Einige Sicherheitsleute von Area 51 werden wohl ihren Job wechseln müssen. Wie nun bekannt wurde, drang ein BBC-Fernsehteam in die Sperrzone der hoch geheimen US-Basis ein und wurde erst festgenommen, als einer der ungebetenen Gäste an die Tür des Wachhauses klopfte.
Area 51
Schon eine skurrile Geschichte: Da macht sich ein zwölfköpfiges Team von britischen Fernsehleuten und Ufo-Interessierten zu einer Rundreise durch den Westen der Vereinigten Staaten auf, um seltsamen Phänomenen nachzugehen, kommt dabei auch zur supergeheimen Testanlage
Area 51 und erlebt dort schließlich ein echtes Phänomen, allerdings der völlig unerwarteten Art.

Die bunte Truppe, begleitet vom irischen Komiker Andrew Maxwell und dem britischen Ufologen Darren Perks näherte sich am späten Nachmittag des 14. Mai jenen magischen Grenzen zur Area 51. Das BBC-Filmteam hatte nicht die Route über die schon legendäre Groom Lake Road gewählt, die von östlicher Richtung ins Sperrgebiet führt und daher auch als »Sunrise Road« bekannt ist, sondern fuhr von der winzigen Ansiedlung Rachel an das vor einigen Jahren doppelt gesicherte »Back Gate« im Norden, das offiziell unter »Rachel Gate NT TR Boundary North« firmiert. In etwa 50 Meter Entfernung parkten die »Ausflügler« ihren Bus und marschierten dann geradewegs auf die Abschrankung mit den üblichen Warnschildern zu - »Fotografieren verboten«, »militärisches Sperrgebiet«, »Betreten verboten«, alle Vorwarnungen dieser Art inklusive der Androhung tödlicher Gewalt oder zumindest von empfindlichen Haftstrafen.

Als die Gruppe direkt vor der Schranke und dem gleich am Gate befindlichen Zaun stand, rührte sich allerdings überhaupt nichts: Niemand war zu sehen, nirgendwo standen Fahrzeuge, einfach nichts. Das Sonnenlicht lag golden auf einer friedlichen Landschaft, das Militär schien sich im Dornröschenschlaf zu befinden. Etwas weiter entfernt waren einige Radarschüsseln zu sehen, davor das vergrößerte Wachgebäude, in dem allerdings niemand so recht wach zu sein schien. Die britischen Besucher nutzten die Gunst der Stunde und filmten drauf los. Eigentlich war es nur die Gunst einer halben Stunde, aber das genügte eigentlich auch. Es blieb jedenfalls erstaunlich ruhig, was sich so keiner vorgestellt hatte. Dann versuchten die Filmemacher sogar, mit lautem Rufen auf sich aufmerksam zu machen. Auch dies ohne Erfolg.

Es gab ja schon einmal so eine ähnliche Geschichte - als der für das bekannte US-Magazin Popular Mechanics tätige Journalist Jim Wilson zur Area 51 hinausfuhr, um nachzuprüfen, ob man dort überhaupt noch aktiv sei. Das war im Sommer 1997. An der Sperrzone traf er ebenfalls keine Security-Leute an, trotz Licht- und Hupsignalen, die er dort beharrlich abgab. Jim Wilson vertrat die Ansicht, Area 51 sei zugunsten einer geheimen militärischen Anlage in Utah aufgegeben worden, was natürlich absolut nicht stimmte. Vielmehr hatte er sich tatsächlich vertan und stand vor der Absperrung einer gewöhnlichen Ranch, die überhaupt nichts mit »The Ranch«, eben der echten Area 51, zu tun hatte.

Bis zum heutigen Datum lässt sich die unverminderte Aktivität von Area 51 anhand vieler Beobachtungen und Fakten nachweisen. Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen, dass sie sogar extensiv ausgebaut wurde, dass neue Hangars und Pisten errichtet wurden und auch die Sicherheitsvorkehrungen zumindest von der »Hardware« her verbessert wurden. Auf dem Sonderparkplatz des Janet Terminal am McCarran Airport in Las Vegas stehen heute wie eh und je meist mehr als 1.000 Fahrzeuge. Sie gehören Mitarbeitern von Area 51, die vom Geheimterminal in Las Vegas hinaus zur Wüstenbasis geflogen werden.

Nun, alles schön und gut, aber was war nun mit dem BBC-Team? Hatten die Filmer etwa auch vor einer harmlosen Rinderfarm geparkt oder aber doch vor der echten Ranch des alten Uncle Sam? Tatsächlich gibt es keinerlei Zweifel daran, dass die Briten am Tor zu Area 51 standen. Was also lief da falsch?

Sie warteten noch eine Weile, zögerten zunächst und entschlossen sich dann, die Warntafeln und Abschrankungen zu ignorieren. Ein durchgängiger Zaun existiert nicht, und es ist ein Leichtes, den Schlagbaum zu passieren - da gibt es keine weiteren Absicherungen, die ein Eindringen verhindern könnten. Das riesige Gelände lässt sich ohnehin nicht komplett umzäunen, zumindest wäre das kaum sinnvoll, und die eigentliche Basis ist von den Grenzen noch meilenweit entfernt. Vom Back Gate aus sind noch längst keine Geheimnisse zu erspähen. Dennoch überaus merkwürdig, dass auf der anderen Seite so wenig los war. Nun standen die ungebetenen Gäste unbehelligt sogar innerhalb des Sperrgebiets, sie hatten jetzt den heiligen Boden von Area 51 betreten. Das volle Dutzend versammelte sich in unmittelbarer Nähe des Wachhauses, schaute sich in Ruhe um und filmte noch einmal gut 30 Minuten. Einige der Eindringlinge hatten sogar nichts anderes zu tun, als »herumzualbern und einen dümmlichen Tanz aufzuführen«, erinnert sich Perks.

Eine Begleiterin ging auf das Wachhaus zu, um einen Blick durchs Fenster zu werfen. Dort sah sie die Wachhabenden in trauter Runde beim Essen zusammensitzen und Baseball schauen. Selbst jetzt bemerkten sie nichts. Mittlerweile war es kurz nach sechs Uhr abends. Nach einigen weiteren Minuten entschloss sich einer der TV-Mannschaft, an die Türe zu klopfen und mit den Security-Leuten zu sprechen. Dann war sofort »die Hölle los«...

Die Guards stürmten nach draußen, richteten ihre Waffen auf die Eindringlinge und herrschten sie an, sich unverzüglich auf den Boden zu legen, mit dem Gesicht nach unten. Jeder wurde gründlich durchsucht, Telefone, Brieftaschen und Ausweispapiere wurden dabei genauso konfisziert wie die Kameraausrüstung. Etwa drei Stunden »durfte« die Crew nun so liegenbleiben, bis die Sheriffs von Lincoln County angerückt waren, um die Delinquenten zu übernehmen. Nacheinander marschierten die allzu neugierigen Besucher von Area 51 wieder aus dem Sperrgebiet, um anschließend vom Sheriff verhört und verwarnt zu werden, per schriftlicher Anordnung, diese Tat nicht etwa zu wiederholen. Die Eindringlinge mussten damit rechnen, für sechs Monate hinter Gitter zu kommen. Der Fall wurde sogar von Washington aus nach London gemeldet. Das Kittchen blieb ihnen erspart, lediglich eine Geldstrafe von 375 Pfund musste jeder entrichten. Man ließ Milde walten, vielleicht, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen. Immerhin stand die BBC hinter den Eindringlingen.

Nachdem die Sheriffs eingetroffen waren und die Situation weitgehend geklärt war, konnte Perks noch einige Worte mit einem der Wachleute von Area 51 wechseln. Manchmal sind tatsächlich Gespräche möglich, obwohl die Security allgemein angewiesen ist, auf Distanz zu gehen. Ich hatte über die langen Jahre meiner Recherchen zu Area 51 wiederholt Begegnungen und auch Gespräche mit den dortigen anonymen Sicherheitskräften, es gab Verfolgungsjagden in der Wüste, man drohte mir auch wohlwollend mit Gefängnis und anderen erfreulichen Dingen.

Vieles hat sich mittlerweile geändert: So hielt ich mich damals noch in Territorien auf, die heute bereits in die Area 51 einverleibt sind. Aber vieles ist auch gleich geblieben. Der Sicherheitsmann ließ auch gegenüber Perks einen jener markigen Sprüche los, wie sie für Personal der Basis typisch sind: »Wir können dich verschwinden lassen und dein Körper wird nie gefunden.« Wie er ebenfalls berichtete, sei ein Apache-Kampfhubschrauber zur Beobachtung unterwegs gewesen, es gebe Sensoren im Boden, die sämtliche sich nähernden Fahrzeuge sofort melden, genau wie jeden Wanderer in den umliegenden Bergen. So wüssten sie sofort, wenn jemand in der Nähe sei. Sicher, auch das gibt es schon lange. Das Militär hat bereits mehrere Generationen von Bewegungsmeldern eingesetzt, die neuesten mit zusätzlicher Technik, um nicht mehr so einfach lokalisiert werden zu können, wie das früher noch möglich war. Wir hatten damals so manchen geortet und »ausgebuddelt«, um verschiedene Informationen zu gewinnen, alles aber als Regierungseigentum unversehrt zurückgelassen. Irgendwann nach einer späteren Aktion kreuzte bei meinen amerikanischen Freunden das FBI auf, drohte mit Verhaftung auf Arbeit und konfiszierte unter anderem Computer. Die Sache kam damals allerdings ins US-Fernsehen, was der Area 51 unerwünschte Publizität brachte.

Fast schon witzig: Die Behörden verlangten, die Detektoren mindestens ein Jahr nicht mehr anzurühren. Tatsache war, dass die nächste Detektorgeneration mit der veränderten Elektronik ausgestattet wurde. Letztlich kann sich das Militär nicht beklagen: Ab und an helfen Außenstehende, die Sicherheit zu optimieren. Jede aktive Recherche birgt auch das Risiko späterer Erschwernisse, so ist das eben.

Wenn nicht aktive Beobachter, Fotografen und Filmteams auf dem letzten verbliebenen Blickpunkt zur Area 51 aufgetaucht wären, dem abgelegenen, rund 2400 Meter hohen Tikaboo Peak, dann wäre auch gewiss nicht vor kurzem eine Wetterstation dort oben errichtet worden (mehr darüber und neue Entwicklungen zu Area 51 im ersten Novemberkapitel von Unzensiert 2012 - Was die Massenmedien Ihnen verschweigen). Schon als ich 1995 die überhaupt ersten hoch aufgelösten Aufnahmen der Basis von diesem Standort aus machte, war mir klar, dass das Militär hier über kurz oder lang etwas unternehmen würde. Meine »Schnappschüsse« wurden damals im amerikanischen Fernsehen gezeigt, bald rückten die TV-Teams selbst an und zoomten von Tikaboo auf die Basis. Den Betreibern passte das alles natürlich nicht. Würde man aber aus solchen Erwägungen heraus überhaupt nicht recherchieren, käme gar nichts heraus.

Über die vielen Jahre hinweg haben wiederholte Landnahmen dazu geführt, die Area 51 immer unzugänglicher werden zu lassen. Auch die übrigen Sicherheitsvorkehrungen sind angewachsen. Aber der Vorfall am Backgate von Area 51 belegt, dass manchmal gravierende Fehler geschehen. Kaum vorstellbar, dass ein Fernsehteam eine Stunde lang in unmittelbarer Nachbarschaft des Wachhauses herumturnt, dann noch die Abschrankung passiert und trotzdem immer noch nicht entdeckt wird. Eigentlich wirklich undenkbar, und doch ist es geschehen. Die zuständige Wachmannschaft hockte mümmelnd vor dem Fernseher, um Baseball zu gaffen und darüber ihre eigentliche Aufgabe völlig zu vergessen. Auf sie werden wohl ernste Konsequenzen zugekommen, alles weniger glimpflich abgelaufen sein als für die Eindringlinge. An sich hat die gesamte Aktion natürlich nichts gebracht. Entscheidende Einblicke ließen sich daraus nicht gewinnen. Das Team konnte nicht einmal aus der Ferne einen Blick auf die eigentliche Basis werfen. Wer einige Meter in die Sperrzone hineinläuft, wird keine Geheimnisse lüften.

Dieser aktuelle Vorfall dürfte wieder einiges in den Köpfen der Verantwortlichen bewegt haben. Man darf für die Zukunft von deutlichen logistischen Änderungen zur Basissicherheit ausgehen. Und es empfiehlt sich keinesfalls, dem zwölfköpfigen Team nachzueifern und einmal einen ähnlichen Familienausflug »über die Grenze« zu organisieren...