Im Nahost-Konflikt hat sich die Lage am Wochenende weiter zugespitzt. Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen starben nach Angaben der dort regierenden Hamas am Sonntag elf palästinensische Zivilisten - so viele wie bisher bei keinem anderen Einzelangriff seit Beginn der israelischen Offensive.
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© CC-BY-SA, free gaza, FlickrDieses Bild wurde 2009 aufgenommen und zeigt, dass der Terror durch die Führung Israels vorrangig Unschuldige betrifft: KINDER!
Jerusalem/Gaza - Aus dem Gazastreifen hingegen wurde weiter mit Raketen auf Israel geschossen. Am Sonntagabend gab es in der Metropole Tel Aviv abermals Luftalarm, zwei herannahende Raketen wurden aber vom israelischen Abwehrsystem "Iron Dome" abgeschossen. Unter der wachsenden Besorgnis der Weltöffentlichkeit drohte Israel der Hamas mit einer massiven Ausweitung seiner Offensive im Gazastreifen. US-Präsident Barack Obama riet Israel von einer Bodenoffensive ab.

Seit Beginn der Offensive am Mittwoch starben in Israel drei Zivilisten durch Raketen aus dem Gazastreifen. Dort starben im gleichen Zeitraum nach Angaben der Behörden mindestens 65 Palästinenser durch israelisches Bombardement.

Ein Hamas-Sprecher sagte am Sonntagabend, eine israelische Rakete habe ein dreistöckiges Wohnhaus zerstört, elf Menschen seien gestorben. Unter den Opfern waren Sanitätern zufolge auch fünf Kinder und zwei Frauen. Der militärische Zweig der Hamas erklärte, das Massaker werde nicht unbestraft bleiben. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte den Weltmächten zugesagt, Opfer unter der Zivilbevölkerung unter allen Umständen zu vermeiden.

Angesichts des anhaltenden Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen drohte Netanyahu Palästina am Sonntag mit massiven Schritten. "Die israelischen Streitkräfte sind darauf vorbereitet, die Hamas und die Terrororganisationen einen hohen Preis zahlen zu lassen", sagte er im Kabinett.

Im Rahmen eines Treffens mit dem französischen Außenminister Laurent Fabius forderte Netanyahu einen Stopp der Raketenangriffe der im Gazastreifen herrschenden Hamas. "Erst mal müssen die Raketenangriffe (auf Israel) aufhören, und dann können wir über den Rest reden", so Netanyahu. Ähnlich hatte sich zuvor schon Israels Außenminister Avigdor Lieberman geäußert.

Die Gespräche in Kairo unter Ägyptens Vermittlung bewerteten Hamas-Vertreter am Sonntag als "positiv". Die Gruppierung forderte eine Garantie, dass die "Aggression und die Morde aufhören". Eine Möglichkeit sei, dass die USA als Israels engste Verbündete ein "Garant" für eine Waffenruhe werden könnten. Nach ägyptischen Angaben nahm am Sonntag auch ein israelischer Vertreter an den Verhandlungen in Kairo teil.

Seit Israels Luftwaffe mit schwerem Bombardement auf Raketen aus dem Gazastreifen reagiert, wird über eine Bodenoffensive diskutiert. Israel hat dazu unter anderem beschlossen, bis zu 75.000 Reservisten einzuberufen. Entlang der Grenze zum Gazastreifen brachte Israel Panzer, Artillerie und Infanterie in Stellung - ein Szenario, das an den Beginn des Gaza-Kriegs vor vier Jahren erinnerte. Es ist erklärtes Ziel des jüdischen Staates, die Raketen der islamistischen Hamas auszuschalten und sie von Angriffen auf Israel abzuschrecken.

US-Präsident Barack Obama bekräftigte, Israel habe das Recht, sich gegen Raketenangriffe zu verteidigen. Eine Bodenoffensive gelte es aber besser zu vermeiden. Das sei nicht nur im Sinne der Bevölkerung des dicht besiedelten und eng begrenzten Küstengebiets, sondern auch Israels. Mit Bodentruppen im Gazastreifen wachse schließlich die Gefahr, dass es auf Seiten des israelischen Militärs Opfer gebe. Seine Regierung sei zusammen mit anderen Ländern um eine Beilegung der Krise bemüht.


Kommentar: Dieser Satz wird in beinahe fast jeden Artikel wiederholt, als ob sich Israel zu rechtfertigen hätte. Was diese Politiker des psychopathischen Systems auch tun müssten!


Die israelische Flugabwehr schoss schon Sonntagfrüh zwei auf Tel Aviv abgefeuerte Raketen ab. Zeitgleich flog die Luftwaffe, die am Samstag die Zentrale der Hamas zerstört hatte, weitere Luftangriffe. In der Nacht auf Sonntag wurden acht Journalisten verletzt, als die Israelis ein von Medien genutztes Gebäude unter Feuer nahmen. Eine Militärsprecherin sagte, Ziel der Aktion sei eine "von der Hamas für terroristische Aktionen benutzte Übertragungsantenne" auf dem Dach des Gebäudes gewesen.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi versuchte weiter, eine Waffenruhe zu vermitteln. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon wurde am Montag in Kairo erwartet. Die Arabische Liga kündigte für Dienstag die Reise einer Delegation nach Gaza an. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle erwägt nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin seinerseits eine Reise in die Region.