Obwohl zahlreiche Studien versucht haben, einen handfesten (oder überhaupt einen) Beweis für eine Verbindung zwischen Passivrauchen ("Zweithand-Rauch" oder "passives Rauchen") und Lungenkrebs zu finden, ihn jedoch nicht gefunden haben, besagt die Alltagsweisheit (die von den meisten Wissenschaftlern geteilt wird), dass Passivrauchen tatsächlich eine Ursache für Lungenkrebs ist. Ein Grund für diesen weit verbreiteten Mythos ist das Versagen der Nachrichtenmedien - sowohl die allgemeinen als auch die wissenschaftlichen - solche Studien zur Kenntnis zu nehmen.
Passivrauchen,rauchen
Ein weiteres Beispiel dieser "bewussten Vermeidung" hat sich erst kürzlich zugetragen. Beim jährlichen Treffen der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO, die wohl renommierteste Zusammenkunft von Krebsforschern) im Juni hat die medizinische Studentin (Ange Wang) ihre (und die ihrer Kollegen) Auswertung von Lungenkrebs und Raucherkarrieren präsentiert, die sich in der gewaltigen Datenbank der Women's Health Initiative (WHI) befinden. Ihre Schlußfolgerung: unter den 76,000+ Profilen mit all den erforderlichen Informationen hat "die gesamte Exposition gegenüber Passivrauch und den meisten Kategorien des Passivrauchens bei Frauen, die nie geraucht haben, zu keinem statistisch signifikanten Anstieg des Krebsrisikos geführt". Die Nachrichtenmeldung dieser Präsentation ist erst jetzt auf der Webseite des Journal of the National Cancer Institute (JNCI) erschienen - und bis zum heutigen Tag hat kein Medienorgan weder dem ursprünglichen Bericht noch der aktuellen Nachrichtenmeldung Aufmerksamkeit geschenkt.

Der ACSH Berater und Epidemiologe Dr. Geoffrey Kabat des Albert Einstein College of Medicine in der Bronx, New York, der über zehn Jahre lang ein Vorreiter auf diesem Gebiet gewesen ist, kommentierte das wie folgt:
"Das ist keine Überraschung für diejenigen, denen die epidemiologischen Beweise in Bezug auf die Exposition zu Passivrauchen und dem Risiko von Lungenkrebs bekannt sind. Genau genommen ist die Assoziation schwach und in sich unschlüssig. Die größten prospektiven Studien der USA, die Krebsvorsorgestudien (CPS I und II) der amerikanischen Krebsgesellschaft (ACS) zeigen jeweils entweder keine Verbindung oder eine unschlüssige Verbindung. Die viel zitierten Medienanalysen zeigen ein 25% erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bei Personen, die nie geraucht haben und dem Passivrauchen ausgesetzt waren (hauptsächlich durch die Ehe mit einem rauchenden Partner). Andere Metaanalysen weisen jedoch darauf hin, dass das erhöhte Risiko geringer sein könnte, eher etwa bei 10%. Jedenfalls muss diese Zahl verglichen werden mit dem 2.000 - 6.000% Anstieg des Risikos für Lungenkrebs bei Rauchern. Die Nachrichtenmeldung trifft die wichtige Aussage, dass wir die schwache und unsichere Assoziation des Passivrauchens nicht überbewerten sollten und nach anderen, größeren Risikofaktoren für Lungenkrebs suchen sollten, die bei Menschen auftauchen, die nie geraucht haben.

Das einzige, was überraschend ist, ist, dass dieses neue Ergebnis, das auf einer bisher unveröffentlichten Analyse einer Beobachtungsstudie der Women's Health Initiative basiert, in einer Meldung des renommierten Journal of the National Cancer Institute mit dem Titel "Keine eindeutige Verbindung zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs" veröffentlicht wurde. Anders ausgedrückt, das einzig Überraschende ist, dass diese Nachrichtenmeldung für viele Leute unerwartet ist."
Dr. Gilbert Ross vom ACSH fügte seine Sichtweise hinzu: "Während wir den Ergebnissen auf Grund der früheren Studien in diesem Zusammenhang zustimmen, müssen wir anmerken, dass dies eine Versammlungspräsentation ist, die noch nicht von Experten begutachtet und publiziert wurde. Desweiteren ist die Anzahl von Frauen mit Lungenkrebs, die nie geraucht haben, ziemlich klein. Sie liegt genau genommen bei 152, und das macht allgemeine Kommentare, die nur auf diesen Daten basieren, problematisch. Wie ein anderer Experte dem JNCI gegenüber kommentierte: "Passivrauchen hat viele nachgeschaltete Auswirkungen auf die Gesundheit - Asthma, Infektionen der oberen Atemwege, andere Lungenkrankheiten.... - jedoch nur ein grenzwertig erhöhtes Risiko für Lungenkrebs", sagte Dr. Jyoti Patel von der Northwestern U. School of Medicine. "Der Hauptgrund es [SHS] zu vermeiden, liegt im Verändern des sozialen Verhaltens: nicht in einer Gesellschaft zu leben, in der das Rauchen die Norm ist." Wir schließen uns ihrem Aufruf für kontinuierliche, dauerhafte Anti-Raucher-Maßnahmen an.

Quelle
Übersetzung: de.sott