetzt worden. Das Boot musste jedoch erst eine Schleuse passieren, bevor es die Löschmannschaften unterstützen konnte.

Hydranten ohne Wasser

Zeitweilig waren bis zu 170 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz, dazu eine Flotte von 20 Löschfahrzeugen, fünf Drehleiterwagen sowie ein Speziallöschfahrzeug, das der Flughafen Tegel zur Verfügung stellte. Die gewaltige Hitze verhinderte zunächst einen direkten Angriff auf den Brandherd. Somit konnte anfangs nur von außen gelöscht werden. Das Hauptaugenmerk lag darauf, ein Übergreifen der Flammen auf drei angrenzende Lagerhallen zu verhindern. Dabei befanden sich die Löschtrupps in ständiger Lebensgefahr: Immer wieder explodierten Druckgasbehälter in dem Lagergebäude, in dem sich vor allem ältere Autos und Lastwagen befanden, die für den Export bestimmt waren. Außerdem lagerten in der Halle große Mengen von Teppichen, die wie die Fahrzeuge ebenfalls zerstört wurden.

Bei ihren Löscharbeiten hatten die Feuerwehrleute nicht nur gegen die Flammen und die Hitze zu kämpfen, sondern auch mit der ungenügenden Wasserversorgung auf dem weitläufigen Gewerbeareal. Aus etlichen Hydranten sei zu wenig Wasser gekommen, mit zu geringem Druck. Andere seien vollkommen trocken gewesen, sagte Sven Gerling. Ein weiteres gefährliches Hindernis war der Umstand, dass die Stromversorgung nicht abgeschaltet werden konnte. Der Generator, der die benachbarten Lager- und Produktionshallen versorgte, befand sich in einem wegen der Flammen und der Hitze nicht erreichbaren Nebengebäude der brennenden Halle.
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© DAPDEs bleibt ein riesiger qualmender Schuttberg.
Der gewaltige Rauchpilz über der Einsatzstelle lag direkt in der westlichen Einflugschneise des Flughafens Tegel. Anfliegende Flugzeuge mussten die große Wolke durchqueren. Beeinträchtigungen für den Flugverkehr, Verspätungen oder Flugausfälle gab es nach Angaben der Deutschen Flugsicherung jedoch nicht.

Nachdem am Vormittag das Dach der Lagerhalle eingestürzt war, konnte die Feuerwehr das Großfeuer mit gewaltigen Wassermengen auch von den Dächern der anderen Lagerhallen aus bekämpfen. Mit Unterstützung des Löschbootes: Es schleuderte pro Minute 5000 Liter Wasser in die Flammen. Die Feuerwehrmänner kämpften bis zur Erschöpfung: Sie mussten regelmäßig nach vier Stunden ausgewechselt werden.

Mehrere Freiwillige Feuerwehren mit dabei

Um die Einsatzbereitschaft der Berliner Feuerwehr in der gesamten Stadt aufrecht zu erhalten, beteiligten sich nach Gerlings Angaben auch mehrere Freiwillige Wehren an dem Großeinsatz. Erst gegen 10.15 Uhr war die Brandstelle unter Kontrolle, die Gefahr einer Ausweitung war gebannt. Es sollte aber noch mehr als zwei weitere Stunden dauern, bis die ersten Löschtrupps in die Reste der Halle vordringen konnten. Selbst von den Wänden der Halle standen nur noch ein paar Fragmente. Ein Teil der Einsatzkräfte konnte nach stundenlangem Einsatz wieder abrücken. Die am Brandort zurückbleibenden Feuerwehrleute gingen gegen noch nicht gelöschte Brandnester vor. Diese Arbeiten sollten noch bis weit in den Abend dauern.

Wodurch der Großbrand ausgelöst wurde - einen technischen Defekt, Fahrlässigkeit oder Brandstiftung - war zunächst noch nicht bekannt. Auch über die Schadenshöhe lagen noch keine Schätzungen vor.