In der US-Metropole ist ein Imam erschossen worden. Die muslimische Gemeinde spricht von einem Hassverbrechen, New Yorker sehen die Schuld auch bei Trump.
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© Stephanie Keith/Reuters
Die muslimische Gemeinde in New York spricht bereits von einem Hassverbrechen, die Polizei ist noch vorsichtiger und ermittelt "in alle Richtungen": Die Tötung eines Imams und dessen Assistenten auf einer belebten Straße in New York hat eine neue Debatte über Rassismus und Hass auf Muslime ausgelöst. In New York gingen Menschen auf die Straße, um nach der Tötung des 55-jährigen Maulama Akonjee und seines 64-jährigen Helfers Thara Uddin zu demonstrieren.

Die beiden Männer, die mit ihren langen, traditionellen Gewändern als Muslime zu erkennen waren, hatten am Samstagnachmittag (Ortszeit) im Stadtteil Queens eine Moschee im Viertel Ozone Park verlassen, als der Bewaffnete auf sie schoss. Laut US-Medienberichten hatte sich der Täter ihnen von hinten genähert. Die beiden Opfer wurden in ein Krankenhaus gebracht, erlagen aber ihren Verletzungen. Der Täter konnte entkommen.

Zeugen wollen gesehen haben, wie der Täter mit der Waffe in der Hand vom Tatort floh. Die Polizei veröffentlichte ein Phantombild. Es zeigte einen Mann mit Bart und eingefallenen Wangen, einer dünnen Brille und kurzen braunen Haaren. Nach Polizeiangaben zeigten Aufnahmen einer Überwachungskamera einen Mann mit Shorts und einem dunklen Poloshirt.

Der Imam hatte nach Angaben der Polizei etwas mehr als 1.000 Dollar bei sich. Diese seien jedoch nicht gestohlen worden. Die Polizei ging zunächst nicht von einem islamfeindlichen Hintergrund aus. Erste Ermittlungen hätten keine Hinweise darauf ergeben, dass die beiden Opfer aufgrund ihres Glaubens angegriffen worden seien, sagte Henry Sautner von der New Yorker Polizei. Eine Vertreterin der New Yorker Stadtverwaltung, Sarah Sayeed, sagte jedoch, die Polizei ermittele in alle Richtungen und gehe auch der Möglichkeit eines "Hassverbrechens" nach.

Proteste gegen antimuslimische Gewalttaten

In Ozone Park leben viele Muslime. Die meisten von ihnen stammen aus Bangladesch. Vertreter der muslimischen Gemeinde sahen einen klaren Zusammenhang zwischen der Tat und der Zunahme islamfeindlicher Tendenzen in der US-Gesellschaft, die von antimuslimischen Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump noch befeuert werden. Trump hatte etwa ein generelles Einreiseverbot für Muslime gefordert. Erst kürzlich hat er sich abwertend über die Eltern eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten geäußert, die ihn kritisiert hatten.

"Das ist ein Hassverbrechen, wie auch immer man es dreht und wendet", sagte Kobir Chowdhury, der Leiter einer Moschee in Brooklyn. "Es ist Hass gegen die Menschheit, es ist Hass gegen Muslime, das sind Islamfeinde, die diese Art Unruhe stiften", sagte er.

Mehrere Anwohner kamen am Samstagabend am Tatort an der Al-Furqan-Jame-Masjid-Moschee zusammen, um gegen antimuslimische Gewalttaten zu protestieren und zu beten. "Wir wollen Gerechtigkeit", riefen sie und hielten Bilder des Imams hoch. Afaf Hasher, der Direktor der New Yorker Vertretung des Rates für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR), sagte bei einer Pressekonferenz vor der Moschee, zu solchen Taten dürfe nicht geschwiegen werden. "Wenn wir schweigen, erlauben wir, dass es weiterhin solche Verbrechen gibt."

Der getötete Imam war laut US-Medienberichten erst vor zwei Jahren aus Bangladesch in die USA gezogen. "Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun", sagte sein Neffe Rahi Majod der Zeitung New York Daily News.

ZEIT ONLINE, AFP, dpa, ib