Wie eine Bombe schlugen die Enthüllungen des britischen Journalisten Mark Franchetti ein, die für Millionen Menschen schon längst nicht mehr neu sind. Allein die geladenen Gesprächsteilnehmer im Studio sind auf diese „Sensation“ nicht vorbereitet und reagieren entsprechend. Auch für die Zuschauer im Publikum war es das erste Mal, dass sie mit einer Sichtweise der Geschehnisse konfrontiert wurden, die den offiziellen Darstellungen vollkommen widerspricht. Der Journalist, der aus Kriegsgebieten berichtete, stellte einfach seine Sicht der Dinge dar. Der Moderator stellt den Journalisten der Sunday Times als seinen guten, absolut vertrauenswürdigen Kumpel vor, mit dem er selbst im Laufe einer Irak-Berichterstattung zusammengearbeitet habe.
Mark Franchetti verbrachte drei Wochen im Südosten der Ukraine - im Bataillon „Wostok“, der sogenannten „Bürgerwehr“. An der Grenze zu Russland, an welcher das Bataillon große Verluste hinnehmen musste, verließ er die Truppe. Der Moderator des ukrainischen Fernsehsenders beginnt das Interview: „Erzählen Sie uns, was sind das für Menschen? (gemeint ist die Bürgerwehr) Welche Ideologie, welche Motivation treibt Sie an?“
Franchetti: „Nun ja, wissen Sie, ich bin Experte und als solcher kann ich nur über das erzählen, was ich selbst mit eigenen Augen gesehen habe.“ Er führt weiter fort: „Die Jungs, mit denen ich mich unterhalten habe, sind vor allem Ukrainer. Sie stammen entweder aus der Donbass-Region oder aus den umliegenden Gebieten. Auch mit dem kleinen Anteil Russen unter ihnen habe ich Gespräche geführt. Der überwiegende Teil dieser Menschen hat Null Militärerfahrung. Es sind vor allem ganz normale, stinknormale Bürger, die zu den Waffen greifen. Sie sind absolut davon überzeugt, dass sie, wie sie sagen, ihre eigenen Häuser gegen den Faschismus verteidigen.“
Den anwesenden Gästen steht die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Die Gesichter im Publikum zeigen Verwirrung. Sie kennen nur die eine Sichtweise: Russische Spezialkräfte treiben, gemeinsam mit bezahlten Söldnertruppen, im Südosten der Ukraine ihr Unwesen. Das ist es, was die Menschen in der Ukraine ohne Unterlass zu hören bekommen. Jetzt warten die Zuschauer darauf, dass der Journalist aus dem Westen seiner „Falschaussagen“ überführt und die „korrekte Sicht der Dinge“ wieder hergestellt wird. Doch sie warten vergebens. Je länger der Journalist redet, desto klarer wird, dass die Kiewer Truppen im Osten des Landes Krieg gegen das eigene Volk führen.
„Alle Aufständischen sagen, dass sie nach dem Massaker von Odessa sowie den Bomben auf Slawjansk kein Verständnis für die Regierung haben.“ Dies alles hört auch der im Studio anwesende Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Nalivajtschenko, ein Agent der USA.
Franchetti: „Ich möchte unterstreichen, dass ich hier nicht die Position der Bürgerwehr verteidige oder ähnliches. Es wird behauptet, dass diese Leute Geld und Unmengen Waffen aus Russland bekommen. Das ist falsch!“ An dieser Stelle wird das besorgte Gesicht Saakaschwilis, des ehemaligen Präsidenten Georgiens, der im Jahre 2008 Russland bombardieren ließ und ebenfalls als Marionette der USA gilt, eingeblendet. Er weiß weder wie ihm geschieht noch wohin mit seinen Händen.
Franchetti: „Es sind ganz normale Menschen mit wenig Waffen und keiner militärischen Erfahrung. Ich kann ihnen sagen, dass sich diese Leute absolut sicher sind, dass ihnen Russland bald zur Hilfe kommt. Sie warten auf Hilfe aus Moskau. Ich, der ich in Moskau arbeite, sehe, dass Moskau nicht die Absicht hat, dort einzumarschieren und ihnen zu helfen. Hilfe im Sinne von Geld, Freiwilligen und Waffen - das will Russland nicht.“ Während Franchettis Ausführungen hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Erst als dem Publikum endlich bewusst wird, dass er das, was die Anwesenden im Studio von ihm erwarten, nicht sagen wird, unterbricht ihn der Moderator: „Vladimir, wir sind hier nicht an der Front!“
Franchetti: „Ja, ich verstehe das, aber so etwas in der ganzen Ukraine auszustrahlen, ist einfach beschämend.“ Der stellvertretende Wirtschaftsminister ergreift das Wort: „Ich habe ihren Kumpel Franchetti jetzt aufmerksam angehört. Ich bin mir sicher, dass er das berichtet, was er wirklich gesehen und erlebt hat. Aber ich denke, es handelt sich hier um einen hervorragend durchgeplanten Spezialeinsatz des russischen Geheimdienstes, der darauf ausgelegt war, dem westlichen Journalisten diesen Eindruck zu vermitteln, damit er diesen im Westen verbreitet.“
Franchetti: „Mir ist absolut scheißegal, was Sie glauben, denn ich berichte das, was ich persönlich gesehen und erlebt habe. Ich kann nicht bestätigen, dass die Angehörigen des Bataillons „Wostok“, welches als das beste der Bürgerwehr gilt, über große Waffenbestände verfügt, aus Russland finanziell unterstützt wird oder dass sich unter ihnen russische Militärberater oder Instrukteure befinden, die gemeinsam mit der Truppe kämpfen. Das kann ich nicht bestätigen. Und schon gar nicht befinden sich die tschetschenischen Söldner oder Kämpfer unter ihnen, von denen hier andauernd die Rede ist. Ich habe lange nach diesen Tschetschenen gesucht und keinen einzigen gefunden. In früheren Zeiten war ich circa 30 Mal in Tschetschenien. Ja, lachen Sie nur soviel sie wollen, aber ich war vor Ort im Osten der Ukraine, im Gegensatz zu Ihnen!“
Kann sich ein Mann wie Mark Franchetti täuschen? Ist er in der Lage, einen professionellen Kämpfer oder Söldner von einem Laien oder einem normalen Menschen zu unterscheiden? Überzeugen Sie sich selbst. Als Kriegsberichterstatter war Franchetti in mehreren Kriegsgebieten der Welt im Einsatz. In Afghanistan, dem Irak, verbrachte einige Monate in Tschetschenien und sprach mit dem dortigen Terroristenführer Schamil Basaev. Beim Geiseldrama im Theater „Nordost“ ging er in das Gebäude, um mit dem dortigen Anführer der Aktion, Mazar Baraev zu sprechen. Franchetti wird in dem Moment beleidigt und der Voreingenommenheit beschuldigt, als den Anwesenden im Studio klar wird, dass er kein Neuling, sondern ein erfahrener Kriegsberichterstatter ist. Dann greift ein maskierter Unbekannter ein und bezeichnet die Menschen, die im Osten der Ukraine gegen die ukrainische Regierung kämpfen, als „Alkoholiker“ und „Drogenabhängige“, über die man nicht zu sprechen brauche.
Kommentar: Eine typische Taktik: Diskreditiere jene, die die Wahrheit sagen auf so eine Weise, dass andere sie nicht mehr ernst nehmen können.
Zu Franchetti sagt er: „Sie sollten sich schämen, jetzt vor der ganzen Ukraine Lügen zu verbreiten.“ Franchetti erwidert: „Wofür sollte ich mich schämen? Ich berichte darüber, was ich selbst gesehen habe. Was sonst sollte ich sagen? Wollen Sie, dass ich lüge?“
Es ist allgemein bekannt, dass Franchetti früher keine Sympathien für Russland empfand. Der britische Journalist verfasste mehrere russlandkritische Artikel und produzierte einige wenig schmeichelhafte Dokumentationen über Russland. Interessant ist Franchettis Beschreibung der Situation, als er selbst gemeinsam mit dem Bataillon an der russischen Grenze von russischen Zollbeamten verhaftet wird.
Hier ein Auszug aus dem Artikel Franchettis, der diese Situation behandelt: „Sowohl Amerika, als auch die Ukraine beschuldigten den Kreml mehrmals, die Separatisten zu unterstützen und zu dulden, dass diese bewaffnet die russische Grenze stürmten. Fakt ist, dass das Bataillon ‘Wostok’ an der Grenze umgehend entwaffnet, Verletzte sofort in Krankenhäuser eingeliefert sowie die übrigen Personen, einschließlich Franchettis selbst, die ganze Nacht hindurch verhört wurden.“
Nach dieser Sendung haben russische Journalisten Franchetti kontaktiert. Interviewanfragen russischer sowie ukrainischer Journalisten wies er zurück. Klar ist, dass Franchettis Darstellung der Ereignisse der Kiewer Führung nicht ins Konzept passt. Sie bringt das sorgsam errichtete Feindbild Russlands zum Einsturz, welches gebraucht wird, um Russland für die durch die Kiewer Regierung begangenen Verbrechen verantwortlich zu machen.
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