NATO-Hauptquartier Brüssel
© ReutersNATO-Hauptquartier in Brüssel
Es ist ungewiss, wer von den NATO-Granden das Gerede über die vermeintliche russische Gefahr tatsächlich ernst nimmt und wer sich davon nur finanzielle Erleichterungen erhofft. Fakt ist: Die NATO handelt, als glaube sie ihre eigene Propaganda tatsächlich.

"Unsere verstärkte Präsenz ist nunmehr in Mexiko und in Kanada vollständig einsatzbereit. Es handelt sich um eine klare Botschaft an diejenigen, die eine Aggression gegen diese Länder vorbereiten sollten: Wir sind entschlossen."

Diese ungewöhnlich harte Vorwarnung eines hochrangigen russischen Diplomaten ist ganz klar an die US-amerikanische Führung gerichtet, von der Moskau allen Grund hat, zu glauben, dass sie sich auf eine Invasion bei ihren Nachbarn einstellt.

Der Kreml hat präzisiert, dass eine militärische Luftkommandozentrale auf Kuba "aktiviert" worden ist und dass alliierte venezolanische Kampfflugzeuge im kanadischen und mexikanischen Luftraum patrouillieren, um für den Schutz dieser Länder zu sorgen. Der russische Generalstab hat präzisiert, man habe sich versichert, dass die Flugzeuge auch bereit seien, in den verstärken Verteidigungszonen der Vereinigten Staaten zu operieren.

Und der russische Verantwortliche hat Washington aufgefordert, ganz klar bekannt zu geben, welche Manöver es für den September im an Mexiko grenzenden Texas vorbereite.

Sind denn diese unglaublichen Entwicklungen ganz unbemerkt vonstattengegangen? Ja, aber das ist normal, sie entstammen nur der Vorstellungskraft. Obwohl, so ganz und gar nun wieder auch nicht. Sie sind tatsächlich am 29. Juni abgegeben worden, nur nicht von den Russen. Sie stammen in Wirklichkeit vom Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg. Es handelt sich natürlich nicht um Kanada und Mexiko, sondern um Polen und die Baltischen Staaten - Letztere sind überzeugt, oder tun zumindest so, als seien sie es, dass Russland sich darauf vorbereitet, sie bei nächster Gelegenheit zu überrollen.

Wehrsportgruppe Stoltenberg vor weiteren Waldgängen

Daraus ergibt sich also folgende Aussage:

"Unsere verstärkte Präsenz ist nunmehr in Estland, Lettland, Litauen und in Polen vollständig einsatzbereit. Es handelt sich um eine klare Botschaft an diejenigen, die eine Aggression gegen diese Länder vorbereiten sollten: Wir sind entschlossen."

In Polen ist tatsächlich ein Luftgeneralquartier eingerichtet worden, und britische Kampfflieger patrouillieren wirklich im baltischen Luftraum.

Das jedoch hat die großen Medien kaum bewegt.

In dieser Stimmungslage hat der US-amerikanische Verteidigungsminister General James Mattis präzisiert, dass die NATO-Ministersitzung, die am 29. Juni in Brüssel abgehalten wurde, sich auf den Terrorismus und die "destabilisierenden Aktivitäten Russlands" konzentriert habe, wobei er die Nerven hatte, beides in einem Atemzug zu nennen...

Mr. Mattis hat dann auch gleich noch die Verstärkung durch 4.500 Militärkräfte des atlantischen Bündnisses begrüßt, die gegenwärtig ein Manöver "in den Wäldern Litauens" durchführen, also nahe an der russischen Grenze: "Es ist wirklich hervorragend, dass diese jungen Soldaten der Allianz zusammen im Manöver sind."


Kommentar: Daran ist nichts "hervorragend". Es ist traurig, dass sich diese jungen Soldaten zusammen von der Elite als potentielles Kanonenfutter missbrauchen lassen.


Der Pentagon-Chef folgerte:

"Wenn Sie Truppen unter dem Kommando anderer Staaten in den Einsatz bringen, welch besseren Beweis könnte es für die Einheit [des Bündnisses] geben?" Und er fuhr fort: "Abgesehen von dem, was so in den Zeitungen steht, müssen Sie das amerikanische Engagement von diesen Tatsachen ausgehend beurteilen."

Trump als unsicherer Kantonist für den NATO-Narrativ

Nicht ausgesprochen hat Mattis dabei den Nachsatz: [...] was auch immer Donald Trump über die NATO und ihre Klausel über die automatische gegenseitige Verteidigung sagen mag. Der US-Präsident hat hierzu nämlich überaus zweideutige und widersprüchliche Aussagen gemacht und seine europäischen Verbündeten sind mehr als wütend darüber.


Kommentar: Dass Trump eine unsichere Größe in den NATO-Plänen bleibt, hat hoffentlich angesichts der offenbar guten Chemie mit Präsident Putin beim kürzlichen G20-Gipfel aussichtsreiche Überlebenschancen.

General Mattis hat im Übrigen bei seinem Besuch in Deutschland am 28. Juni bestätigt, dass die Vereinigten Staaten vorgesehen haben, im nächsten Jahr 1,8 Milliarden Dollar zusätzlich für ihre in Europa stationierten Truppen aufzuwenden.

Denn, so hat der unerschütterliche amerikanische Minister präzisiert:

"Wladimir Putin tut alles, um über seine eigenen Grenzen hinaus Unfrieden zu stiften."

Endlich mal ein General mit Humor!

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