"Eine Streitschrift über nachhaltige und ethische Ernährung mit Fleisch und die Missverständnisse und Risiken einer streng vegetarischen und veganen Lebensweise": So lautet der Untertitel des jetzt auch in Deutschland erschienenen Buchs von Lierre Keith "Ethisch essen mit Fleisch".
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© SYSTEMED VERLAGDas Buch auf Deutsch
Oranienburg (MZV) - Dass die US-amerikanische Schriftstellerin, Kleinbäuerin, radikale feministische Aktivistin und ehemalige Veganerin ihrem Werk einen derart ausufernden Untertitel verpassen musste, führt schon zu den Wurzeln der Problematik.

Denn bei der in den vergangenen Jahren immer schärfer geführten Debatte um die "richtige" Ernährung sind "bekennende Fleischesser" zunehmend zu einer aussterbenden Spezies, zu raubtierähnlichen Urmenschen abgestempelt worden.

Wenn sich Lierre Keith daher - durchaus provokant - schon im Titel ihres Buches für eine Ernährung mit Fleisch ausspricht, so redet sie jedoch keineswegs dem "Terror der Tierfabriken" das Wort. Ihr geht es nicht vordergründig um den - oft ideologisch aufgeladenen Kampf - zwischen tierischer und tierproduktfreier Ernährung. Der radikalen Umweltaktivistin, deren jüngstes, noch nicht in Deutschland erschienenes Buch ganz und gar nicht zufällig "Deep Green Resistance: Strategy To Save The Planet" heißt, geht es ums globale Ganze.

Ihre Kritik richtet sich gegen eine Landwirtschaft der Agrarfabriken - und zwar der tierischen wie der pflanzlichen. Der Vernichtung von Millionen Hektar brasilianischen Regenwaldes für die Rinderzucht stellt sie die Vernichtung von 98 Prozent der amerikanischen Prärie - "verwandelt in eine Monokultur aus einjährigem Getreide"- gegenüber.

Keith belegt, mit vielfältigen Fakten und nachvollziehbaren Quellen, dass eine globale Umstellung auf eine fleischlose Ernährung keineswegs, wie von Veganern behauptet, umweltfreundlicher ist. Sie bezichtigt dabei die vegetarischen "Gutmenschen" nicht der Lüge, wohl aber der Unkenntnis: "Hennen, die man in Käfigbatterien verrückt macht, sind für Vegetarier sichtbar. Was sie nicht sehen, sind all die anderen Tiere, die die Landwirtschaft ausgerottet hat."

Ein eigenes Kapitel widmet die Ex-Veganerin den Risiken einer streng vegetarischen Ernährung. Neben den eigenen Krankheitserfahrungen fließen dabei auch wissenschaftliche Studien in ihre Argumentation ein.

Bleibt das Fazit: Keith gesteht offen ein, dass ihr Buch "im abschließenden Kapitel keinen Zehn-Punkte-Plan" für die einzig richtige und zugleich weltrettende Ernährung enthalte. Ihre Vorschläge einer naturnahen, ausgewogenen und vor allem nichtindustriellen Ernährung haben ihr - vor allem von Vegetariern - den Vorwurf des "Primitivismus" eingebracht.

Um diesem Verdikt zuzustimmen oder aber der Argumentation der Autorin zu folgen, bleibt dem mündigen Esser nur eines: Lesen und selbst urteilen.

Lierre Keith / Ulrike Gonder: Ethisch essen mit Fleisch, systemed verlag, Lünen, 248 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-927372-87-0