Bislang kamen solche Horror-Geschichten vor allem aus den USA und aus Japan: Fleischfressende Bakterien dringen über die Haut in den Körper eines Schwimmers ein. In der Folge schwellen die betroffenen Körperregionen an und färben sich rot. Außerdem bilden sich blutige Hautblasen Ohne Behandlung kann es zu einer Blutvergiftung kommen, manchmal müssen Ärzte die infizierten Gliedmaßen sogar amputieren. Im schlimmsten Fall versagen die Organe des Erkrankten.
Horror-Bakterium lebt in Gewässern
Ursache dieser gefürchteten Erkrankung ist Bakterium Vibrio vulnificus. Dabei handelt es sich um ein Stäbchen-Bakterium, das in Flussmündungen, Brackwasser-Tümpeln und Küstengebieten vorkommen kann. Der bekannteste Vertreter ist Vibrio cholerae - der Cholera-Erreger.
Tod nach Bad in der Ostsee
Nach 2010 gibt es in Deutschland jetzt wieder einen Toten nach einer Vibrionen-Infektion. Insgesamt erkrankten in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern bislang sechs Ostsee-Schwimmer.
Erreger liebt milde Wassertemperaturen
Experten fürchten, dass sich solche Fälle in Zukunft häufen könnten. „Es gab schon immer Vibrionen in der Nord- und in der Ostsee“, erklärt Stephan Hühn von der Forschungsgruppe Vibrio des Instituts für Lebensmittelhygiene der FU Berlin. Solange das Wasser kalt ist, bleiben die Bakterien jedoch im Meeresboden. Doch sobald sich das Meer auf 15 bis 20 Grad Celsius erwärmt, verlassen sie das Sediment. Und sie vermehren sich rasend schnell.
Deshalb gehen nicht nur die Forscher an der FU davon aus, dass vor allem der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung der Meere dazu bei trägt, dass der Erreger auch bei uns immer häufiger auftritt. Damit nicht genug, ermöglichen die milderen Wassertemperaturen es auch Stämmen, hier heimisch zu werden, die früher keine Überlebenschance gehabt hätten. „Vor Helgoland haben Wissenschaftler des Alfred Wegener Instituts tatsächlich eine Erwärmung des Meeres von etwa 1,3 Grad Celsius innerhalb der letzten Jahre gemessen“, sagt Biochemiker Hühn. Und dort hätten Forscher auch Vibrionen-Stämme entdeckt, die es früher in der Nordsee nicht gegeben hätte.
Kommentar: Die Meereserwärmung könnte eventuell mit einer erhöhten Unterwasser-Vulkanaktivität einhergehen und damit ebenso die Ostsee erwärmen.
Kommen die Bakterien per Schiff?
Nicht bestätigt hat sich bislang der Verdacht, dass die eingewanderten Bakterien per Schiff in Nord- und Ostsee gelangen, etwa im Ballastwasser. Wäre dem so, hätte ihre Zuwanderung bereits vor Jahren einsetzen müssen. Außerdem wird das Ballastwasser heute meist mit Chlor oder Ozon desinfiziert, bevor es ins Meer gelassen wird.
Besonders giftige Stämme vermehren sich am stärksten
Besonders fatal: Stephan Hühn und seine Forscherkollegen haben Anzeichen dafür, dass sich vor allem die extrem giftigen Bakterienstämme im warmen Wasser wohlfühlen. So konnten sie in den relativ gleichwarmen Meeren vor den Küsten Asiens beobachten, dass sich dort Vibrio cholerae besonders stark ausbreitet.
Männer sind besonders gefährdet
Doch auch der Stamm, der jetzt sogar den Tod eines Mannes verursachte, ist unter den Forschern gefürchtet. „Vibrio vulnificus kann sogar über winzige Verletzungen wie einen Ameisenbiss in den Körper eindringen, und dann diese fürchterlichen Schäden hervorrufen“, sagt Stephan Hühn. Für Panik sieht er dennoch keinen Grund: Anfällig seien vornehmlich Risikogruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Grundsätzlich sind Männer außerdem gefährdeter, denn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen schützt vor einer Vibrionen-Infektion.
Vibrionen auf dem Teller?
Doch nicht nur im Meer finden Stephan Hühn und seine Kollegen die gefährlichen Vibrionen - auch in importieren Shrimps aus Thailand und Ecuador entdeckten sie Erregerstämme aus den Ursprungsländern. Eine Gefahr für die Verbraucher besteht Hühns Ansicht nach jedoch nicht: „Werden die Meeresfrüchte gut durchgegart, kann man sie bedenkenlos verzehren.“
Kommentar: Könnte dieses Bakterium auch einen kosmischen Ursprung haben?
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