Die künstliche Beeinflussung des Weltklimas mittels Geoengineering ist höchst umstritten
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© Johannes Stehle/picture-alliance/dpa/Associated Press
Es ist eine verlockende Idee, die einige Ingenieure bei der Bekämpfung des Klimawandels haben: Statt die Welt abrupt aus ihrer Abhängigkeit von fossilen Energien zu reißen, könnten wir mittels Geoengineering ein wenig mehr Zeit gewinnen. Zum Beispiel, indem man Spiegel ins All bringt, die um die Erde kreisen, Sonnenstrahlen reflektieren und so zur Abkühlung beitragen. Oder, indem Schwefel oder gar Diamanten in die Stratosphäre gestreut werden, die ebenfalls die Sonnenstrahlen reflektieren - ganz wie nach einem Vulkanausbruch.

Die meisten Forscher sind sich einig, dass einige dieser Ideen durchaus technisch realisierbar wären. Auch ein Kühlungseffekt gilt als ziemlich sicher. Allerdings verbinden sich mit diesen Methoden des Solar Radiation Managements (SRM) eine ganze Reihe gravierender Folgeprobleme und moralischer Fragen. Über das kontroverse Thema diskutierten die Teilnehmer einer großen Geoengineering-Konferenz von Montag bis Donnerstag im Berliner Umweltforum. Geladen hat das Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies, dessen wissenschaftlicher Direktor Mark Lawrence vor allem bezweckt, dass endlich in der breiten Öffentlichkeit über Geoengeneering geredet wird. Schließlich dürfe man einen möglichen weiteren epochalen Eingriff des Menschen ins Weltklimasystem nicht nur ein paar Dutzend Wissenschaftlern überlassen.


Kommentar: Und vor allem darf es keinen Wissenschaftlern erlaubt sein, die an die Erderwärmung glauben.


Zu denen gehört David Keith von der Universität Harvard, der in Berlin sein Projekt Scopex vorstellte: Im Herbst 2018 sollen mithilfe eines Ballons in 20 Kilometern Höhe Partikel in die Stratosphäre ausgestreut werden, um zu testen, wie sich die Partikel dort verhalten. Es wäre das bislang größte SRM-Experiment unter realen Bedingungen.

Geoengineering selbst sei das noch nicht. »Das ist absolut kein Test, um zu prüfen, ob das funktioniert«, sagte Keith. Denn die Mengen an Kalziumkarbonat oder Wasserdampf, die in die Stratosphäre gebracht werden sollen, seien mit weniger als einem Kilogramm verschwindend gering. Ziel ist dagegen, die Risiken eines möglichen Großeingriffs ins Klimasystem zu testen: Rieseln die Partikel wieder hinab auf die Erde? Wie reagieren sie in der Stratosphäre? Zerstören sie die Ozonschicht? Verändern sie die Wettermuster auf der Erde?

Zugleich wies Keith auf den Grund hin, warum er daran forscht: Das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad oder sogar auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wie es das Pariser Weltklimaabkommen vorsieht, ist laut aktuellen Untersuchungen kaum noch möglich. Jedenfalls, wenn wir »nur« Kohle, Öl und Gas den Rücken kehren. »Selbst wenn wir die Emissionen auf null reduzieren, garantiert das nicht, dass wir ohne Risiken bleiben«, sagte Keith. Denn das Klima hat sich bereits gewandelt, wie die jüngste Welle von Hurrikanen der Kategorie Fünf in der Karibik und vor der Küste der Vereinigten Staaten noch einmal deutlich gemacht hat. Mit der Manipulation des Klimas sei es zumindest technisch möglich, unter 1,5 Grad zu bleiben, so der Wissenschaftler.


Kommentar: Es ist in der Tat richtig, dass das Wetter extremer wird und tatsächlich Veränderungen geschehen. Doch die Erde kühlt sich bereits ab, da die Sonne inaktiv ist.


Manche Umweltexperten sehen hingegen schon die Diskussion über solche »Lösungen« als Gefahr an. »Es gibt keine Notwendigkeit, Geoengineering zu betreiben«, sagte Lili Fuhr von der grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Stattdessen müsse sich die Welt darum kümmern, von den fossilen Energien loszukommen. Experimente wie das von Keith überschreiten für Fuhr zudem eine rote Linie - sie könnten ein Einfallstor bieten, dass Geoengineering in großem Stil dereinst in die Tat umgesetzt wird. Dann, so warnt die Geografin und Umweltpolitikexpertin, könne ein neuer militärisch-industrieller Komplex entstehen, der undemokratisch sei und von der fossilen Industrie dominiert werden könnte, die Geoengineering als Entschuldigung nimmt, weiter Kohle, Öl und Gas zu verfeuern.

Keith erwiderte, dass er keine Gelder von der fossilen Industrie nehme. Überdies begleite ein unabhängiger Beirat sein Projekt, der darauf acht gebe, dass keine Gefahren für Umwelt und Gesundheit bestehen. Nur: Was ist, wenn sich etwa die USA oder China der Idee bemächtigen, ohne internationale Absprachen anzuwenden und so der ganzen Welt ein bestimmtes Klima aufzudrücken? Solche Aktionen könnten zu Gegenmaßnahmen bis hin zum Krieg führen.