Sintflutartige Regen, tödliche Hitzewellen, Tornados - das Wetter hat sich weltweit gewandelt. Sind das Anzeichen einer Veränderung des Weltklimas? Oder erleben wir einfach nur eine Serie schlechten Wetters?
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© NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND / Daniel Bryant
Gekürzte Fassung aus National Geographic Deutschland, Ausgabe September 2012

Wetterextreme kommen heute häufiger vor als früher. In Deutschland ist die Elbeflut von 2002 unvergessen: In Zinnwald im Erzgebirge hatte es binnen 24 Stunden 312 Liter geregnet. Im Juli 2008 wurden Teile der Dortmunder Innenstadt verwüstet, als in vier Stunden mehr als 200 Liter Wasser pro Quadratmeter niederkamen. Im August 2010 verursachten Rekordniederschläge in Pakistan Überschwemmungen. Anfang Juli dieses Jahres starben in Russland 170 Menschen bei Niederschlägen von örtlich mehr als 230 Litern.

Nicht nur Starkregen macht Schlagzeilen. Dürreperioden haben während der letzten zehn Jahre Texas, Australien, Russland und Ostafrika geplagt. Europaweit kamen 2003 in einer Hitzewelle bis zu 70.000 Menschen ums Leben. 2006 folgte in Deutschland der heißeste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Wichtigste Ursachen: natürliche Klimaphänomene

Die US-Behörde für Wetter- und Meeresforschung stellte eine Studie vor, wonach 2011 das turbulenteste Wetterjahr der vergangenen drei Jahrzehnte war.

Sind das Anzeichen einer gefährlichen, von Menschen verursachten Veränderung des Weltklimas? Oder erleben wir einfach nur eine Serie schlechten Wetters? Wahrscheinlich beides.


Die wichtigsten Ursachen für die Katastrophen der jüngeren Zeit waren natürliche Klimaphänomene, vor allem El Niño und La Niña. Doch sie allein können die Serie der Rekordkatastrophen nicht erklären. Hinzugekommen ist: Die Erde wird aufgeheizt, der Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre steigt.

Durchschnittstemperatur gestiegen

Messdaten lassen keinen seriösen Zweifel mehr daran, dass die von Menschen erzeugten Treibhausgase einen größeren Anteil der von der Sonne eingestrahlten Wärme in der Atmosphäre festhalten. Weltweit ist die Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche seit 1970 um ein halbes Grad angestiegen - deutlich stärker noch rund um die Pole, wo das Eis immer schneller abtaut.


Wärmere Ozeane geben mehr Wasserdampf in die Atmosphäre ab. Um vier Prozent hat die Wasserdampfmenge in der Atmosphäre allein in den vergangenen 25 Jahren zugenommen. Und je mehr Wasserdampf die Luft enthält, desto größer die Gefahr heftiger Niederschläge.

Auch in Deutschland verstärkte Muster

Bis Ende dieses Jahrhunderts könnte die Durchschnittstemperatur um bis zu 4,5 Grad ansteigen. In Richtung der Pole wird es wärmer, viele Pflanzen und Tiere werden ihren bevorzugten Klimazonen folgen. Der tropische Regengürtel wird schon heute breiter. Die subtropischen Trockengebiete beiderseits des Äquators rücken nord- und südwärts und erreichen Gebiete wie den Südwesten Nordamerikas, Südaustralien und Südeuropa. Hohe Temperaturen und lange, intensive Dürreperioden werden wahrscheinlicher. Auch in den gemäßigten Breiten, in denen Deutschland liegt, werden sich die Muster von extremen Niederschlägen und heißen Tagen verstärken.

Zu den größten Unbekannten bei der Prognose des künftigen Wetters gehört das Nordpolarmeer. In den vergangenen Jahren hat es 40 Prozent seiner sommerlichen Eisdecke verloren. Die Herbsttemperaturen über dem jetzt offenen Meer sind um zwei bis fünf Grad angestiegen, weil das dunkle Wasser Sonnenlicht absorbiert. Das früher dort vorhandene Eis hatte es in den Weltraum reflektiert. Neue Befunde legen nahe, dass sich durch die Erwärmung auch Windströmungen rund um die Pole verlagern.

Mehr Wasserdampf - mehr Wärme

Am wenigsten können die Forscher heute darüber sagen, wie sich die Klimaerwärmung auf die Entwicklung einzelner Stürme auswirkt. Theoretisch sollte mehr Wasserdampf in der Atmosphäre auch mehr Wärme - und damit Energie - in Hurrikane, Taifune und ähnliche Wetterphänomene pumpen.


Kommentar: Eventuell wird dies durch andere - elektrische - Phänomene erzeugt, denn es wurden auch heftige Stürme auf anderen Planeten beobachtet und somit handelt es sich nicht nur um ein Phänomen auf der Erde.


Völlig unklar ist das Bild bei Tornados. Zwar wird immer häufiger über Tornados berichtet. Andererseits gab es noch nie so viele Menschen mit Handykameras, denen kein Wirbelsturm entgeht. Dass die Anzahl der schweren Tornados tatsächlich gestiegen wäre, ist nicht belegt. Die Wissenschaftler haben bisher weder die Daten noch die Theorien, mit denen sie einen Zusammenhang zur globalen Erwärmung herstellen könnten.

Bei anderen Extremen ist das eindeutig. Je wärmer die Atmosphäre, desto größer das Potenzial für Hitzewellen. Im Jahr 2010 wurden in 19 Staaten der Erde nationale Temperaturrekorde gemessen.


Kommentar: Was ist mit den Kälterekorden, die ebenso stattfanden, besonders in diesem Jahr?


Regierungen bereiten sich vor

Die steigenden Schäden durch Naturkatastrophen lassen sich nur zum Teil auf das Wetter zurückführen. Eine andere Ursache ist, dass immer mehr Menschen in katastrophenträchtigen Regionen leben.
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© INFOGRAFIK WELT ONLINE
Regierungen bereiten sich besser auf Extremwetter vor: Französische Städte bauten klimatisierte Aufenthaltsräume, und man registrierte ältere Menschen, um sie im Notfall dorthin zu bringen. In Deutschland richtete der Deutsche Wetter- dienst ein Hitzewarnsystem ein, das Kommunen und Krankenhäuser informiert, wenn sich eine Phase bedrohlich heißer Tage abzeichnet. Auch in Bangladesch entwickelte die Regierung ein Frühwarnsystem und baute Betonunterstände für evakuierte Familien.

Man könnte die Risiken weiter verringern: mit Nutzpflanzen, die eine Dürre besser überstehen, mit Gebäuden, die Überschwemmungen und Stürmen standhalten, mit einer Politik, die Menschen davon abhält, an gefährdeten Orten zu bauen - und natürlich, indem wir weniger Treibhausgase erzeugen.