Nach dem gescheiterten Putschversuch sind in der Türkei weitere 2.000 Polizisten und mehr als 300 Militärs ihrer Ämter enthoben worden. Das meldet die Agentur Reuters am Mittwoch. Dies geht aus zwei am Mittwoch veröffentlichten diesbezüglichen Regierungserlassen hervor.
Erdogan
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Außerdem wurden die Behörden laut Reuters mit erweiterten Vollmachten ausgestattet, Telekommunikationsunternehmen zu schließen. Unter anderem ist Präsident Recep Tayyip Erdogan berechtigt, den Armeebefehlshaber und Generalstabschef zu ernennen, der bisher dem Premier untergeordnet war.

In der Nacht zum 16. Juli war in der Türkei ein Putschversuch unternommen worden, den die Behörden aber schnell unterdrückten. Jüngsten Angaben zufolge sollen bei den Zusammenstößen, die hauptsächlich in Istanbul und Ankara stattfanden, 246 türkische Bürger (die Putschisten nicht mitgerechnet) den Tod gefunden und mehr als 2.100 Menschen Verletzungen erlitten haben.

Medienberichten zufolge verloren nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei rund 60.000 Menschen ihre Arbeit. Betroffen waren Militärs, Polizisten, Richter, Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen sowie Staatsbedienstete. Ankara rief für drei Monaten den Ausnahmezustand aus.

Zuvor war mitgeteilt worden, dass 1.684 Offiziere, darunter 149 Generäle und 1.099 Oberste, nach dem misslungenen Umsturzversuch entlassen worden seien. Insgesamt wurden mehr als 13.000 Personen verhaftet.

Ankara wirft dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vor, der Drahtzieher des Putschversuches gewesen zu sein. Gülen selbst verurteilte diese Tat und betonte, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Washington weigert sich bislang, Gülen an Ankara auszuliefern, was mit Mangel an Beweisen begründet wird. Laut den türkischen Behörden wurde ein zweites Auslieferungsgesuch an Washington gestellt. Das US-Außenministerium teilte aber mit, von einem zweiten Gesuch nichts zu wissen.