Japanische Schulkinder Tsunami-Übung
© Reuters / Kim Kyung-HoonJapanischer Schulkinder während eines Tsunami-Simulationsdrills in Futaba, Japan, 4. November 2016.
Nach Ende der Sommerferien in Japan wächst nun die Sorge vor Selbstmorden unter den Schülern. Prominente sprechen gefährdeten Schülern Mut zu, um gegen die psychische Krise anzugehen - oft bedingt durch Leistungsdruck oder Mobbing durch Mitschüler.

Der berühmte Ueno-Zoo Tokios bot Schülern an, dass sie bei ihnen Schutz suchen können und warb mit dem Bild eines Tapirs:
Wenn es keinen Ort der Flucht gibt, komm in den Zoo!
So wie Tiere bei Gefahr flüchten, sollen auch Kinder flüchten können, wenn sie Angst haben.


Jedes Jahr nehmen sich rund 500 Japaner unter 20 Jahren das Leben. Zum Zeitpunkt des Schulbeginns ist die Zahl dreimal höher als an jedem anderen Tag des Jahres. Insgesamt 71 Prozent der Selbstmorde werden von Männern zwischen 20 und 44 Jahren begangen. Im Jahr 2016 begingen 21.764 Japaner Selbstmord, was ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den letzten 20 Jahren war. Vor 2013 waren es noch über 30.000 Selbstmorde.

Die Schauspielerin und Entertainerin Shoko Nakagawa, bekannt aus Pokemon Sunday, schrieb auf Twitter:
Stirb nie. Lebe!
Der Nachrichtensender NHK kreierte den Hashtag "In der Nacht des 31. August". Neben dem Zoo boten auch Bibliotheken Unterschlupf für gestresste Kinder an. Eine Rund-um-die-Uhr-Hotline soll Schülern und deren Eltern in der Not helfen. Der Erziehungsminister Yoshimasa Hayashi appelliert:
Ich weise Sie an, mit jemandem - Familie, Lehrer, Freunde, irgendjemandem - über ihr Problem zu sprechen. Wenn es schwierig ist, mit Menschen im Bezugsfeld zu reden, dann rate ich Ihnen, sich an den entsprechenden Dienst des Erziehungsministeriums zu wenden.
Yutaka Motohashi, Direktor des Japanischen Hilfsdienstes für Selbstmordprävention, sieht das Problem nicht primär in der Statistik der Selbstmordraten. Es gäbe vielmehr ein gesellschaftliches Problem. In der Schule sind die Schüler sehr viel Leistungsdruck ausgesetzt. Aufnahmeprüfungen müssen bestanden werden. Und auch in weiterer Folge geht es stets darum, in der Gesellschaft zu bestehen und auch dem Druck der Familie, um letztendlich einen guten Job zu erhalten, der den Vorstellungen entspricht:
In Japan ist es, aus gesellschaftlichen und kulturellen Gründen, schwierig einen Job abzugeben und nach einem anderen zu suchen. [...] Sie [die Suizidgefährdeten] senden zahlreiche SOS-Nachrichten, die aber oftmals leider unbemerkt bleiben. Sie scheuen sich davor, um Hilfe zu bitten.