ISland Inhaftierung Banker
Island sperrt die kriminellen Banker einfach ein - warum tun wir nicht das Gleiche?
Island hat neun Banker schuldig gesprochen und steckt sie Jahrzehnte ins Gefängnis für ihre Verbrechen im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise 2008. Das kleine Land im Norden wurde damals bei der Finanzkrise 2008 hart getroffen. Als die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach, riss sie Islands drei größte Banken mit in den Sog der Pleite. Im Juni 2015 fand bereits das Bezirksgericht in Reykjavik sieben der neun Angeklagten Bankmanager für schuldig, zwei wurden freigesprochen.

Während die Europäischen Banker sich ihre Schandtaten kurz nach der Finanzkrise mit Millionen Euro Boni versüßten, ging Island einen anderen Weg. Island steckte Banker für Jahrzehnte ins Gefängnis. Die Anhörungen in diesem Fall begannen am 6.Oktober 2016.

Banken pleite gehen lassen, Island hat gezeigt, wie es geht! Da die Banken zu groß geworden waren, um sie zu retten, beschlossen die isländischen Behörden, sie einfach fallen zu lassen.

Vorgeschichte: Goldman Sachs gilt als eines der mächtigsten und am besten vernetzten Unternehmen der Welt. Das besondere an Goldman Sachs: Ex-Goldman-Banker stehen an der Spitze von Politik und Wirtschaft. So wurde Hank Paulson, der Vorgänger vom jetzigen Vorstand Blankfein, 2006 US-Finanzminister. Er schickte den Goldman-Konkurrenten Lehman Brothers in die Pleite und rettete anschließend den strauchelnden Versicherer AIG. Dessen Kollaps hätte etliche über Derivate mit ihm verbundene Banken mit in den Abgrund gerissen. Dafür hat er 2008 durch die Pleite von Lehman Brothers die Welt in eine Finanzkrise gestürzt. Siehe auch: Goldman Sachs - Eine Bank lenkt die Welt - Doch wer lenkt Goldman Sachs?

Die Deutsche Bank steckt zurzeit in der größten Krise ihrer Geschichte, und obwohl die Commerzbank in der Finanzkrise mit mehr als 18 Milliarden Euro an Steuergeldern gerettet werden musste, wackelt auch diese Bank und macht mit enormem Personalabbau von sich reden. Bankenkrise 2.0 auch in Italien - Die Bankenrettung ist praktisch beschlossen!

Mit Steuergeldern wurde auch die Spanische Bank gerettet. Zum ersten Mal mussten alle Europäer eine Bank retten. Die Catalunya Banc in Spanien war 2011 im Zuge von Kreditausfällen ins Trudeln geraten und musste verstaatlicht werden. Spanien hat 12,6 Milliarden Euro zur Rettung der Bank investiert. Spanien bekam im Dezember 2012 zur Rettung seiner Banken insgesamt 39 Milliarden Euro von den Euro-Partnern. Nur 2 Jahre später begann der Ausverkauf, für eine Bank, die der Steuerzahler mit Milliarden gerettet hatte. Was nun kommt, lässt einen erschaudern! Blackstone hat den Zuschlag für ein milliardenschweres Hypothekenpaket der spanischen Bank Catalunya Banc SA bekommen. Der Finanzinvestor zahlt für das Paket 3,6 Milliarden Euro. Das Portfolio hat aber ein Volumen von 6,39 Milliarden Euro. Siehe Wie Blackstone die Welt aufkauft - die Deutsche Bank und ihr Casino in Las Vegas!

Island ließ nicht nur die Banken pleite gehen, anderthalb Jahre nach dem Kollaps der großen isländischen Geldhäuser wanderten die Bankmanager hinter Gitter!

Die inländische Bank Kaupthing war im Oktober 2008 zusammen mit den isländischen Banken Glitnir und Landsbanki nach dem Scheitern extrem expansiver Kreditgeschäfte zahlungsunfähig geworden. Zusammen hinterließen die drei danach verstaatlichten Geldinstitute den 320 000 Einwohnern hohe Schulden. Diese großen Banken hatten nicht nur übermäßig Kredite vergeben, sondern auch eine Menge Schrott in die Bilanz gepackt. 2008 dann das böse Erwachen. Kurz zusammengefasst: die Inflation sprang deutlich an, die Arbeitslosigkeit stieg, Schulden im Ausland waren nicht mehr bezahlbar. Mit Schuld an der ganzen Misere, die Lehman Brothers-Pleite.
Island Proteste
© Twitter
Dass sich die Isländer nichts gefallen lassen, zeigten sie auch nach den Enthüllungen der Panama Papers. Auf Island demonstrierten Tausende Menschen, nachdem bekannt wurde, dass auch Islands Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson darin verwickelt war. Er musste daraufhin zurücktreten.


Wir haben für Sie einen Beitrag übersetzt, vielleicht auch eine Alternative. Uns fällt da spontan die Deutsche Bank ein:

Deutsche Bank am Boden und wird zum Sanierungsfall und ein neuer Skandal kommt zu den vielen anderen hinzu!
Karikatur Cartoon Banker
© Harm Bengen
Island sperrt Banker für 46 Jahre ins Gefängnis

Island ging einen anderen Weg als Europa und die USA, die Banker werden als Verbrecher bestraft, anstatt als geschützte Arten behandelt zu werden. Island hat neun Banker schuldig gesprochen und steckt sie Jahrzehnte ins Gefängnis für ihre Verbrechen im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise 2008.

Am 6. Oktober 2016 sprach das Oberste Gericht Islands nach einem lang dauernden Verfahren, das im April des Vorjahres begann, einen Schuldspruch für alle neun Angeklagten in der Causa Kaupthing Bankenmanipulation.
verurteilte Banker Island
Drei der verurteilten Banker in Island
Die Anhörungen in diesem Fall, der der bisher größte Wirtschafts-Kriminalfall auf der Insel ist und sowohl Marktmanipulation als auch Untreue in der Zeit von 1. November 2007 und 8.Oktober 2008 als Anklagepunkte aufweist, begannen am 6.Oktober 2016.
verurteilte Banker Island
Weitere verurteilte Banker in Island
Kaupþing war eine große internationale Bank mit Hauptquartier in Reykjavik, Island. Jahrelang wuchs sie international, brach aber 2008 unter einer Riesenschuldenlast zusammen und zerstörte so die Wirtschaft der kleinen Nation.

Mit der Begründung, Banker müssen denselben gesetzlichen Bedingungen unterworfen werden wie jeder Staatsbürger, wählte Island eine ganz andere Strategie als Europa und die USA in der Verarbeitung der Finanzkrise. Dort mussten die Banken symbolische Bußgelder zahlen, aber alle leitenden Personen blieben ungeschoren.

Während die Regierungen von Amerika und England Bürgschaften und Staatsanleihen für ihre großen Banken aus Steuergeld finanzierten und so den Bankern grünes Licht zum Weitertun signalisierten, ging Island differenziert an das Problem heran. Es erklärte, die Banken pleite gehen zu lassen, die leitenden Personen herauszuholen, vor Gericht zu bringen und zu bestrafen und so die Ersparnisse der Bevölkerung zu schützen.

Unter den Angeklagten sind auch die Leiter vor der Finanzkrise von 2008: Hreiðar Már Sigurðsson, ehemaliger Direktor der Bank, Sigurður Einarsson, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender und Ingólfur Helgason, der die Bank in Island leitete.

Alle drei erhielten im Juni 2015 unbedingte Haftstrafen vom Bezirksgericht Reykjavik; vier andere bedingte Haftstrafen, eine Frau wurde freigesprochen. Einige Vorwürfe gegen den Bankdirektor in Luxemburg, Magnús Guðmundsson, wurden abgewiesen, aber er wurde mit anderen Vorwürfen konfrontiert.

Die Marktmanipulation hat damit zu tun, dass Kaupþing eigene Anteile kaufte und einige große Anteilsverkäufe an drei Holding-Firmen - Holt, Mata und Desulo - tätigte.

Der Staatsanwalt, Björn Þorvaldsson, behauptet, der Ankauf eigener Anteile geschah, um den Verfall des Preises der Aktien zu verlangsamen oder zu verhindern. Dann musste die Bank die Anteile verkaufen. Sie fanden vielversprechende Käufer, die auch nicht aus ihrem Kundenkreis stammten. Der Staatsanwalt glaubt, die Transaktionen gründeten auf Betrug und Bilanzfälschung, da die Gründe für sie nicht gültig waren.

Die Bank verlieh für den Kauf der Anteile Geld, finanziert durch Kaupþing, und verwendete die eigenen Anteile als Sicherstellung für den Kredit. Der Staatsanwalt bezeichnet die Kredite als Betrug.

Magnús Guðmundsson und Björk Þórarinsdóttir, ein Mitglied der Kaupþing Kreditabteilung, beide bereits vom Bezirksgericht verurteilt, erhielten am Höchstgericht Schuldsprüche, aber noch kein Strafmaß. Der Staatsanwalt will alle in diesem Fall Angeklagten bestraft sehen und diejenigen, die schon vom Bezirksgericht schuldig gesprochen worden waren, werden schwer bestraft. Außerdem wollte er eine Wiederaufnahme der Anklage von Magnús Guðmundsson, dessen Strafausmaß wird nun um sechs Monate erhöht.

All diese Verurteilten sind nur die jüngsten in Islands beispielhaft hartem Durchgreifen seit der Wirtschaftskrise. Verfolgt wurden Bankbosse, leitende Angestellte, Beamte und Firmenplünderer wegen Verbrechen von Insiderhandel bis Betrug, Geldwäsche, Markttäuschung, Pflichtverstöße und Lügen gegenüber dem Staat.

Unterdessen hat sich die so spektakulär zusammengebrochene Wirtschaft wieder erholt nach dem Pleitegehen der Banken, der Einführung von eindrucksvollen Kapitalkontrollen und dem Vorgehen, dem Schutz der Sparguthaben den Vorzug zu geben, anstatt die elitären Bankenbosse zu schützen, die an dem bedrohlichen Geschehen die Schuld trugen.

Die Entschlossenheit, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die an der Finanzkrise schuld waren, hebt sich vom Vorgehen Englands, Resteuropas und Amerikas diametral ab. Ja, es gab Bußgelder für zwanzig der größten Banken für Verfehlungen wie Marktmanipulation, Geldwäsche und faule Kredite, diese Belastungen spürten die Aktionäre. Weil aber dadurch auch die Kreditwürdigkeit sank, wurde die Gesamtbevölkerung bestraft.

Jetzt machen die schuldigen Banker dank der staatlichen Rettung weiter wie vorher und kassieren ihre obszönen Boni-Belohnungen, als wäre nichts geschehen.

Im Vorjahr lobte der Internationale Währungsfond Island für die wirtschaftliche Erholung, die nicht auf Kosten des Wohlfahrtsstaates geschah oder die Bevölkerung für die Taten gieriger Banker durch übergebührliche Belastungen zu bestrafen.

Island hat Recht, die für schuldig befundenen Banker einzusperren - Europa und die USA handeln falsch, weil sie einen Freibrief ausstellen für zukünftige Machenschaften.

Island war ein beliebtes Ziel für Investitionen und Devisenhandel. Aber das unerfahrene, schlecht geleitete System war einfach nicht nachhaltig und begann unter dem eigenen Druck des ausufernden Größenwachstums bald einzuknicken. Tragischerweise passierte genau dann die Finanzkrise - mit dem weltweiten Abstieg hatte die isländische Wirtschaft keine Chance, den Kollaps aufzuhalten.

Obwohl die Banken selbst nicht gerettet wurden, brauchte die isländische Regierung eine Kapitalspritze, um liquide bleiben zu können. Island erhielt einen Kredit vom IWF in Höhe von 2,1 Mrd. $ sowie von den Nachbarstaaten einen in Höhe von 2,5 Mrd. $. Damit konnte die Regierung die Bankeinlagen der Bevölkerung schützen und verhindern, dass die Währung weiter abgewertet wurde. Auf Grund der wieder anspringenden Wirtschaft begann Island bereits 2012, das ausgeborgte Geld an den IWF zurückzuzahlen und deckte 20% des erhaltenen Kredits. Aus Regierungskreisen wurde kürzlich veröffentlicht, dass man gedenkt, den Rest noch heuer rückerstatten zu können.

Während der Rehabilitationszeit des Landes war eine wichtige Voraussetzung, bessere Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen und niedrigere Löhne zu zahlen, damit sie mit anderen Ländern vergleichbar wären. Um nicht drastische Gehaltskürzungen vornehmen zu müssen, was natürlich den Konsum einschränkt und die Einwohner bei der Rückzahlung ihrer Kredite in eine Zwangslage bringt, hat Island seine Währung um etwa 60% abgewertet; dadurch aber die Löhne ungefähr auf dem selben Niveau gehalten, den Wert der Krone aber nach unten korrigiert.

Hierin liegt der Schlüssel des Vorteils einer eigenen Währung während Wirtschaftskrisen, der einen Schritt in Richtung Wirtschaftserholung bedeutete. Auf der anderen Seite macht der Euro es Ländern wie Island oder Griechenland sehr schwer, mit diesen Wirtschaftsbedingungen zu spielen, zwingt hingegen Regierungen, nachteilige Maßnahmen zu treffen, die die Lebensbedingungen der Bevölkerung drastisch verschlechtern, und der Kapitalfluss ist nachträglich eingeschränkt. Das Ergebnis zeigt auf, wie man am Beispiel Griechenlands sieht, dass es zu sozialen Unruhen kommt, zu einem Vertrauensverlust in das amtierende Regime und die wirtschaftliche Abwärtsspirale, aus der es kaum ein Entkommen gibt.

Eine Lektion aus dem Finanzdebakel ist die echt notwendige Begrenzung für Banker-Boni-Zahlungen und Beschränkung ihrer Gehälter. Trotz eines Mangels an politischem Willen wurde durchgesetzt, dass Boni 25% ihres Einkommens nicht übersteigen dürfen.

Es gibt viel zu lernen von Islands höchst eindrucksvoller Umkehr - diese kleine Gletscher-Insel kann dem Rest Europas, ja der ganzen Welt, viel beibringen. Es wurde Opfer einer brutalen Finanzfalle, eine, die auf die Spitze von Wohlstand und Status folgte - begründet durch die Sünden von Auswuchs und Gier; etwas, das auch in anderen Ländern zu Hause ist.

Island wächst derzeit am meisten in Europa, zahlt seine enormen Schulden ab - eine Leistung, die so noch vor kurzer Zeit nicht vorstellbar gewesen wäre. Jeder kann sich seine Lektion aus dem Island-Debakel heraus picken; Vielleicht ist die beste Lektion zu erkennen, dass man nicht immer den Standard-Regeln folgen muss, was die Staatsverschuldung und Wirtschaftskrisen anlangt. Diese Methoden funktionieren einfach nicht, wie das Beispiel Griechenland zurzeit zeigt, aber auch die Schulden der gebeutelten afrikanischen postkolonialen Länder beweisen.

Island hat einen erfolgreichen Weg beschritten - natürlich mithilfe von Nachbarn und dem allgegenwärtigen IWF - aber es hat verstanden, sich vor ökonomischer Selbstzerstörung zu retten und eine positive Zukunft aufzubauen, indem es Dinge auf seine ureigenste Art und Weise erledigt und aufzeigt, dass alle unrecht hatten.

Quelle: yournewswire.com