Neurodermitis
Das menschliche Immunsystem ist hauptsächlich an und im Darm angesiedelt. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Autoimmunerkrankungen immer häufiger mit dem Organ in Verbindung gebracht werden. Bei der Entstehung allergischer Erkrankungen wie Neurodermitis spielt die Veränderungen der Darmflora eine zentrale Rolle. Die zugrunde liegenden Mechanismen dafür sind aber noch immer unbekannt. Ein französisches Forschungsteam bringt nun mit neuen Studienergebnissen Licht ins wissenschaftliche Dunkel. In ihrer aktuellen Studie entdeckten sie einen überraschenden Zusammenhang zwischen einem antiviralen Protein, der Zusammensetzung des Mikrobioms und der Entwicklung von Hautallergien. Diese Erkenntnisse könnten neue Therapiemöglichkeiten hervorbringen.

Bakterien im Darm, Allergien und Neurodermitis

Für ihr Studie untersuchten die Forscher Mäuse, denen das Gen MAVS entzogen wurde. Das Gen spielt eine Schlüsselrolle für das Immunsystem beim Erkennen von Viren. Sie stellten bei den Mäusen eine veränderte Darmflora und schwere allergische Hautreaktionen fest.

Um den Zusammenhang zu beweisen, übertrugen die Forscher die veränderte Darmflora auf normale Mäuse. Diese entwickelten ebenfalls schwere allergische Reaktionen. Wie vermutet, waren die transplantierten Darmbakterien für die Immunreaktion verantwortlich.

Darüber hinaus zeigte sich, dass diese Modifikation der Darmflora zu einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) führte. Dadurch konnten bestimmten Darmbakterien in die Milz und in die Lymphknoten wandern, was die Schwere der allergischen Hautreaktionen zusätzlich erhöhte.

Die Ergebnisse demonstrieren die unerwartete Rolle eines antiviralen Proteins bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Darmflora. Der Beweis, dass die Veränderung der Bakterien im Darm allergische Hautreaktionen hervorrufen und verschlimmern, bietet neue Therapieansätzen für die Schulmedizin. Allergische Erkrankungen wie Neurodermitis und Asthma könnten zukünftig besser behandelt werden, indem das Mikrobiom gezielt therapiert wird. Auch bereits bestehende Therapien könnten so unterstützt werden. Für andere Krankheiten wie Krebs wird dieser Ansatz bereits erforscht.