Zum ersten Mal haben es Wissenschaftler geschafft, mittels Stammzellen ein ausgewachsenes, menschliches Ohr am Rücken einer Ratte wachsen zu lassen.
ratte mit menschlichem ohr
© University of Tokyo & Kyoto University
Die japanischen Wissenschaftler der Universität Tokio und der Universität Kyoto nutzten dafür ein spezielles Verfahren und pflanzten menschliche, pluripotente Stammzellen in die Ohrknorpelzellen von Laborratten ein. Um dem Ohr die richtige Gestalt zu verleihen, wurden diese Zellen dann mit einer Art biologischer Röhrchen grob in Form gebracht. Diese Ohrform wurde dann später unter die Haut einer lebenden Ratte implantiert und die Zellen noch etwa zwei Monate wachsen gelassen. Anschließend wurden die Röhrchen entfernt und man hatte ein menschliches Ohr von etwa fünf Zentimetern Größe.

Das Ohr ist voll ausgebildet und könnte Personen eingesetzt werden, die aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalles ihr eigenes verloren haben und entstellt sind. Aber auch Menschen, die ohne Ohren oder mit Ohrmissbildungen geboren werden, könnte man mit diesem Verfahren helfen. Allein in den Vereinigten Staaten kommen jährlich bei 10.000 Geburten etwa 1 bis 5 Neugeborene mit deformierten oder fehlenden Ohren auf die Welt. Die japanischen Forscher hoffen, ihre klinische Studien in etwa fünf Jahren starten zu können.

Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Forscher ein Ohr auf dem Rücken einer Ratte wachsen lassen haben aber erstmalig mittels Stammzellen. Bereits im Jahr 2013 hatte ein Team des Massachusetts General Hospital in Boston Rinder-Kollagen und Schafzellen verwendet, um ein Ohr auf einem Titandrahtrahmen wachsen zu lassen. Ziel dieser Wissenschaftler ist, in naher Zukunft sämtliche menschliche Körperteile an Tieren wachsen zu lassen, um von den Organspenden unabhängig zu werden und genügend Ersatzorgane verfügbar zu haben.