Antidepressiva-Verbrauch in Deutschland um fast fünfzig Prozent gestiegen
weinendes kind,trauriges kind
© Brian Jackson/fotolia.comDer Verschreibungen von Antidepressiva an Kinder und Jugendliche sind in den letzten fünf Jahren drastisch gestiegen.
Immer mehr Kindern werden sogenannte Antidepressiva verschrieben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht diesen hohen Konsum von Antidepressiva bei Kindern als problematisch an. Alleine in Großbritannien stieg die Anzahl der verschriebenen Antidepressiva in acht Jahren um mehr als fünfzig Prozent.

Verschreiben Mediziner Kindern zu häufig Antidepressiva? Der Verbrauch solcher Medikamente ist in den letzten Jahren bei Kindern massiv angestiegen. Sind die Gründe für die Verschreibung von Antidepressiva in diesen Fällen gerechtfertigt oder werden die Medikamente ohne ausreichenden Grund verschrieben? Forscher versuchten jetzt diese Fragen zu klären, indem sie eine große Untersuchung zum Einsatz entsprechender Arzneien bei Heranwachsenden durchführten. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift European Journal of Neuropsychopharmacology.

Verbrauch von Antidepressiva bei Kindern steigt wieder an

Die Anzahl der verschriebenen Antidepressiva bei Kindern ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Alleine in Großbritannien stieg die Zahl der Verschreibungen entsprechender Medikamente in den Jahren 2005 bis 2012 um mehr als fünfzig Prozent, sagen die Mediziner. Nach den Befürchtungen, dass der Einsatz von Antidepressiva bei jungen Menschen ein Suizid-Verhalten auslösen könnte, sei der Einsatz der Arzneien in der Vergangenheit zwar vorübergehend zurückgegangen. Aber jetzt warnen Experten, dass der Verbrauch von Antidepressiva bei Kindern in den westlichen Ländern wieder ansteigt. Der Einsatz von Antidepressiva bei jungen Menschen sollte aus zwei Gründen kritisch überdacht werden, erläutern die Wissenschaftler. Bei vielen Menschen werde das Medikament ohne ausreichenden Grund verschrieben. Außerdem sei es nicht sicher, dass Antidepressiva bei Kindern keine größeren Schäden auslösen, fügt Dr. Shekhar Saxena von der WHO hinzu.


Kommentar: Es sei nicht sicher, ob größere Schäden ausgelöst würden? Antidepressiva erhöhen in der Schwangerschaft das Autismus-Risiko von Kindern, sie erhöhen das Risiko von Knochenbrüchen und sind Mitverursacher von Diabetes Typ 2. Dass diese Medikamente große Schäden verursachen können, liegt auf der Hand.


In Deutschland steigen Antidepressiva-Verschreibungen bei Kindern um 49 Prozent

Die WHO war besorgt, dass vielen jungen Menschen Medikamente verschrieben werden, die nicht für Jugendliche unter 18 Jahren zugelassen sind. Die Studie untersuchte den Antidepressiva-Verbrauch bei Kindern und Jugendlichen aus fünf westlichen Ländern in den Jahren 2005 bis 2012, erläutern die Forscher. In dem besagten Zeitraum gab es alleine in Großbritannien eine Erhöhung bei den Verschreibungen von Antidepressiva um 54 Prozent. Im Vergleich dazu stiegen die Verschreibungen in Dänemark sogar um 60 Prozent, in Deutschland um 49 Prozent, in den USA um 26 Prozent und in den Niederlanden um 17 Prozent, sagen die Experten.

Experten raten zur Kombination von Antidepressiva und psychologischer Therapie

Laut Richtlinien sollen solche Medikamente aber nicht verschrieben werden, um leichte Depressionen bei Kindern zu behandeln, erläutern Mediziner. Wenn Kinder mit einer moderaten bis schweren Depression mit Antidepressiva behandelt werden, sollte das Kind gleichzeitig eine psychologische Therapie durchlaufen, so die Experten weiter. Ohne solch eine Kombination sollte das Medikament keinesfalls verwendet werden. Antidepressiva sind nur selten die erste sinnvolle Behandlungsoption für Kinder und Jugendliche, warnen die Forscher.

Bessere Ausbildung für medizinisches Fachpersonal gefordert

Aber weil solche Patienten oft lange auf ihre Behandlung warten müssen, bevor sie einen Spezialisten aufsuchen können oder eine psychologische Therapie beginnen, sehen manche Ärzte eine medikamentöse Therapie manchmal als die einzige Option. So hoffen sie den Betroffenen und deren Familien in ihrer extremen Not zu helfen, erklären die Wissenschaftler. Bei der zukünftigen Ausbildung von medizinischem Fachpersonal sollte ihrer Ansicht nach in Bezug auf die psychische Gesundheit und die Gesundheit von Kindern genauer unterrichtet werden. Diese Maßnahmen würde sicherstellen, dass junge Patienten mit psychischen Erkrankungen, die am besten geeignete Behandlung erhalten, fügen die Experten hinzu.

(as)