Im Südwesten Deutschlands starben im letzten Jahr hunderttausende Amseln an dem gefährlichen Usutu-Virus. Bisher gingen Experten davon aus, dass sich das Virus hierzulande nur in Flusstälern verbreiten kann. Ihre Theorie scheint nun leider widerlegt.
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© Daniel Reinhardt/DPAIm letzten Jahr fielen hunderttausende Amseln im Südwesten Deutschlands dem Usutu-Virus zum Opfer

Das für Vögel tödliche Usutu-Virus ist erstmals auch bei einer toten Amsel in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden. Das teilte dasBernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg am Freitag mit. Die Krankheit hatte im vergangenen Sommer im Südwesten Deutschlands zu einem Massensterben von Amseln geführt.

Der Ausbruch der Infektion könne nun auch weitere Bundesländer erfassen, sagte der BNI-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Das Virus sei außerdem erneut in sechs toten Amseln aus Rheinland-Pfalz gefunden worden, so dass es hier wieder zu einem Massensterben kommen könne. Im vergangenen Sommer waren im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg hunderttausende Amseln erkrankt und verendet.

Der Fund aus Siegen in NRW zeige, dass sich das Usutu-Virus nicht vorwiegend in Flusstälern ausbreite, sondern durch normale Stechmücken in Ballungsgebieten, erklärte Norbert Becker von derKommunalen Aktionsgemeinschaft zur Schnakenbekämpfung (KABS) im pfälzischen Waldsee. Sie hatte in dieser Woche rund 20 tote Amseln zur Untersuchung nach Hamburg geschickt.

In der Pfalz bei Landau, rund um Neustadt/Weinstraße und bei Bad Dürkheim seien in diesem Jahr bisher insgesamt 95 tote Vögel gemeldet worden, teilte Becker mit. Die Forscher rufen dazu auf, infizierte Vögel zu melden. Sie hätten ein zerzaustes Gefieder, könnten kaum noch fliegen und taumelten auffällig, weil das Virus auch das Gehirn befalle. Tote Vögel sollten möglichst rasch an das BNI in Hamburg geschickt werden, teilte das Institut mit.

ono/DPA