Konserven enthalten eine Industriechemikalie, die wir über das Essen aufnehmen
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© Jürgen Fälchle/fotolia.comEssen aus Konserven ist meist schnell und unkomplizert zubereitet. Der Nachteil dabei ist aber, dass die Industriechemikalie Bisphenol A aus der Verpackung in unseren Körper übergeht.

Es gibt schon seit längerer Zeit eine Debatte darüber, wie viel der Industriechemikalie Bisphenol A (auch als BPA bezeichnet) in Konserven lauert und ob dies eine Gesundheitsrisiko darstellt. Seit mehr als vierzig Jahren wird BPA in Verbrauchsprodukten wie beispielsweise der Innenverkleidung von Dosen und Konserven verwendet. Dadurch sollen eine Korrosion und Brüche des Metalls verhindert werden. Forscher fanden jetzt heraus, dass der Verzehr von Lebensmitteln aus Konserven unseren Körper mit BPA belasten kann.

Im Allgemeinen raten Ernährungsexperten zu frischen Lebensmitteln. Ein zusätzliches Argument gegen Konserven ist die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA). Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass die Chemikalie unserer Gesundheit schadet. Nun stellten Wissenschaftler von der Stanford University School of Medicine bei einer neuen Untersuchung fest, dass der Konsum von Essen aus Konserven dazu führt, dass unser Körper mit BPA belastet wird. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift Environmental Research.

Suppen und Pasta aus der Dose sind besonders belastet

Essen Sie häufig Suppen oder Ravioli aus der Dose? Wenn ja, könnten Sie Ihren Körper eventuell einer gesundheitlichen Gefahr aussetzen. Die neue Untersuchung ergab, dass diese Lebensmittel zu einer höheren Konzentration von BPA führen, als beispielsweise Dosen mit Gemüse und Obst, sagen die Experten. Durch Dosen mit Getränken, Fleisch und Fisch trete keine höhere BPA-Konzentration bei den Konsumenten auf.

Lebensmittel aus Dosen kontaminieren unseren Körper

Das Wissen um die möglich BPA-Aufnahme kann Verbrauchern in Zukunft helfen, wenn sie sich entscheiden müssen, welche Konserven oder Dosen sie kaufen. Der Konsum von Lebensmitteln aus Konserven ist einer der höchsten Expositionswege von BPA, erläutern die Wissenschaftler. Die Studie zeige, dass der Verzehr von Lebensmitteln aus Konserven auch weiterhin eine Quelle der BPA-Kontamination ist. Grundsätzlich können die Materialien der Verpackung zu einem Problem bei Lebensmittel werden. So wurde beispielsweise erst kürzlich festgestellt, dass Mineralöl in Lebensmittel-Verpackungen enthalten ist, welches auf die Speisen übergehen und zu Belastungen bei Verbrauchern führen kann. Auch Rückstände von Mineralöl können unsere Gesundheit gefährden.

Studie untersucht knapp 8.000 Probanden

Die aktuelle Studie umfasste über 7.669 Probanden. Alle Testpersonen waren sechs Jahre oder älter und wurden zwischen dem Jahr 2003 und 2008 in Rahmen des „National Health and Nutrition Examination Survey“ untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftler feststellen, was alle Personen in den letzten 24 Stunden gegessen hatten und ob eine erhöhte Konzentration von BPA vorlag. Dafür nahmen die Forscher noch am selben Tag eine Urinprobe. Eine erhöhte BPA-Konzentration im Urin, ist ein eindeutiger Beweis für eine BPA-Belastung, erläutert Hauptautorin Jennifer Hartle von der Stanford University School of Medicine.

Verzehr von Konserven führt zu einer deutlich erhöhten Konzentration von BPA

Wenn Probanden in den letzten Tagen ein Essen aus Konserven verzehrt hatten, wiesen sie eine um 24 Prozent erhöhte Konzentration von BPA im Urin auf, verglichen mit Menschen, die keine Artikel aus Konserven konsumiert hatten. Der Verzehr von zwei oder mehr Nahrungsmitteln aus Konserven führte sogar zu einer um etwa 54 Prozent erhöhten Konzentration von BPA, warnen die Mediziner.

Dosensuppe erhöht BPA-Wert besonders drastisch

Sobald die Forscher bewerteten, welche Arten von Konserven-Essen verzehrt wurden, stellten sie fest, dass Dosensuppe zu einer Erhöhung der BPA-Werte um bis zu 229 Prozent führte. Konserven-Pasta führte zu einer Erhöhung um 70 Prozent, bei Gemüse und Obst aus der Dose lag der Wert bei 41 Prozent. Wenn Sie eine einzige Dose Pilzcremesuppe essen, nehmen Sie damit noch mehr BPA auf, als wenn Sie beispielsweise drei Dosen mit Pfirsichen essen, sagt Hauptautorin Hartle. Dies könnte nach Ansicht der Forscher mit dem Fettgehalt oder der Wärme zu tun haben, die bei der Verarbeitung der Suppe nötig ist.

BPA kann Hormone nachahmen und zu gesundheitlichen Problemen führen

Die Wissenschaftler testeten weiter, ob die festgestellte Belastung durch BPA ein Gesundheitsrisiko darstellt. BPA könnte die normale Funktion der Hormone in unserem Körper stören, beispielsweise kann es die Reaktion von Hormonen nachahmen. Dabei kann es dann Zellen umprogrammieren, was eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen mit sich bringen kann, sagen die Forscher. Eine erhöhte Belastung durch BPA steht im Zusammenhang mit vielen negativen Auswirkungen, wie beispielsweise steigendem Blutdruck, Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklären die Autoren.

Wie viel BPA sollten wir maximal täglich zu uns nehmen?

Zwar sind weltweit unterschiedliche Schwellenwerte für eine sichere BPA-Dosierung festgelegt, doch sollte die Exposition gegenüber BPA nach Auffassung der Forscher keinesfalls 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag überschreiten.

Laut der FDA sind unsere Lebensmittelverpackungen sicher

Die Food and Drug Administration (FDA) hat umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und Hunderte von Studien über die Sicherheit von BPA überprüft. Die derzeitig zugelassenen Anwendungen von BPA in Lebensmittelverpackungen in USA sind sicher, erklärte die Sprecherin der FDA, Lauren Sucher, in einer Stellungsnahme gegenüber dem NAchrichtensender „CNN“. Allerdings ist es möglich, dass Menschen ihre Exposition gegenüber BPA reduzieren, indem sie frische unverpackte Lebensmittel erwerben, fügt die Sprecherin hinzu.

(as)