In ihrer Arbeit als Therapeuten erkannten die Autoren einen ungewöhnlichen Trend - Patienten mit ähnlichen Merkmalen wie erwachsene Kinder von Alkoholikern, aber ohne Hinweise auf einen Alkoholmissbrauch der Eltern. Außerdem erinnerten sich viele der Patienten nicht an irgendeine offenkundige Misshandlung als Kinder. Aus welchen Gründen zeigen diese Patienten also die dysfunktionalen, psychologischen, zwischenmenschlichen und Arbeitsmerkmale von Überlebenden eines Missbrauchs?
Die Antwort war eine andere Art von dysfunktionaler Familie, welche von den Autoren als die narzisstische Familie benannt wurde. Was alle diese Patienten gemeinsam hatten war, dass die Bedürfnisse ihrer Eltern während ihrer Kindheit den Vorrang vor den Bedürfnissen der Kinder hatten. Dies steht im Gegensatz zu gesunden Familien, in welchen die Bedürfnisse der Kinder zuerst kommen. Ohne weitere Erklärung könnte für diese Entdeckung die Bezeichnung "Dysfunktion" nicht ganz angemessen erscheinen.
Um dies also zu erklären: Ein wesentliches Ziel für die meisten Familien besteht darin gesunde Kinder aufzuziehen, die eines Tages unabhängige Erwachsene werden. In einer gesunden Familie gelingt es den Eltern diese Aufgabe zu erreichen, indem sie die Verantwortung für die emotionalen und körperlichen Bedürfnisse ihrer Kinder übernehmen. In Laufe der Zeit lehren Eltern ihre Kinder unabhängig zu sein, indem sie ihnen erlauben, die Verantwortung für ihre eigenen Bedürfnisse in einer ihrer jeweiligen Entwicklung angemessenen Art und Weise zu übernehmen. Somit ist die Hauptaufgabe der Kinder unabhängige Erwachsene zu werden. In dieser Zeit lernen sie ihre Empfindungen, Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und entsprechend zu handeln. Eltern kümmern sich um ihre eigenen Bedürfnisse oder suchen bei Erwachsenen um Hilfe. Obendrein haben die Kinder durch Nachahmungslernen ebenfalls gelernt gute Eltern zu sein.
In narzisstischen Familien wird dies wesentliche Ziel verdreht und die Erfüllung der elterlichen Bedürfnisse erlangt höchste Wichtigkeit für die Familie. Diese Wendung geschieht meist einige Zeit nach dem Kleinkindalter, da die Autoren betonen, dass die meisten Kinder narzisstischer Familien als Babys gut betreut werden. Tatsächlich geschieht es sehr wahrscheinlich einige Zeit nachdem das Kind beginnt sich von den Eltern abzugrenzen und anfängt die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. Dieser normale Entwicklungsverlauf ist schwierig für Eltern, für die es am wichtigsten ist, dass ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt werden auf Grund ihrer Arbeitsbelastung, körperlicher oder geistiger Behinderung, oder einem Mangel an Geschick bei der Kindererziehung, um einige Gründe zu nennen. Um dies zu kompensieren kämpfen die Eltern dagegen an, ignorieren die Bedürfnisse des Kindes und zwingen es zur selben Zeit dazu, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu reagieren, indem sie Aufmerksamkeit und Zuneigung zurückhalten bis das Kind auf ihre Bedürfnisse eingeht. Auf diese Weise werden die emotionalen Bedürfnisse der Kinder nicht beachtet und ihnen wird die Gelegenheit vorenthalten, allmähliche Unabhängigkeit zu erleben und etwas über sich selbst zu erfahren. Stattdessen lernen sie zu warten, um zu verstehen was ihre Eltern erwarten, um dann auf diese Erwartungen, negativ oder positiv, zu reagieren.
Die Folge dieses Erziehungsstils ist, dass die Kinder ein Abglanz der Erwartungen ihrer Eltern werden und der Chance einzigartig zu sein beraubt werden. Außerdem lernen die Kinder ihre Gefühle zu ignorieren oder lösen sich alles in allem völlig von diesen ab. Als Ergebnis davon keine Gefühle zu haben, welche sie in ihrem Handeln leiten, werden die Kinder abhängig von der Lenkung anderer. Dies ist der Prozess zu dem zu werden, was die Autoren reagierende und reflektierende Person nennen.
Die Neigung zu reagieren und reflektieren wird Kinder von narzisstischen Familien ins Erwachsenenalter folgen. Schließlich werden sie wahrscheinlich unglücklich über ihr allgegenwärtiges Bedürfnis anderen zu gefallen, ihr chronisches Bedürfnis nach Bestätigung von außen zu suchen, und die Schwierigkeit ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen. Sie neigen dazu, unter einer Unzahl von emotionalen Stressfaktoren zu leiden, einschließlich knapp unter der Oberfläche liegendem Ärger, Depression, chronischer Unzufriedenheit und mangelndes Selbstbewusstsein. Viele kämpfen mit Unentschlossenheit, da sie gelernt haben Entscheidungen basierend auf den Bedürfnissen und Erwartungen anderer zu treffen. Zwischenmenschlich neigen sie in ihrer Lebensgeschichte zu gescheiterten Beziehungen und Schwierigkeiten anderen zu vertrauen. Gelegentlich wird ihre Neigung zu Misstrauen durch Perioden völliger Selbstenthüllung erschüttert, die gewöhnlich unüberlegt geschieht und nur geringe Wirkung hat. Bei der Arbeit sind sie "Übererfüller", sogar " Workaholics", die niemals mit ihrem Erfolg zufrieden sind.
Also warum sollte es Sie kümmern, sich selbst oder Ihren Patienten als Überlebenden einer narzisstischen Familie zu erkennen? Die Antwort lautet, dass es Hoffnung auf Besserung gibt. Das Erkennen ist nur der erste Schritt. Bitte lesen Sie diesbezüglich Teil zwei einschließlich der Schritte zur Genesung.
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Teil 2
In meinem letzten Post habe ich das narzisstische Familienmodell der Autoren Stephanie Donaldson-Pressman and Robert M. Pressman besprochen, das sie in ihrem Buch The Narcissistic Family: Diagnosis and Treatment präsentieren. Ich versprach das Modell der Autoren zu Genesung zu besprechen und die Empfehlungen zu Besserung.
Der Schlüssel sich von einer narzisstischen Familie zu erholen, und dadurch sein erwachsenes Selbst zu verbessern, ist Akzeptanz. Um sich weiterzuentwickeln, muss der erwachsene Überlebende die volle Realität der eigenen Kindheit akzeptieren und die Auswirkungen, welche die eigenen Erfahrungen auf die eigene Entwicklung hatten, was auch mit einschließt wer man heute ist. Um dies zu tun, muss man zwei Dinge anerkennen: Erstens, dass man für die Ereignisse in der eigenen Kindheit nicht die Verantwortung trägt, und zweitens, dass man jedoch jetzt die die volle Verantwortung für sich selbst übernehmen muss. Der Punkt der Akzeptanz, betonen die Autoren, liegt nicht darin, den Eltern oder Betreuern die Schuld zu geben, sondern darin, für sich selbst die Wirklichkeit anzuerkennen, was die heutige Verantwortung für einen Wandel zum Besseren umfasst.
Fünf Schritte der Genesung
The stages are outline in the context of a therapeutic relationship. As such, they are designed for facilitation by a therapist. Nevertheless, I believe the concept of each is helpful to the casual self-help reader.
Die Stufen sind der Leitfaden im Kontext einer therapeutischen Beziehung. Als solche sind sie als Unterstützung durch einen Therapeuten entworfen. Trotzdem glaube ich, dass das Konzept jeder Stufe hilfreich für den informellen Leser ist, der sich selbst helfen möchte.
Schritt 1: Überdenken
Der erste Schritt zur Genesung ist die Wirklichkeit der Kindheit zu überdenken. Während man dies tut wird die Person dazu ermutigt zu akzeptieren, dass man als Kind niemals die Kontrolle hatte. Man wird auch ermutigt, als Erwachsener, jegliche Fantasie darüber aufzugeben, sich auf irgendeine Art eine perfekte Ursprungsfamilie zu erschaffen.
Schritt 2: Den Verlust der Fantasie betrauern
Auf dieser Stufe betrauert die Person die Realität, die sie im Schritt 1 wahrgenommen hat - dass sie niemals eine perfekte Ursprungsfamilie hatten und sie auch nicht erschaffen kann. Die Autoren erläutern, dass viele nach Hause für Familienfeste wie Weihnachten oder Hochzeiten zurückkehren und glauben, dass es "dieses Mal gut gehen werde". Der Zweck dieser Stufe ist, die zwecklose Hoffnung auf eine Fantasiefamilie zu beseitigen, Vorgang, der emotionale Energie für das Hier und Jetzt freisetzt und zur Verfügung stellt.
Schritt 3: Anerkennung
Hier erkennt die Person die Spuren an, welche das Aufwachsen in einer narzisstischen Familie hinterlassen hat. Man kommt zu einem Verständnis von bestimmten Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensmustern (z.B. es allen recht zu machen) und muss akzeptieren, dass, obwohl die Eigenschaften jetzt dysfunktional sind, sie einem geholfen haben, während der Kindheit zu überleben.
Stufe 4: Beurteilung
Diese Stufe mündet aus den erkannten Eigenschaften in Schritt 3. Die Person beurteilt ihr derzeitiges Selbst, was die Persönlichkeit und durch welche Verhaltensmerkmale diese jetzt ausgedrückt wird, mit einschließt, und entscheidet, was behalten und was geändert werden soll. Zu ändernde Merkmale pflegen diejenigen einzuschließen, welche sich als dysfunktional herausgestellt haben.
Stufe 5: Verantwortung für den Wandel
Die letzte Stufe ist die tatsächliche Verwirklichung des Wandels. Die Person übernimmt die Verantwortung für sich selbst und arbeitet daran, dysfunktionale Verhaltensweisen durch funktionalere zu ersetzen
Im Buch wird jeder Schritt gründlich mit hilfreichen Techniken und Fallbeispielen erklärt, welche so gestaltet wurden, dass sie die Person helfend begleiten. Es folgen nun weitere Hinweise und Fallbeispiele, welche verwendet werden, um dysfunktionelle Bereiche aufzuzeigen, die bei Erwachsenen aus narzisstischen Familien verbreitet sind. Unten sind einige Beispiele.
Dysfunktionelle Bereiche: Probleme mit der Selbstbehauptung, einschließlich dem Erkennen und Mitteilen von eigenen Gefühlen an andere
Auf Grund ihrer Erziehung könnten diese Personen Schwierigkeiten damit haben, ihre Gefühle zu erkennen oder sie sogar gänzlich begraben. Dadurch haben sie Schwierigkeiten ihre Gefühle, ihre Wünsche und Bedürfnisse mit anderen zu besprechen. Die Autoren empfehlen eine einfache Übung, die üblicherweise benutzt wird um wirksame Kommunikationsfertigkeiten zu lehren und unter der Bezeichnung "Ich fühle... ich möchte" bekannt ist. Anstatt also Türen zuzuknallen wenn Ihr Ehepartner keine Pläne für Ihren Geburtstag gemacht hat, erklären Sie zum Beispiel: "Joe, ich fühlte mich verletzt, weil Du keinen Tisch für ein Abendessen an meinem Geburtstag reserviert hast. Ich möchte, dass Du das jetzt (nächstes Jahr) machst."
Dysfunktionaler Bereich: Probleme beim Setzen von Grenzen
Viele Personen aus narzisstischen Familien fühlen sich beim Setzen von Grenzen unbehaglich, weil sie Angst haben, andere zu enttäuschen. Um diese Neigung zu überwinden und mehr persönliche Kontrolle zu erlangen, muss diese Person lernen mit etwas Missbilligung zu leben. Die Autoren stellen acht Regeln auf um zu lernen wie man Grenzen gegenüber anderen setzt. Hier sind einige:
"Korrektur ist, angemessen ausgedrückt, nicht destruktiv, verletzend oder beschämend."
"Die eigenen Bedürfnisse können nicht immer von anderen befriedigt werden, aber sie können anderen gegenüber immer auf angemessene Weise ausgesprochen werden."
"Gefühle benötigen keine Rechtfertigung - man hat immer ein Recht auf die eigenen Empfindungen."Wenn Ihnen diese Hinweise zur eigenen Weiterentwicklung gefallen, schlage ich vor, dass Sie sich mit dem Buch "The Narcissistic Family: Diagnosis and Treatment" auseinandersetzen. Sie werden ausführlichere Strategien, als ich oben angesprochen habe, finden, um sich mit Problemen auseinanderzusetzen, und auch Informationen, die ich hier nicht angesprochen habe, einschließlich zur Entscheidungsfindung, dem Belohnungsaufschub, der Vertrauensbildung und der Verbesserung von Intimität, Sex und Freundschaften.
Da möchte man doch glatt den Artikel ausdrucken und an jeden Haushalt verteilen....
In Punkt 6. und 7. des unten verlinkten Artikels wird das familiäre Problem nochmal deutlich--und eigentlich auch das globale:
[Link]