Forscher von Breakthrough Listen analysieren derzeit ein Signal, das von Proxima Centauri gekommen zu sein scheint und wohl nicht natürlichen Ursprungs ist.
parkes observatorium
© CSIRO,CC BY 3.0Das Parkes-Observatorium und die Milchstraße
Forscher im SETI-Projekt Breakthrough Listen haben ein mysteriöses Signal gefunden, das aus dem System Proxima Centauri zu kommen scheint, dem sonnennächsten Stern. Das berichtet der Guardian unter Berufung auf einen ungenannten Astronomen. Weil diese Information vorab an die Öffentlichkeit gelangte, gibt es aber wenig mehr Details und die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Gegenüber zwei Wissenschaftsmagazinen haben beteiligte Wissenschaftler den Bericht aber bestätigt.

Es handelt sich demnach um ein äußerst schmalbandiges Signal bei einer Frequenz von fast genau 982 Megahertz. Nach gegenwärtigem Verständnis komme als einzige Quelle Technologie infrage, erklärte Andrew Siemion von der University of California, Berkeley, dem Scientific American.

"Das aufregendste Signal"

Die Entdeckung erfolgte demnach im Rahmen des 2015 vorgestellten Projekts Breakthrough Listen, das von dem israelisch-russischen Milliardär Yuri Milner finanziert wird. Beteiligte Forscher können in dessen Rahmen unter anderen Beobachtungszeit an Teleskopen bezahlen, um nach Spuren außerirdischer Intelligenzen zu suchen (Search for Extraterrestrial Intelligence beziehungsweise SETI). Wie das Magazin Scientific American nun schreibt, hatte das Parkes-Observatorium in Australien am 29. April 2019 Beobachtungen von Proxima Centauri durchgeführt. Bei dem Stern, der uns am nächsten ist, wurden bislang zwei Exoplaneten entdeckt. In den Ende April 2019 gesammelten Daten sei dann im Oktober dieses Jahres von einem Studenten das rätselhafte Signal entdeckt worden. Seitdem werde es analysiert.


"Das ist das aufregendste Signal, das wir im Projekt Breakthrough Listen entdeckt haben", ordnet Sofia Sheikh von der Penn State University die Entdeckung ein. Sie hat die Analyse geleitet. Denn vorher habe kein Signal derart viele Ausschlussfilter übersprungen. Intern heiße das Signal inzwischen BLC1 für "Breakthrough Listen Candidate 1". Wie sie dem Scientific American erläutert, habe das Teleskop das Signal beispielsweise nur dann gesehen, als es direkt in Richtung von Proxima Centauri gerichtet war. Damit sei eine irdische Quelle oder etwa ein Satellit ziemlich unwahrscheinlich. Trotzdem erwarten die Forscher, dass es eine auf uns Menschen zurückzuführende Erklärung gibt- bei Breakthrough etwa sieht man die Wahrscheinlichkeit dafür bei 99,9 Prozent.

Wie das US-Magazin weiter schreibt, geht sogar Milner selbst davon aus, dass die ausführliche Analyse eine Erklärung zutage fördern wird, die nicht auf außerirdische Intelligenz zurückzuführen sein wird. Einige weitere Besonderheiten gibt es noch: So habe man keine Spuren einer Modulation gefunden, die auf eine Informationsübertragung hinweisen könnte. Außerdem scheine die Frequenz leicht anzusteigen, während man eigentlich genau das Gegenteil erwarten würde. Gleichzeitig haben Nachfolgebeobachtungen mit dem Parkes-Observatorium das Signal nicht wieder gefunden. Für Sheikh handelt es sich aktuell um das spannendste unerklärte Signal seit dem Wow!-Signal aus dem Jahr 1977. Natürlich gelte weiterhin, "es sind nie Aliens", sagt sie. Aber eigentlich müsse der Satz lauten: "Es waren bislang nie Aliens."

Kritik an Leak, Spekulationen über Aliens

In den Berichten wird nun auch darauf hingewiesen, dass die Astronomie in einem Meer aus Signalen stattfindet und es immer wieder Phänomene gibt, die nur anfangs nicht durch irdische Technik oder natürlich Prozesse zu erklären sind. Das erklärt er auch die Erwartung, dass sich eine Erklärung finden wird, die keine außerirdische Intelligenz benötigt. Nicht von den Beteiligten, aber von nicht mit dieser Entdeckung befassten Wissenschaftlern gibt es auch deswegen durchaus Kritik an dem Leak, durch das die Information an die Öffentlichkeit gelangte, ohne dass die Analyse abgeschlossen werden konnte. Außerdem sei den Forschern so die Möglichkeit genommen worden, ihre Entdeckung selbst vorstellen zu können, schreibt etwa der Astronom Jason Wright.

Wright geht aber auch auf die Frage ein, ob es nicht ein viel zu unwahrscheinlicher Zufall wäre, wenn das erste Signal von außerirdischen Intelligenzen ausgerechnet bei dem Stern entdeckt würde, der uns am nächsten ist. Er hält das Gegenteil für durchaus ebenfalls möglich, Proxima Centauri könnte demnach sogar der einzige Stern sein, von dem solche Signale kommen. Der dahinter liegende Erklärungsansatz vergleicht ein mögliches galaxieweites Kommunikationsnetz mit unserem Mobilfunknetz: Statt jedes Handy anzufunken, kontaktiere unser Handy ja auch den Mobilfunkmast. Eine Kommunikation von Proxima Centauri könnte also der direkten Kontaktaufnahme auf der letzten Meile entsprechen. Das ist aber natürlich reine Spekulation. Die Analyse zum BLC1 wollen die beteiligten Forscher Anfang 2021 veröffentlichen.

mho