Idomeni: Die Menschen an der griechisch-mazedonischen Grenze geraten zur Zeit immer mehr in Vergessenheit. Nur noch selten wird über sie berichtet. Seit der Schließung der Balkanroute im März campieren in Idomeni mehr als 10 000 Menschen in Zelten. Die Zustande sind katastrophal. Die Menschenrechtsverletzung und die damit verbundene Verletzung der Genfer Konventionen mitten in Europa findet weiterhin unter den Augen der Weltöffentlichkeit statt.
Flüchtlingscamp Idomeni
© Twitter
Wir Netzfrauen erhalten immer wieder Informationen, z. B. von Hilfsorganisationen, die uns die Lage der Flüchtlinge schildern. Heute berichten wir aus Idomeni und haben stellvertretend für alle, die dort helfen, einige Zeugenberichte und auch eine Petition zusammengestellt.

Am 6. Mai unternahmen die griechischen Behörden laut Medienberichten offenbar einen erneuten Versuch, das Lager zu räumen. An der Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland setzte die mazedonische Polizei erneut Tränengas und Blendgranaten ein. Etwa 100 Flüchtlinge hatten zuvor gegen die Grenzschließung protestiert. Dazu auch: Idomeni: Mit Tränengas und Schlagstöcke gegen Flüchtlinge - Verzweiflung auf der Flucht - „Wir wollen nur Freiheit und Frieden“

Bis Ende Mai sollen alle Flüchtlinge in offizielle Lager gebracht werden, hat die griechische Regierung angekündigt. Aber nach wie vor reichten die Plätze nicht aus, um alle Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, kritisiert Chris Boian, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks in Griechenland.

In Griechenland reicht der Platz in den Unterkünften nicht aus, um alle Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Es kommt zu Gewaltausbrüchen. Manche Migranten sind aus Protest gegen die Verpflegung in einen Hungerstreik getreten. Einige versuchten, von der Insel Chios aus zurück in die Türkei zu schwimmen, um auf einem anderen Weg nach Europa zu gelangen, berichtet heute der Deutschlandfunk. 15 Kilometer Luftlinie - eine Strecke, die wegen der starken Strömungen auch für trainierte Schwimmer kaum zu schaffen ist.

Das Projekt „Balkanbus“

Flüchtlingscamp Idomeni
© ndr.de
Am 6. Mai unternahmen, wie bereits geschrieben, die griechischen Behörden laut Medienberichten offenbar einen erneuten Versuch, das Lager zu räumen. Schon vor dieser Entwicklung sind sechs Hannoveranern - Jens Kroner, Johannes Wreden, Victor Reineking, Isabell Humpert, Katja Reimer und Sonja Abel - die Bilder in den Nachrichten nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie handeln und starten in diesem Frühjahr das Projekt „Balkanbus - humanity crosses borders„. Eine Woche lang geben sie ihr Bestes, um den Menschen in Idomeni zu helfen. In seinem Tagebuch beschreibt Jens Kroner wie diese Hilfsbereitschaft der sechs zur Grenzerfahrung wird. Der NDR veröffentlichte Auszüge.
„Die 100 Regenponchos gehen heuer weg wie warme Semmeln: Leider beginnt es am späten Vormittag zu regnen. Idomeni verwandelt sich nach kurzer Pause wieder in eine Schlammwüste. Gerade, als wir beim Verteilen sind, geht ein Regenguss auf uns und die Wartenden nieder. Es ist ein Dilemma: Wer wartet und keinen Regenschutz trägt, ist innerhalb weniger Sekunden klitschnass. Wer sich unterstellt und die Schlange der Anstehenden verlässt, büßt seinen Platz ein und läuft Gefahr, nichts mehr abzubekommen. Ich stelle mir dieses Szenario bei zwei Wochen Dauerregen vor.“ Quelle NDR
Sechs Monate dauerte die Vorbereitung der Hilfsaktion in Idomeni. In dieser Zeit sammelte die Gruppe aus Hannover über die Spendensammelplattform betterplace.org etwa 5000 Euro. Dazu kamen 125 Kartons mit gespendeter Kleidung. Von dem gespendeten Geld kauften sie vor Ort Lebensmittel und Hygieneartikel: 3500 Brote, 1.00 Kilogramm Obst, 2800 Liter Wasser, 900 Rollen Klopapier, 270 Pakete Taschentücher, zehn Fußbälle.

„Was hier abgeht, ist kaum in Worte zu fassen“

Der Balkanbus - humanity crosses borders verteilte:

3500 Brote.
3750 Servietten.
270 Pakete Taschentücher.
1000 kg Kleidung.
1100 kg Obst.
2800 kg Wasser.
900 Rollen Toilettenpapier.
20 Pakete Erdnüsse.
10 Fußbälle.

Und erhielten: unzählige dankbare Gesichter...

Zeugenbericht: Syriens Schatten in Idomeni

Flüchtlingslager Idomeni
© Guillaume Binet/MYOP
Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) Arzt Conor Kenny schreibt von Idomeni:
Bevor ich ihn sehen konnte, konnte ich seine Schreie kommen zu uns durch das Gewebe des Feldes Klinik Zelt hören. Getragen in einem Standard-Ausgabe dunkel Thermodecke von vier jungen Männern war er Tränen in schreiend und in Agonie windend. Wir stellten ihn sofort auf unserer Beurteilung Bank. Es war klar, dass dies ein Notfall war.

Meine ersten Gedanken waren, dass es ein chirurgisches Problem wie ein Nierenstein oder Perforation irgendwo im Darm aufgrund seiner extremen Not war bei der Beurteilung seiner Atemwege. Allerdings war es offensichtlich, dass er mit Gewalt versuchte, seine Zunge zu schlucken, aktiv sein Atem zugleich halten. Sein Sauerstoffgehalt zu fallen begann. Seine Freunde nahmen jeder halten, ein Schenkel die gewaltsame zu steuern Tritte und auszurasten verhindernden ihn vom Schlagen anderen Strukturen im klinischen Bereich und verursacht erheblichen Schaden zu sich selbst. Es war unmöglich, ihn zu beruhigen.

Stattdessen wurde er mehr und mehr aufgeregt, schreit unzusammenhängend. Seine Freunde erklärte dann zu unserem Kulturvermittler, dass er-Hamza* im Alter von 22 gerade informiert worden, seine Schwester in einem Luftangriff getötet wurde in Syrien . Hier in Idomeni, war er so geschlagen mit Trauer, die er jetzt ernsthaft versucht, sich zu schaden.

Als ich hier ankam dies könnte mich schockiert haben, oder zumindest hat mich etwas überrascht fühlen. Aber jetzt ist es nicht.
Dies ist nicht das erste Mal, Ärzte ohne Grenzen in Idomeni hat einen Patienten mit einer starken körperlichen Reaktion auf die Bombenanschläge in Syrien behandelt. Nehmen wir zum Beispiel die 68-jährige Dame aus Aleppo, die oft in unserer Klinik mit Ohnmachtsanfälle nach dem Verlust eines Familienmitglieds in der Bombardierungen von Ende April durchgeführt wird. Unsere Untersuchungen zeigen keinen medizinischen Grund für diese Episoden.

In ähnlicher Weise ein sieben Jahre alter Junge, der nach dem Ansehen seines Vaters erschossen von einem Scharfschützen inkontinent 4 Monate bleibt, ist auch als „medizinisch gut.“ Wir planen einen Termin mit unserem psychologischen Team und versuchen, Kleidung und Windeln zu arrangieren. Doch klar, gibt es einen signifikanten hier zugrunde liegende Problem. Als Ärzte im Idomeni Feldlazarett arbeiten, sind meine Kollegen und ich finden uns zunehmend mit der psychologischen Auswirkungen der Beschuss in Syrien zu arbeiten. Die Leute lassen nicht diese Erfahrungen hinter sich, wenn sie um ihr Leben fliehen, diese Dinge sind unausweichlich. Sie folgen ihnen, wie ein Schatten.

Die Menschen, die wir behandeln, haben es geschafft, einen warzone zu entkommen, wo Bombardierung Zivilisten und Krankenhäuser jetzt gemeinsame Vorkommen sind, wie vernichtend letzte Woche in Aleppo demonstriert.

Sie entkommen nur mit einer neuen Herausforderung bei Idomeni konfrontiert zu werden. Das Lager im Norden von Griechenland an der Grenze zu Mazedonien [die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien] hat für Waren und Vieh Schlachthof um einen internationalen Güterbahnhof gebildet. Beherbergungs mehr als 10 000 Flüchtlinge und Migranten leben diese Menschen in ständiger Angst. Angst vor dem Unbekannten. Die Angst vor den schlimmsten Nachrichten aus der Heimat empfangen - wird die nächste Bombe in Syrien töten jemand sie lieben? Der echte Angst vor zurückgeschickt zu werden.

Die Not und Frustration hier ist spürbar. Für Hamza mussten wir Relaxantien verschreiben. Eine extreme Reaktion verwendet als letzten Ausweg. Aber in diesem Fall, er verursacht wurde, sich zu schweren körperlichen Schaden und mit vielen Frauen und kleinen Kindern nach innen, wir hatten keine andere Wahl. Wir hielten ihn in der Klinik zur Beobachtung und verbrachte Zeit auf seine Geschichte zu hören, bevor er zu einem unserer Psychologen verweisen.

Ich hoffe, dass er gut tun wird. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was mit ihm geschehen wird, wie die Zeit vergeht. Niemand weiß, was mit ihm geschehen wird, oder in der Tat jemand in Idomeni stecken. Es scheint, sie in Niemandsland gefangen sind. Als ein Patient sagte mir: „Wir sterben hier, so wie wir es in Syrien waren, aber langsamer.“

* Name des Patienten zum Schutz der Anonymität geändert.

Erfahren Sie mehr über Ärzte ohne Grenzen und ihre Arbeit mit Flüchtlingen

Rettet die vergessenen Kinder von Idomeni


Idomeni - oder nahe bei. In Sichtweite der mazedonischen Grenze. Mittwoch 11. 05. 2016
Hier lebt Paul mit seiner jungen Mutter, dem Vater und dem 2j. Geschwisterchen im Zelt.
Idomeni Baby
Er wurde vor 4 Wochen geboren. Seine Mutter hatte nicht genug Milch und so wurde er zugefüttert, was unter den hiesigen Campbedingungen mit fehlender Möglichkeit, die Milch hygienisch zuzubereiten, für ein Neugeborenes lebensgefährlich ist. Durchfallerkrankungen sind häufig.
So habe ich es mir gestern und heute zu einer meiner Aufgaben gemacht, seine Mutter beim Stillen zu unterstützen. Sie zu informieren und herauszufinden, wo die Probleme liegen. Wir sprechen Englisch miteinander und so erfuhr ich gestern, dass ihr immer schwindelig ist und sie das Gefühl hat umzufallen. Sie ist sehr sehr dünn und blass und so ist zu vermuten, dass sie vielleicht nicht ausreichend zu essen und trinken hat. Evtl. auch viel Blut bei der Geburt verloren und einen entsprechenden Eisenmangel. Und siehe da, da lag auch schon der erste Hase im Pfeffer. Das Essen reicht nicht oder es schmeckt ihr nicht. Oder es gibt das Gewohnte nicht. Dasselbe mit dem Trinken. 1/2 Liter am Tag reichen nicht, um Milch zu bilden.

Außerdem friert sie. Am Tage ist es brütend heiß. In den Nächten kalt. Teilweise regnet es wie aus Eimern. Sie friert nachts im Zelt, hat u. a. nicht ausreichend Kleidung und keine geschlossenen Schuhe, um zur Toilette zu gehen. Quelle Joost Rot- Idomeni

Petition:
richtet sich an den Bundesrat der Bundesrepublik Deutschland

Flüchtlingscamp Idomeni
Sehr geehrte Mitglieder des Bundesrates,

Es ist kaum auszuhalten, zu sehen und hören, was mit den 10 000 Flüchtlingen in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze passiert! Es sind v. a. Frauen und Kinder, die dort unter menschenunwürdigen Bedingungen festsitzen, nachdem sie dem grauenhaften Krieg in Syrien entflohen sind. Mittlerweile gab es Beschuss mit Gasgranaten zum Teil direkt in die Zelte. Der neueste Versuch, sich dieses Problems zu entledigen scheint zu sein, dass Hilfsorganisationen keine Lebensmittel mehr verteilen dürfen.

Sehen Sie bitte nicht dabei zu, wie in Europa Kinder verhungern, Kinder unter Krankheiten leiden, nur weil sie die Medikamente nicht bekommen, Kinder unter Mangelernährung leiden, weil ihre Mütter keine Milch geben können.

Einige aus Ihrer Runde der Ministerpräsidenten, haben schon bekannt gegeben, dass Sie weitere Menschen in ihren Bundesländern aufnehmen würden. Nun fordern wir sie alle auf. Bitte fassen Sie einen Beschluss, der dafür sorgt, dass diese noch knapp 10 000 Menschen dort raus und nach Deutschland kommen können. Zeigen Sie den Staaten der EU, wie es funktionieren kann. Finden Sie einen Schlüssel zur Verteilung dieser Menschen, denn hier bei uns ist Platz.

Wir bitten Sie um Menschlichkeit im Namen der Kinder von Idomeni.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, schauen Sie sich bitte auf unserer Seite um und sehen Sie die wahren Berichte über die Zustände im Camp. >> es werden noch Helfer und Helferinnen gesucht!

ZUR PETITION: >>> https://www.change.org/p/an-den-bundesrat-der-bundesrepublik-deutschland-rettet-die-vergessenen-kinder-von-idomeni?recruiter=18718431&utm_source=petition_show&utm_medium=copylink
Anhand der Zeugenberichte Vorort sehen Sie: Die Zustände sind schlimm, es fehlt an Allem.

Wären die Flüchtlinge eine Bank, hätte sie der Friedensnobelpreisträger längst gerettet