Er ist ein weltweites Riesenspektakel geworden, dieser Prozess gegen den Massenmörder von Oslo, Anders Breivik. Und während sich die Mainstream-Journalisten täglich neu empören über Marginalien wie Gesten und Mimik des Attentäters und sie dessen Tat weiterhin in das rechtsradikale Spektrum zu schieben suchen, bleiben hochwichtige Fragen ungestellt und ungeklärt. Bereits letztes Jahr berichteten ausländische Medien über deutliche Hinweise, dass es einen zweiten Täter gegeben haben muss und Breivik einem terroristischen Netzwerk angehört haben dürfte. Unser USA-Korrespondent Webster Tarpley beobachtet den Gerichtsprozess aus einer völlig anderen Perspektive als die Berichterstatter des internationalen, politisch korrekten Medienkartells.

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Jetzt steht Anders Breivik in Oslo vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, ungefähr 77 Todesopfer während eines Überfalls letzten Sommer verursacht zu haben. Der Prozess zeigt sich als Medienzirkus. Manche Fragen werden aufgeworfen: Ist der Mann ein Nazi oder nicht? Wahnsinnig oder nicht? Zurechnungsfähig oder nicht? Vielleicht eine wichtigere Frage wäre: Ist er ein Patsy oder nicht - ist er also ein Spielzeug in den Händen eines Geheimdienstes oder nicht?

Die Aufmerksamkeit der Massenmedien konzentriert sich fast ausschließlich auf die Figur des Patsy. Viel weniger Interesse wird für die Maulwürfe gezeigt. Maulwürfe sind bekanntlich die Beamten im Regierungsapparat und in der Polizei, die solche Aktionen möglich machen. Noch weniger Interesse gibt es für die Techniker, die eiskalten Mörder, die diese Aktionen eigentlich durchführen können. Techniker und Maulwürfe werden in solchen Fällen gerne aus der Welt geschafft.

Die amtliche Version des Massakers von Norwegen ist eine Masse von Widersprüchen, von Ungereimtheiten, von barem Unsinn. Wir können davon ausgehen, dass der Prozess wenig Einsicht bringen wird. Aber die vielen Todesopfer verdienen etwas Besseres. Die Zukunft Norwegens, die Zukunft Europas und die der Welt verdienen etwas Besseres: Sie verdienen die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Und deshalb sollen hier einige der verheimlichten, vergessenen und vertuschten Tatsachen noch einmal aufgelistet werden.

Der erste Auftritt von Breiviks Aktion war eine Bombe im Regierungsviertel von Oslo. Die Bombe wurde gesprengt. Es gab acht Tote und mehr als 200 Verwundete. Das Merkwürdige dabei ist, dass die Sicherheitspolizei fast genau dieselbe Aktion unmittelbar vorher geübt hatte. Es gab unmittelbar zuvor eine Übung im Stadtviertel um das Opernhaus, bei der eine Bombe in die Luft gejagt wurde. Dass hier ein sehr großer Verdacht entsteht, wenn zuvor eine Übung stattfindet, die der Wirklichkeit so sehr ähnelt, verwundert nicht. In der CIA-Sprache sagt man: Die Übung ist zur Wirklichkeit, sie ist lebendig geworden - The drill went alive!

Die Übung ist natürlich eine sehr gute Deckung für die Vorbereitung einer solchen Aktion. Das notwendige Gerät kann unter Deckung der amtlich erlaubten Übung eingeschmuggelt werden, steht jedoch für ganz andere Zwecke bereit. Wenn Übung und Tat so offensichtlich zusammenfallen, so kann die Hypothese nur sein, dass die Übung die Tat erzeugt hat. Natürlich werden die Zufallstheoretiker dies niemals akzeptieren, doch führt dieser Weg meines Erachtens viel direkter zur Wahrheit.

Nun kommen wir zum zweiten Täter. Es gab auf der Insel Utøya, wo Breivik angeblich die nächste Tat begangen haben soll, einen zweiten Schützen. Das haben mehrere Augenzeugen berichtet. Diese Augenzeugenberichte standen in der VG-Zeitung, und auch in der Zeitung Aftenposten aus Oslo.

Der zweite Täter, wie sah er aus? Er war etwa 1,80 Meter groß, hatte schwarze Haare, sah laut diesen Zeitungen nordisch aus und besaß Pistole und Gewehr, und er schoss auf die Jugendlichen auf der Insel.

Wir dürfen gespannt sein, ob die Zeugen, die in der Zeitung sogar namentlich genannt werden, auch vor Gericht aussagen können. Die Polizei weigerte sich natürlich, zu dieser Hauptfrage Stellung zu nehmen. Der Polizei- und Justizminister Storberget ist wegen der Angelegenheit 2011 zurückgetreten. Breivik sagte, er habe alleine gehandelt. Unmittelbar nach der Tat hatte die Polizei sechs Personen verhaftet, diese kurz darauf aber wieder freigelassen.

Die Darstellung des zweiten Täters ist heute komplett aus der Medienberichterstattung verschwunden. Und das ist irgendwie komisch.

Ein weiterer Punkt, der zum Nachdenken anregen muss, ist der sehr langsame Polizeieinsatz. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Polizei aus Oslo die Utøya-Insel erreichte. Die Beamten hätten keinen Hubschrauber gehabt, hieß es. Dabei nennen sie sich Bereitschaftspolizei. Ein Name, der bei dieser Langsamkeit zum Hohn wird.

Der deutsche Tourist Marcel Gleffer, der sich in der Nähe befand, konnte die Strecke zwischen Küste und Insel hin und zurück mehr als fünfmal erledigen und dreißig Menschen retten, während man vergeblich auf den unerhört langsamen Einsatz der Polizei wartete. Um 17:24 Uhr erhielt die Polizei Alarm. Und es dauerte eine volle Stunde, nämlich bis 18:25 Uhr, bis die Polizei die Utøya-Insel erreichte. Eine ganze Stunde lang konnte die Mordserie, von wem auch immer, fortgesetzt werden.

Zu den Motiven: Aus welchem Grund sollte ein Geheimdienst diese Breivik-Tat ins Leben rufen? Wer könnte das für nützlich oder sogar für wünschenswert erachten? Ein wichtiger Grund könnte die unabhängige Außenpolitik Norwegens sein. Sie dauert seit Jahren, seit Jahrzehnten an. Die Norweger sind berühmt, sie haben die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern Mitte der neunziger Jahre organisiert. Diese Gespräche führten zum Oslo-Abkommen und bedeuteten damals einen wichtigen Schritt für den Frieden im Nahen Osten.

Nächster möglicher Grund: Norwegen war letztes Jahr gegen den Libyen-Einsatz der NATO. Danach, unter starkem amerikanischem Druck, hatten die Norweger schließlich sechs Flugzeuge nach Libyen geschickt. Diese haben zehn Prozent aller Kampfeinsätze der NATO in Nordafrika geflogen. Aber die norwegische Regierung hatte die Entscheidung getroffen, ab dem 1. August 2011 die Teilnahme an den Angriffen gegen Libyen einzustellen. Und auch die Niederlande hatten am selben Tag bekanntgegeben, auch sie würden keine Bomben mehr auf Libyen abwerfen. Damit waren zwanzig Prozent des Kampfpotenzials der NATO praktisch weg. Das sind schwere Verluste.

Der norwegische Premierminister Jens Stoltenberg aus der Arbeiterpartei verlangte eine politische Lösung für Libyen. Das war der NATO natürlich ein Dorn im Auge. Das US State Department warf Oslo ein mangelndes Engagement in der Libyen-Aktion vor.

Was und wen sollte man genauer unter die Lupe nehmen in diesem großen Ereignis? Es gab ein US-Netzwerk innerhalb der norwegischen Polizei. Dieses Netzwerk wurde in den letzten Jahren aufgebaut im Rahmen des Global War on Terrorism. Dieser Begriff wird seit 2009 nicht mehr verwendet, heute spricht man von SIMAS, Security Incident Management Analysis Systems. Dahinter steckt ein Geflecht der Unterwanderung der Polizei, unter dem Vorwand, man wolle Terroristen in Norwegen überwachen. Manche sehen in SIMAS eine neue Art von Gladio, also ein geheimdienstliches Netzwerk für alle möglichen Zwecke. Der inzwischen zurückgetretene norwegische Justizminister Knut Storberget und der Außenminister Jonas Gahr Støre hatten letztes Jahr behauptet, sie hätten von SIMAS nichts gewusst. Ob das zutrifft oder nicht, auch das sollte man hier eigentlich einmal näher untersuchen.

WikiLeakskam recht schnell mit einer Covergeschichte über die Breivik-Aktion heraus. Sie hatten offenbar Dokumente des US State Departement gefunden, in denen einige US-Beamte meinten, die Norweger zeigten größte Fahrlässigkeit und Unfähigkeit in Sicherheitsfragen. Dieses Urteil traf vor allem die PST, die norwegische Sicherheitspolizei. Und hier liegt natürlich die (offizielle) Erklärung für Breiviks Amoklauf auf der Hand: Die Norweger seien inkompetente Trottel gewesen und damit erkläre sich die ganze Angelegenheit.

Anders Breivik betonte unterdessen, er wollte und will gegen den Islam agieren. Doch er hat keine Muslime getötet. Sondern er unternahm vielmehr den Versuch, einen großen Teil der Jugend der politischen Elite Norwegens auszurotten. Selbst ein Mitglied des Königshauses hat den Tod gefunden. Utøya war ein Sommerlager der Arbeiterjugend, der Jugendorganisation der Arbeiterpartei, diese Partei stellte den Premierminister Stoltenberg. Ein großer Teil des Nachwuchses wurde getötet. Und natürlich: Eine Bombe in der Nähe des Kanzleramts ist eine politische Geste.

Alles in allem kann diese Aktion gedeutet werden als eine Warnung an die Regierung Norwegens. Und an die ganze politische Klasse insgesamt. Und diese Warnung besagt: Aufhören! Beugt euch der Gewalt des Systems!

Sehen Sie dazu das Video von Webster Tarpley: