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Stellen Sie sich für eine Minute vor, an diesem Montag wären 90.000 Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gegangen gegen "Rechts" - wie man jede Form der Regierungskritik, die nicht von links kommt, heute in Deutschlands Medien und Politik nennt. Sie würden das in den Medien in Dauerschleife vor die Nase gehalten bekommen.
Tatsächlich sind am Montag 90.000 Menschen auf die Straße gegangen. Allerdings protestierten sie nicht gegen die Kritiker der Regierung, sondern gegen die Regierung selbst. Also so, wie das mal üblich war, bevor Angela Merkel unser Land in einen demokratischen Tiefschlaf versetzte und eine schleichende DDR-isierung einsetzte. Haben Sie in den großen Medien von dieser Zahl irgendetwas erfahren? Der Protest richtete sich gegen hohe Preise, die Corona-Politik, den Ukraine-Krieg und die Energiepolitik.
Dabei sind die 90.000 keine "Verschwörungsideologie" (noch eines dieser neudeutschen Wörter, das die Feinde der Demokratie aus dem Hut zauberten, um diejenigen zu diffamieren, die demokratische Grundwerte verteidigen wollen). Die Angaben stammen ganz offiziell von der Polizei. Und die "
Junge Freiheit" hat die Fleißarbeit gestemmt, "bei den Innenministerien und Polizeistellen der einzelnen Bundesländer nach den Teilnehmerzahlen der Montagsdemonstrationen" nachzufragen.
Also tun hier ausgerechnet diejenigen, die ständig diffamiert und verleumdet werden, genau das, was Arbeit der großen Medien ist. Was diese aber wegen ihrer Staatsnähe und Gleichtaktung nicht mehr tun.Das Ergebnis der Recherche: 27.400 Demonstranten bei 106 Versammlungen in Sachsen, 27.000 bei 38 Kundgebungen in Thüringen, 11.200 Menschen in Sachsen-Anhalt, 10.500 in Brandenburg und 8.789 Teilnehmern in Mecklenburg-Vorpommern.
Ganz andere Größenordnungen hatte der Protest im Westen. Baden-Württemberg war hier mit gerade mal knapp 3.000 Demonstranten auf 45 Kundgebungen Vorreiter. Berlin - östlich gelegen, aber sehr westlich - kam auf 570 Demonstranten. Hamburg auf 1.200, Niedersachsen auf 1.350 bei 29 Veranstaltungen; 14 Kundgebungen in Rheinland-Pfalz wurden von 492 Menschen besucht. In Schleswig-Holstein waren es 215 Menschen, in Bremen 30, im Saarland sage und schreibe neun.
So das Ergebnis der sehr wichtigen Recherche der "Jungen Freiheit".
Wie der Kontrast zu erklären ist, und was es mit den Protesten und dem Schweigen der Medien auf sich hat - dazu
mein neues Video.
Kommentar: In den Artikelkommentaren gibt es einige Leser, die über eine aus ihrer Perspektive höhere Protestbeteiligung in den alten Bundesländern schreiben als wie es im Artikel dargestellt wird. Hier ein Blickwinkel in Bezug auf das Saarland und Rheinland-Pfalz:
12.10.2022 - 01:58 Uhr
Bei aller Liebe und dem Respekt vor Boris Reitschuster,
hier muss ich widersprechen und um eine zukünftig bessere Recherche bitten. Wir möchten doch nicht die Narrative der ReGIERung übernehmen und wieder zwanghaft in Ost und West spalten.
Wir sind ein Volk... die Gesamtzahl auf 83 Mio sollte den Druck auf Berlin aufbauen, keine Einzelzahlen, wie sie dpa (Reitschuster Artikel) klein rechnet.
Woher hat die Junge Freiheit diese Zahlen?
Ich selbst habe schon Demos angemeldet, bin regelmäßig als Redner bei Demos in RLP und dem Saarland aktiv dabei, gehe beinahe jeden Montag auch bei Spaziergängen in RLP mit und habe beste Kontakte ins Saarland.
Wir vernetzen uns und unterstützen uns über die Ländergrenzen hinweg.
Daher wissen wir auch wo und wann z.B. in Saarlouis und auch Saarbrücken Spaziergänge stattfinden, die keiner mehr organisieren muss, weil sie, wie damals in der DDR, zu Selbstläufern geworden sind.
Dass aber im ganzen (kleinen) Saarland am Montag insgesamt nur neun Spaziergänger auf der Straße waren, dass halte ich für ein Gerücht.
Es scheint eher Methode zu sein, dass kaum offizielle Zahlen erhoben werden, um auf Nachfrage die Teilnehmerzahlen abzuschwächen. Mittlerweile hat der "Westen" genau wie der Osten die Nase voll und geht auf die Straße. In immer mehr Städten lautet das Motto:
"Lasst uns auf die Straße gehen, damit wir nicht auf der Straße leben müssen!"
Von der Polizei oder anderen Behörden kann es kaum Zahlen geben.
Gerade hier in RLP wurde während des Maskenzwangs extrem auf die Einhaltung der Vorschriften geachtet und es hagelte Anzeigen.
Jetzt aber können wir beim Spaziergang an Polizeiwachen vorbei gehen, ohne das ein Beamter auch nur aus dem Fenster schaut. Es ist auch Usus geworden, dass bei den Spaziergängen die Teilnehmer selbst zählen.
Die Polizei im Saarland ist da weit gelassener - wird also erst recht keine Teilnehmer zählen.
Neun - nein. Ausgeschlossen.
Und hier aus Hessen:
12.10.2022 - 04:07 Uhr
"Ganz anders im Westen - hier gehen kaum Menschen auf die Straße."
Das ist schlicht und einfach die Unwahrheit, Herr Reitschuster, und so gut sollten Sie schon informiert sein. Wir sind auch im Westen nie weg gewesen, wir sind da, zeigen Gesicht und werden seit circa drei, vier Wochen wieder deutlich mehr. Ich sollte es wissen. Ich lebe im ländlichen Nordhessen, bin in drei Maßnahmenkritiker-Gruppen aktiv und ohne Unterbrechung seit letzten Winter dreimal in der Woche auf der Straße. Im Umkreis von 40 Kilometern habe ich ein gutes Dutzend Spaziergänge oder Demos, verteilt über die gesamte Woche, keineswegs nur montags, zur Auswahl. Es gab da keine Sommerpause oder ähnliches, die Selberdenker sind durchgängig am Ball geblieben. Da ich weiß, was ich von den sogenannten Eliten zu halten habe, gab es bei mir und beim "harten Kern" meiner Kollegen auch im April nicht eine Sekunde Entwarnung. Jetzt erst recht!, sagten wir uns damals und haben das konsequent durchgezogen, zumal ja eine Menge weitere Themen dazugekommen sind. Wir bringen hier in "popeligen" Kleinstädtchen schon wieder bis zu 100 Leute auf die Straße, das ist gewiss nicht nichts. Und die Bürgermeister schicken ihre Ordnungsamtsbediensteten vorbei, die am nächsten Morgen minutiös Bericht erstatten müssen, ob die "Verschwörer" schon wieder Zuwachs haben. Wir sind ein ganz friedliches Völkchen, doch das System hat mächtig Angst vor uns. Wenn man die vielen hundert, vielleicht sind es sogar tausend, Spaziergänge und Demos im Westen zusammennimmt, sind auch hier Woche für Woche 70.000 bis 80.000 Menschen unterwegs und zeigen Gesicht. Und sehr bald werden es sehr viel mehr sein - die Tendenz ist eindeutig. Bitte demnächst besser informieren, denn besser informiert zu sein als andere Journalisten, das war mal Ihr Markenzeichen, Herr Reitschuster.
Weitere Artikel zu den Protesten in den vergangenen Wochen:
Kommentar: In den Artikelkommentaren gibt es einige Leser, die über eine aus ihrer Perspektive höhere Protestbeteiligung in den alten Bundesländern schreiben als wie es im Artikel dargestellt wird. Hier ein Blickwinkel in Bezug auf das Saarland und Rheinland-Pfalz: Und hier aus Hessen: Weitere Artikel zu den Protesten in den vergangenen Wochen: