Israel, Saudi-Arabien und andere Golfstaaten haben nach Ansicht der israelischen Regierung einen gemeinsamen Feind: Iran. Minister Lieberman bringt nun ein Bündnis nach dem Vorbild der Nato ins Gespräch.
israelische panzer 2006
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Israel hat Saudi-Arabien die Bildung einer Allianz im Nahen Osten nach dem Vorbild der Nato vorgeschlagen. "Es ist Zeit, öffentlich ein formelles Bündnis zu bilden, eine Koalition aller gemäßigten Kräfte im Nahen Osten gegen den Terror", sagte Verteidigungsminister Avigdor Lieberman in einem Interview mit der Welt.

Die gemäßigten sunnitischen Staaten wie die Golfmonarchie Saudi-Arabien hätten erkannt, dass "die größte Gefahr für sie nicht Israel ist oder der Zionismus oder die Juden, sondern Iran", sagte Lieberman der Zeitung. Zu den gemäßigten Staaten zählte er demnach auch weitere Golfstaaten. Es sei egal, ob es sich bei den Partnern um Muslime, Juden oder Christen handele.


Die Einschätzung Saudi-Arabiens als gemäßigt dürfte international für Verwunderung sorgen. Gilt das Land doch als erzreaktionär, Menschenrechte zählen in dem Königreich nicht viel.


Kommentar: Saudi-Arabien kann als Kopfabschneider-Staat bezeichnet werden.


Wo Lieberman allerdings recht hat: Auch die sunnitischen Golfstaaten betrachten das schiitische Iran als Gefahr. Sie fürchten seit längerer Zeit ein Erstarken Irans. Saudi-Arabien warf der Regierung in der Vergangenheit unter anderem vor, an den Aufständen der schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen beteiligt zu sein.


Mit einer echten Koalition gingen aber auch echte Verpflichtungen einher, sagte Lieberman und verwies auf die Nato. Sie beruhe auf dem Prinzip, dass jedes Land bereit sei, "alle anderen zu schützen, und von allen anderen beschützt" werde. Israel sei ein starkes Land und könne sich selbst schützen. Es könnte aber arabischen Verbündeten helfen.

Kritik an Deutschland

Lieberman kritisierte in dem Interview namentlich auch fünf von sechs Staaten, die den Atom-Deal mit Teheran verhandelt hatten, darunter Deutschland. Die israelische Regierung hatte das Abkommen immer wieder in Frage gestellt - mit dem Deal werde Iran dazu befähigt, seine Aggression und seinen Terror in die Welt zu tragen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Mai 2015, nachdem das Abkommen geschlossen wurde.


Kommentar: Netanjahu schließt dabei von sich auf andere, denn schließlich verhält sich Israel wie ein Aggressor mit seinen über 400 Atomsprengköpfen.


In dem Abkommen verpflichtete sich Iran zur ausschließlich zivilen Nutzung seines Nuklearprogramms. Im Gegenzug wurden viele Wirtschaftssanktionen gegen Teheran aufgehoben.

Allerdings hatte der US-Kongress im Dezember beschlossen, einige Sanktionen gegen Iran um zehn Jahre zu verlängern.

mho/dpa