Idealer Journalismus zeichnet sich durch faktische, investigative, unbeteiligte und vollständige Berichterstattung aus. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Wir illustrieren das anhand von konkreten Beispielen in der kürzlichen Vergangenheit.

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In der Nachrichtensendung von RT Deutsch, "Der fehlende Part" vom 19. November 2014, interviewte Moderatorin Jasmin Kosubek den ORF Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz zum Thema Spaltung der Ukraine. Wehrschütz verglich die Spaltung der Ukraine mit zwei zerstrittenen Eheleuten, die nur nach einer gewissen Abkühlungsphase und anschließender Reintegration über die Wirtschaft wieder zusammengebracht werden können. Er sagte (Betonung hinzugefügt):
Wir haben viele Tote auf beiden Seiten, wir haben auf beiden Seiten Gruppen, die bewaffnet sind, die keine regulären Streitkräfte sind, die werden jetzt durch die Front voneinander weggehalten. Um auch möglicherweise zu verhindern, dass sie Anschläge auf anderen Gebieten des jeweiligen Territoriums durchführen, braucht es eine Abkühlungsphase.
Anhand des hinzugefügten Fettdrucks sehen wir, dass hier das 'Argument der goldenen Mitte' vertreten wird: beide Seiten werden in äußerstem Gleichgewicht dargestellt und es entsteht der Eindruck, dass beide Seiten gleichermaßen Schuld am Konflikt tragen. Sott.net hat im Juli 2014 dieses 'Argument der goldenen Mitte' im Lichte der Angriffe Israels auf Gaza beleuchtet. Wir empfehlen unseren Lesern, diesen Artikel nochmals zu lesen und das Prinzip wirklich gut zu verstehen, denn es ist in jedem Gebiet der Berichterstattung über politische Konflikte anzutreffen; so auch häufig in den Berichten über den heutigen Konflikt zwischen dem globalen Westen und dem Osten, mit der Ukraine in der Mitte.

Danach stellte die Moderatorin dem Journalisten die folgende Frage:
Trotzdem ist sich der Westen zumindest sicher, dass quasi Russland der alleinige Schuldige ist, aber müsste man der Fairness halber nicht auch sagen, dass der Westen auch eine gewisse Mitschuld an dieser Spaltung und eben auch an dem andauernden Konflikt trägt?
Eine berechtige Frage! Aber der Journalist blockte diese sofort ab:
Suggestivfragen sind im Journalismus an sich verboten. Aber in einem Punkt muss ich ganz klar sagen, Frieden ist in Europa ohne Russland nicht möglich.
Es ist sicherlich richtig, dass Suggestivfragen im Journalismus verboten sind. Die Frage der Moderatorin war aber nur ein ganz kleines Bisschen suggestiv (mit ihrem eingefügten Wort "Fairness"). Doch einmal von den Details ganz abgesehen: In der hervorgehobenen Antwort des Journalisten verbergen sich vier ganz wesentliche Charaktereigenschaften des heutigen Journalismus im Allgemeinen, die ich herausarbeiten möchte:

1. Es wurde mit einem Paramoralismus ('Solche Fragen sind verboten!') begegnet. Paramoralismen sind an sich schon suggestiv, da es sehr einfach ist, sie als gegeben und 'allgemein gültig' hinzunehmen, und weil man selbst nicht als 'unmoralisch' gelten möchte. (Für eine genauere Definition siehe Fußnote [1])

2. Es wurde nur auf moralische Weise geantwortet, aber keine Fakten vorgebracht. Eine faktische Beantwortung der gestellten Frage hätte es viel mehr ermöglicht, einem ursächlichen Verständnis der Phänomene in der Ukraine und der ganzen Welt näher zu kommen. Aber diese Chance wurde vereitelt. Um unsere Leser an die Fakten zu erinnern: Der Euromaidan-Protest im Frühjahr wurzelte zwar in einer Unzufriedenheit in der ukrainischen Bevölkerung, wurde aber tatsächlich von den USA ausgenutzt, angefacht und instrumentalisiert, um die globale Realität zu erschaffen, die heute vorherrscht: Die versuchte Einkesselung Russlands wegen globalen, imperialen, expansionistischen Motiven des Westens. Die Instrumentalisierung der Ukraine und der westlichen Massenmedien (die nun verkünden: 'Putin ist böse!') ist dabei nur ein Mittel für diesen größeren Zweck, der niemals offen erwähnt wird. Dieser Punkt wurde in den letzten Monaten von aus Graswurzel-Journalismus stammenden Berichten ("Alternative Medien") mehr als hinreichend genau dokumentiert.

3. Wir entdecken in der gegebenen Antwort einen Doppelstandard: Zuvor wurde noch erklärt, wie beide Pole in der Ukraine am Konflikt gleichermaßen teilhaben. Aber wenn gefragt wird, wer den Gegenpol zu Russland auf internationaler Ebene bildet, herrscht meistens Stille oder Indignation. Bei Doppelstandards wird ein Standard nur auf einzelne Situationen angewendet, nämlich dort, wo es bequem ist und wo es gerade in die Ideologie passt.

4. Es ist zwar sehr idealistisch zu sagen, dass Suggestivfragen im Journalismus nichts zu suchen haben, aber gleichzeitig ist das in unserer heutigen Welt völlig unrealistisch. Denn seit die Ukraine-Krise im Februar dieses Jahres sich offen zu zeigen begann (die Vorläufer erstrecken sich mehrere Jahre in die Vergangenheit), befindet sich die ganze Welt in einem verstärkten Informations-Krieg. Und wie in einem jeden Krieg lassen sich hohe Ideale nur schwer aufrecht erhalten, so auch im Journalismus. Suggestionen sind allgegenwärtig. Jeder hat eine Meinung.

Als ein besonders klares Beispiel, das diesen vierten Punkt illustriert, sehen Sie sich das folgende kurze (ca. 4 Minuten) Interview an. Der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Linken, Alexander Neu, gab am 28. Juli 2014 in der Sendung Moma ein Interview. Er hebt die Rolle der USA im derzeitigen globalen Konflikt hervor, aber die Moderatorin will davon nichts hören. Am Ende des Interviews überrascht die Journalistin die Zuschauer mit einer nicht-so-versteckten Suggestion:


Bevor im Journalismus nicht jedwede Interpretationen, Annahmen, Rückschlüsse, Auslassungen und Meinungsbildungen als solches explizit gekennzeichnet werden, und unzensierte und unveränderte Fakten für sich sprechen dürfen, sollte man es besser unterlassen, den Menschen Glauben zu machen, dass die heutige Karikatur des Journalismus noch irgend etwas mit ihrem Ideal zu tun hat und daher kompetent genug ist, die Realität -- so wie sie tatsächlich ist -- abzubilden. Alles andere ist Scheinheiligkeit.

Deshalb ist investigativer Journalismus, betrieben durch die Bürger selbst (was auch Graswurzel-Journalismus genannt wird), in der heutigen Zeit, wo die Massenmedien nicht mehr ihre originale Aufgabe übernehmen, so wichtig. Wie kürzlich jemand auf Twitter meinte:


Das folgende kurze Video (ca. 2 Minuten) ist ein weiteres Beispiel bezüglich genereller Auslassungen im Journalismus: In der Sendung des ZDF, heute plus vom 25. Juli 2014, wurden Fragen der Zuschauer über Twitter live in der Sendung gestellt. Offensichtlich wurden diese Fragen vor der Weiterleitung ins Studio nicht genau genug gefiltert und zensiert. Denn Heute-Moderatorin Barbara Hahlweg rang nach Worten, als sie darauf antworten musste, warum generell Stillschweigen über die langjährigen völkermörderischen Vorgänge in Gaza herrscht:


Doch es gibt zum Glück auch einzelne Journalisten, die durchschauen, wie sie selbst in das internationale Netz der globalen Puppenspieler hineingezogen wurden, und letztendlich entscheiden, auszusteigen um mit ihrem Gewissen ins Reine zu kommen.

Im folgenden ausgezeichneten Interview von Russia Today erzählt Udo Ulfkotte, ehem. Journalist von der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), über die Hintergründe seiner journalisitschen Arbeit, und wie es im Populärjournalismus 'hinter verschlossenen Türen' zugeht. Er gibt uns einen interessanten Blick darauf, wie antirussische Propaganda (oder eine jede beliebige 'Propaganda des Tages') von Geheimdiensten gemacht wird, und dann bekannte Journalisten (wie er) angeheuert werden, darüber zu schreiben:


Anhand dieses Beispiels sehen wir erneut den wesentlichen Punkt, den wir hier bei Sott.net immer wieder unseren Lesern zu vermitteln versuchen: Die Fähigkeit, ein Gewissen zu haben, macht den essenziellen Unterschied zwischen Menschen aus. Nicht Hautfarbe, Nationalität, soziale Stellung oder Bildung, sondern Gewissen.

Aber warum passiert das alles? Warum haben wir so viel Suggestion und Manipulation in unseren Medien? Lassen Sie mich für einen Moment spekulieren.

Ich glaube, die Antwort liegt in der Tatsache, dass Menschen generell nicht dumm sind. Menschen haben von Natur aus ein gutes Gefühl, gute Moral, und einen guten Menschenverstand, und können Situationen intuitiv richtig und gesund einschätzen und Handlungen gegen problematische Entwicklungen setzen. Aber das würde die Pläne jener globalen Elite zunichte machen, die imperialistische Pläne für die ganze Welt ausgeheckt haben und sie umsetzen wollen. (Die kontunierliche Ausdehnung des USA-Imperiums in Länder, die Erdöl und andere natürliche Reserven haben, um einen wirtschaftlichen Kollaps zu vermeiden.)

Es ist klar, dass in unseren Medien eine vorbereitende Kriegstreiberei vorherrscht, wie das auch in der Vergangenheit vor den Weltkriegen der Fall war. Wollen normalen Menschen generell Krieg? Nein! Deshalb wird, wo möglich, verdeckt vorgegangen. Schwer auszumachende Propaganda in den Medien ist ein solcher verdeckter Weg. Ein offener Krieg wird nur dann notwendig, wenn alle anderen verdeckten Methoden gescheitert sind, und wird nur dann möglich, wenn die Menschen so weit programmiert wurden, dass sie Krieg bereitwillig akzeptieren oder es zu spät ist und nichts mehr dagegen unternehmen können. Und daher werden über die Massenmedien den Menschen ein ihnen fremdes Gedankengut auferlegt, das wegen der modernen Technologie so massiv und allgegenwärtig ist, dass sie es nicht mehr ausblenden können. Das Problem dabei ist, dass jede Lüge, die unkritisch geglaubt wird, schrittweise unser Gewissen lahmlegt und es von innen her zerfrisst.

Daher können wir nur hoffen, dass Menschen, wo noch möglich, den Ruf ihres Gewissens hören und jegliche Manipulation ablehnen. Echter investigativer Graswurzel-Journalismus ist eine Möglichkeit, dem Ruf des Gewissens durch Handlungen zu folgen. Wollen wir hoffen, dass dieser nicht ausstirbt, sondern wächst. Das Internet ist in diesem Sinne ein Segen. Aber auch jene ohne Gewissen haben den Segen des Internets erkannt und nutzen ihn.

Fußnoten:

[1]: Der Begriff Paramoralismus wurde von Andrzej Lobaczewski in seiner Arbeit Politische Ponerologie geprägt. Ein Paramoralismus ist ein pseudo-logisches Argument, das in moralischen Begriffen verfasst ist, und das einen gewissen Standpunkt verteidigen soll. Menschen, die Zweifel oder Kritik an einer vorherrschenden pathologischen Ideologie anbringen, werden von Vertretern dieser Ideologie einer paramoralischen Verurteilung ausgesetzt. Moralismen haben unter moralischen Menschen einen hohen Stellenwert, was die große Effektivität und Suggestivität eines solchen Arguments erklärt.