Anschlag BVB-Bus
© Reuters / Kai Pfaffenbach
Um 19.15 Uhr explodieren drei Sprengsätze nahe des Busses. Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist werden verletzt. Die Polizei prüft verschiedene Tathintergründe.

Was wir wissen

Was passiert ist: Auf den BVB-Mannschaftsbus hat es am Dienstagabend kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen AS Monaco einen Anschlag gegeben. Drei Sprengsätze explodierten um 19.15 Uhr in der Nähe des Busses, als dieser vom Mannschaftshotel im Dortmunder Stadtteil Höchsten in Richtung Stadion losfuhr. Die Sprengsätze waren hinter einer Hecke an der Ausfahrt des Hotels versteckt. Der Bus kam an der Einmündung auf eine Allee zum Stehen. Durch die Wucht der Explosion zersplitterte das Panzerglas auf der rechten Seite des BVB-Busses, ein Metallstift bohrte sich in die Kopfstütze eines Bussitzes.Torwart Roman Bürki sagte dem Schweizer Boulevard-Blatt Blick später: "Es gab einen Riesenknall. Wir haben uns alle weggeduckt, wer konnte, hat sich auf den Boden geworfen." Die Partie wurde nach dem Anschlag abgesagt. Die Fans verließen das Stadion in Dortmund ohne Zwischenfälle.

Anschlags-Ort BVB-Bus Dortmund
© SZ-GrafikDer Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus ereignete sich im Dortmunder Stadtteil Höchsten
Die Verletzten: Durch das splitternde Glas im Heckbereich des Busses wurde BVB-Innenverteidiger Marc Batra schwer verletzt. Er wurde von einem Notzarzt behandelt und im Krankenhaus an der Hand operiert. Er hat einen Speichenbruch und Fremdkörper-Einsprengungen am rechten Handgelenk erlitten. Außerdem wurde ein Polizist verletzt, der den Mannschaftsbus auf einem Motorrad begleiten sollte. Der Beamte erlitt ein Knalltrauma und einen Schock.

Der oder die Täter: Es sind zwei Schreiben aufgetaucht. Derzeit prüfen die Sicherheitsbehörden deren Authentizität. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen und zwei Verdächtige aus der islamistischen Szene ins Visier genommen. Einer der Männer sei vorläufig festgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Behörde in Karlsruhe.

Das erste Schreiben: Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR wurden am Tatort drei textgleiche einseitige Schreiben gefunden (hier im Wortlaut), die mit den Worten "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen" beginnen. In den Schriftstücken wird Bezug auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt genommen und behauptet, dass deutsche Tornados daran beteiligt seien, Muslime im Kalifat des sogenannten Islamischen Staates zu ermorden. Deshalb stünden ab sofort Sportler und andere Prominente "in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen" auf einer "Todesliste des Islamischen Staates". Dies gelte solange, bis die deutschen Tornados abgezogen seien und die amerikanische Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein geschlossen werde. Die Schreiben tragen keine Unterschrift. Die Behörden sind allerdings sehr vorsichtig. Denkbar sei auch, dass der oder die Täter bewusst eine falsche Spur hätten legen wollen, hieß es.

Das zweite Schreiben: Das zweite Schreiben soll aus der linken Szene kommen. Das im Internet verbreitete Schreiben erkläre im Antifa-Duktus, der Bus sei mit eigens für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als "Symbol für die Politik des BVB" attackiert worden, der sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetze. Dazu teilte die Bundesanwaltschaft mit: "Nach einer ersten Bewertung bestehen erhebliche Zweifel an der Echtheit dieser Bekennung."

Die Auswirkungen auf die Viertelfinal-Partie AS Monaco gegen BVB: Nach dem Anschlag wurde das Spiel abgesagt. Es wird am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt. Die Fußballfans, die am Abend zu dem verschobenen Spiel gehen, sollten sich früher auf den Weg machen, rät der BVB in einer Mitteilung auf seiner Internetseite. Grund dafür seien die strengeren Einlasskontrollen. Außerdem dürften keine Rücksäcke mit ins Stadion gebracht werden. Alle Hinterlegungsstellen werden geschlossen sein, zulässig seien nur Taschen in einer maximalen Größe von DIN A4. Der Verein bittet außerdem darum, "Geduld, Ruhe und Verständnis für die Situation mitzubringen. Es könne zu längeren Wartezeiten kommen. Fans, die ihre Karten auf dem offiziellen Ticket-Zweitmarkt nicht verkaufen können, erstattet der BVB den Wert des Tickets. Das gelte sowohl für Dauer- als auch für Tageskarten.

Die Auswirkungen auf die Champions-League-Partie Mittwochabend in München: Das Sicherheitskonzept vor dem Bayern-Spiel gegen Real wird noch einmal geprüft. Die Besucher müssen sich aber auf intensive Sicherheitskontrollen einstellen. Eine rechtzeitige Anreise ist daher ratsam.

Was wir nicht wissen

Hintergrund der Tat: Die Behörden ermitteln noch immer in alle Richtungen: "Die genaue Motivlage des Anschlags ist gegenwärtig noch unklar", hieß es von der Bundesanwaltschaft. Es wird geprüft, ob ein Haftbefehl gegen den festgenommenen Verdächtigen beantragt wird. Die Bundesanwaltschaft hält einen terroristischen Hintergrund des Anschlags auf den BVB-Bus aber für wahrscheinlich und islamistische Motive für möglich.

Die Art der Sprengsätze: Die Frage nach dem Zündmechanismus und der Art des verwendeten Sprengstoffes ist derzeit Gegenstand der kriminaltechnischen Untersuchungen. Klar ist bisher, dass die drei Sprengsätze mit Metallstiften besetzt waren und eine Sprengwirkung von mehr als 100 Metern gehabt hätten. "Wir können froh sein, dass nicht mehr passiert ist", sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft.

Mit Material der Agenturen.