erdogan witze
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich ein Beitrag von einer englischen Zeitung: Wer beleidigt Erdogan am besten? Siegesprämie, £ 1000, die ein großzügiger Leser spendet. Das Gedicht soll auf Wunsch von Douglas Murray von der Wochenzeitung The Spectator so „schmutzig und beleidigend wie möglich“ sein.

Auslöser war die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Affäre um Jan Böhmermann. Siehe auch: Kommentar: Machtdemonstration auf Kosten von Satire und Pressefreiheit

Aus Satire wird mittlerweile ein internationaler Skandal: Die Bundesregierung ermächtigte die deutschen Justizbehörden auf Antrag der Türkei, ein Strafverfahren gegen Jan Böhmermann einzuleiten. Die New York Times machte darauf aufmerksam, dass in der Türkei annähernd 2000 Verfahren wegen Beleidigung des Präsidenten anhängig seien. Erdogan könne nun für sich in Anspruch nehmen, dass der Westen die Legitimität seines Anspruchs akzeptiere.

Bei einem Besuch in der Türkei im Jahr 2010 kündigte Premierminister David Cameron an, dass er alles tun werde, damit die Türkei der EU beitreten kann. Cameron sagte, dass die Türkei einen Platz an der Spitze in der europäischen Politik verdient hätte. Darauf wies Douglas Murray in seinem Beitrag hin und schreibt weiter: „Nun, ich bin ein frei geborener britischer Mann und wir leben nicht unter den Blasphemie-Gesetzen solcher Despoten. Um diese Tatsache zu ehren, habe ich das Wochenende damit verbracht, unanständige Limericks über Herrn Erdogan zu schreiben. Und ich möchte hier alle Leser einladen, es mir gleich zu tun in einem großen Erdogan-Limerick-Wettbewerb.“

Englische Zeitung ruft Schmähgedicht-Wettbewerb aus

Hier die Reaktionen auf den Wettbewerb, der am 23.April endet.

Übrigens, The Spectator erscheint im selben Verlag wie die Tageszeitung The Daily Telegraph. Murray akzeptiert auch andere Gedichtformen außer dem Limerick, Hauptsache beleidigend.

Auf Twitter sind auch bereits viele Limericks gepostet worden. Der Wettbewerb sorgt für weltweite Schlagzeilen.

Der amerikanische Comedian John Oliver, der in seiner Show „Last Week Tonight“ aktuelle politische Themen aufarbeitet, begegnete Causa Erdogan mit Humor: „Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis.“ Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe. „Erdogan hat eine unglaublich dünne Haut“, sagte Oliver. „Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen.“

In der Türkei gibt es bereits über 2000 Verfahren wegen Beleidigung des eitlen Präsidenten. Nun will Erdogan offenbar auch seine ausländischen Kritiker verstärkt unter Druck setzen. Dies bekommen auch die Niederlande zu spüren.

Laut nzz.ch scheint der türkische Staatschef Erdogan seine Kritiker auch in den Niederlanden gerichtlich verfolgen zu wollen. Das türkische Konsulat forderte die Diaspora auf, Beleidigungen zu melden. Wie Deutschland haben auch die Niederlande ein Gesetz, das die Beleidigung ausländischer Staatschefs strafrechtlich sanktioniert. Vielleicht ist es auch deshalb kein Zufall, dass die türkischen Behörden nun gerade in den Niederlanden nach neuen Erdogan-Beleidigern suchen. Am Mittwoch versandte das türkische Konsulat in Rotterdam eine E-Mail an türkische Vereine und Organisationen, in der es hieß: «Wir ersuchen Sie dringend um die Angabe von Namen und geschriebenen Kommentaren von Personen, welche sich abfällig, abschätzig, hasserfüllt und verleumderisch gegen den türkischen Präsidenten, die Türkei und die türkische Gesellschaft im Allgemeinen geäußert haben.»

Offenbar meldeten sich viele Diaspora-Mitglieder beim niederländischen Büro der türkischen Oppositionspartei CHP: «Sie sind besorgt, weil sie in der Vergangenheit etwas Kritisches auf Facebook oder Twitter geschrieben hatten», sagte ein Sprecher der Zeitung Zaman Vandaag.

Strafverfolgung im Fall „Jan Böhmermann“: Statement von Angela Merkel am 15.04.2016


Bei seiner Einreise in die Türkei am Dienstagmorgen wurde der ARD-Fernsehkorrespondent Volker Schwenck des SWR von türkischen Behörden festgesetzt. >>Endstation Istanbul - ARD-Korrespondent Volker Schwenck in Türkei festgesetzt

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