Das "Jahr ohne Sommer" 1816 hatte bereits einen Vorläufer kurz zuvor. Doch niemand weiß, welcher Vulkan dafür verantwortlich war. Nun gibt es eine erste Spur.© checkinwithcharlie.bangordailynews.comDer kalte Sommer von 1816
Im Jahr 1815 explodierte der indonesische Vulkan Tambora, 1816 folgte dann das "Jahr ohne Sommer", weil die Asche- und Schwefelteilchen der Eruption wie ein Sonnenschirm wirkten und die Erde abkühlten. Doch der Tambora allein war nicht schuld daran, dass die
Zeit zwischen 1810 und 1820 das weltweit kälteste Jahrzehnt der letzten 500 Jahre wurde. Schon zuvor musste ein Vulkanausbruch die Atmosphäre verdunkelt haben - das deuten zumindest entsprechende Aerosolablagerungen in grönländischen und antarktischen Eisbohrkernen an. Allein: In keiner Chronik der damaligen Epoche fand sich ein entsprechender Vermerk. Ort und Zeitpunkt der "unbekannten Eruption" ließen sich nicht ausfindig machen. Nun hat Caroline Williams von der University of Bristol zusammen mit ihrem Team aber womöglich einen Hinweis gefunden, nachdem sie sich monatelang erfolglos durch spanische Kolonialchroniken gearbeitet hatten. Erst als sie die Schriften des kolumbianischen Astronomen José de Caldas, Leiter des Observatoriums in Bogota von 1805 bis 1810, analysierten, stießen sie auf eine passende Beschreibung.
Im Februar 1809 berichtete Caldas von einem
Mysterium, das eine dauerhafte, stratosphärische und "durchsichtige Wolke" umfasste, welche "die strahlende Sonne über Bogota hemmt". Diese Bedeckung begann laut seinem Schreiben am 11. Dezember 1808 und war überall in Kolumbien zu beobachten. Detailliert beschreibt er, dass die Sonne nur noch matt silbern schimmernd wahrzunehmen war und von vielen mit dem Mond verwechselt wurde. Es sei kalt gewesen, und die Felder mit Frost bedeckt, der die Ernten zerstörte. Kurz darauf entdeckten die Forscher zudem eine kurze Notiz des peruanischen Physikers José Hipólito Unanue aus Lima, der zur gleichen Zeit von glühenden Sonnenuntergängen schreibt - eine häufige Erscheinung nach Vulkanausbrüchen und ausgelöst durch die Ascheschwebfracht in der Atmosphäre, die das Licht stärker streut. Die Folgen der "unbekannten Eruption" waren also auf beiden Seiten des Äquators zu sehen.
Diese beiden ersten schriftlichen Augenzeugenberichte, die bislang aufgetaucht sind, deuten darauf hin, dass der Ausbruch innerhalb von zwei Wochen vor dem 4. Dezember 1808 stattgefunden haben muss. Um Ort und Zeit der Katastrophe weiter einzugrenzen, wollen die Wissenschaftler nun alte Schiffstagebücher auswerten. Rätselhaft bleibt allerdings, warum ein derartig starker Ausbruch kaum Spuren in den Chroniken der damaligen Zeit hinterließ. Williams vermutet, dass dies mit den herrschenden politischen Turbulenzen beiderseits des Atlantiks zusammenhing:
In Europa tobten die Napoleonischen Kriege, die auch Spanien als Unabhängigkeitskrieg erfassten. Gleichzeitig verstärkten sich die Freiheitskämpfe in Südamerika, die letztlich die Kolonialzeit dort beendeten. Viele Historiker wandten sich daher wahrscheinlich der Politik- und Kriegsberichterstattung zu und hatten kein Auge für geologische Ereignisse.
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Die Zeit zwischen 1810 und 1820 war das weltweit kälteste Jahrzehnt der letzten 500 Jahre - ein vulkanischer Winter. Dabei kühlte sich die untere Erdatmosphäre nach den Vulkanausbrüchen ab.
Asche und Schwefeldioxid (SO2), aus denen sich Aerosole aus Schwefelsäure bilden, werden bei einer größeren Eruption bis in die Stratosphäre geschleudert und verteilen sich dort wie ein Schleier über die gesamte Erde. Die Sonnenstrahlen werden dadurch teilweise absorbiert oder zurückgestreut. In der Stratosphäre verursacht dies eine Erwärmung. Am Boden kommt es im Mittel zu einer Abkühlung des Weltklimas, regional und abhängig von der Jahreszeit kommt es gleichzeitig aber auch zu Erwärmungen.
© scied.ucar.eduAnomalie der Sommertemperaturen 1816
Artikel über Vulkanausbrüche denen lange kalte Winter folgten:
Was bedeutet das für unsere Zeit?Die
Vulkane auf unserer Erde sind in den letzten Monaten sehr aktiv. Dabei wurde auch eine Menge Asche und Schwefeldioxid in die Luft geschleudert. Wir werden sehen, welche
Auswirkungen dies auf das Wetter in den nächsten Wochen und Monaten hat bzw. wie kalt und schneereich der Winter sein wird. Wie damals Anfang des 18. Jahrhunderts haben wir heute wieder unruhige Zeiten mit vielen Kriegen und der weltweiten Finanzkrise aber auch Krankheiten wie Ebola. Darüber hinaus kämpfen viele - auch bei uns - mit den Folgen von extremen Wetterereignissen und anderen planetarischen Umwälzungen - und es gibt immer mehr davon...
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Ich weiß nicht, ob das Absicht ist aber es müsste eigentlich so heißen: "Erste Augenzeugenberichte des unbekannten Vulkanausbruchs Anfang des 19. Jahrhunderts".