Israel strebt die Energieautonomie an und will ein bedeutender Energieexporteur werden. Das Leviathan-Feld vor der Küste soll dabei helfen. Der Libanon wirft Israel jedoch die Verletzung seiner Seegrenze vor und spricht sogar von einer "Kriegserklärung".
Gasplattform
© Reuters Amir CohenIsraelische Gasplattform vor der Küstenstadt Aschdod im westlichen Mittelmeer; Israel, 25. Februar 2013.
Israel und sein Nachbar Libanon können auf eine langjährige Geschichte von Auseinandersetzungen zurückblicken. Nun hat die Fehde um eine Seegrenze die Spannungen einmal mehr an die Spitze getrieben.

Beide Parteien wollen sich den Zugang zu Öl- und Gasvorkommen im westlichen Mittelmeer sichern. Die Knesset debattiert derzeit einen Gesetzesentwurf, die dem israelischen Staat eine weitgehende Souveränität über ein Gebiet vor der Küste des Landes erlauben würde, in dem umfangreiche Reserven an Öl und Gas vermutet werden.

Es geht hierbei um eine Zone von 860 Quadratkilometern zwischen Israel und Zypern. Für den libanesischen Parlamentssprecher, Nabih Berri, stellt dieses Ansinnen einen Angriff auf die Souveränität seines Landes dar. Berri sprach in diesem Zusammenhang sogar von einer "Kriegserklärung".

Der israelische Energieminister, Yuval Steinitz, erklärte demgegenüber im Gespräch mit der Financial Times:
Die libanesische Regierung hat einige Lizenzen vorgeschlagen, welche auch die umstrittenen Gebiete umfassen. Zuvor war der Status quo, dass niemand etwas in den Gebieten unternimmt.
Israel bat die UN, sicherzustellen, dass der Libanon internationale Gesetze einhält.


Kommentar: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen...


Israel träumt von der Energieautonomie und davon, selbsterschlossene Energieressourcen im westlichen Mittelmeer auch nach Ägypten und Jordanien zu exportieren. Ab 2018 soll das Leviathan-Feld erschlossen werden. Dieses Erdgasfeld wurde 2010 im Mittelmeer entdeckt. Es ist der größte Ressourcen-Fund zwischen den Jahren 2000 und 2010.

Aber auch hier geht es nicht ohne das Militär des jüdischen Staates. Bohrtürme stellen ein hohes Risiko für Israel dar und bedürfen daher des militärischen Schutzes. Man befürchtet, dass die Hisbollah Anschläge verüben könnte. Rund 135 Kilometer von der nordwestlich gelegenen Küstenstadt Haifa entfernt befindet sich das Zentrum des Leviathan-Felds. Trotz der Gefahr terroristischer Anschläge und latenter Auseinandersetzungen mit dem Libanon um die Aneignung der Ressourcen sehen die Israelis die Erschließungen als sinnvoll an. Sie glauben sogar, hierdurch den Frieden zu sichern. Die Erschließung des Feldes, an der bislang bekannten Konzepten zufolge auch Griechenland, Zypern und die Türkei mitwirken könnten, würde auch zu mehr Wohlstand in den Nachbarländern führen - der wiederum dort mit Stabilität einhergehen würde.

Eine Milliarde US-Dollar hat die Regierung in Jerusalem bereits in Forschung und Planungsaktivitäten zur Erschließung des Erdgasfelds vor Israels und Libanons Küste investiert. Ende 2019 soll das Gas an den Markt gehen können. Noch nicht erschlossen, gibt es an den in Aussicht stehenden Vorkommen auch bereits Besitzer. Noble Energy aus Texas besitzt 39,7 Prozent, die israelischen Firmen Delek Drilling und Avner Oil Exploration jeweils 22,7 Prozent und Israels Ratio Öl 15 Prozent. Die Firmen haben ihrerseits bereits zugestimmt, eine Gesamtsumme von 3,75 Milliarden US-Dollar in das Projekt zu investieren.

Der israelische Wohnungsminister Yoav Galant warnte indes, dass, sollte die Hisbollah Israel in einen regionalen Konflikt hineinziehen, sein Land den Libanon um 100 Jahre zurückwerfen würde.