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© Reuters/ Regis DuvignauFacebook Logo, 1. Februar 2017.
Alle drei verdächtigen Männer zu der auf Facebook live übertragenen Vergewaltigung wurden zu Haftstrafen unter drei Jahren verurteilt, das Urteil fiel jedoch milde aus. Zwei Täter (18 und 21) wurden wegen Vergewaltigung verurteilt und ein 24-Jähriger wegen Beihilfe zur Tat.

Mehr als 60.000 Facebook-Nutzer hatten die Gewalttat mitverfolgt, die in einer Wohnung in Uppsala stattfand und mittels eines Facebook-Livestreams an die Öffentlichkeit getragen wurde. Drei junge Männer standen nun am Dienstag vor Gericht. Gegen einen 18-Jährigen und einen 21-Jährigen lautete die Anklage auf Vergewaltigung. Ein 24-Jähriger musste sich wegen Beihilfe zur Tat, Aufnahme des Verbrechens und Veröffentlichung des Materials auf Facebook verantworten.

Gericht zeigt Milde - Bürger drohen mit Selbstjustiz

Die Polizei stoppte die Verbreitung des kriminellen Materials, aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Video schon verbreitet und war in zehn Sprachen übersetzt worden. Der schwedische Staatsanwalt Magnus Berggren gab bekannt, dass er sich für eine lange Haftstrafe einsetze. Dazu kam es jedoch nicht.

Ein weiterer 18-jähriger Verdächtiger wurde aus der Haft entlassen. Aufgrund zahlreicher Drohungen musste er Uppsala jedoch verlassen. Der Anwalt des 18-Jährigen äußerte gegenüber dem schwedischen Aftonbladet seine Empörung darüber, dass die Menschen nun lieber zur Selbstjustiz griffen und sein Mandant dadurch nicht mehr sicher sei.

Am Dienstag um 14 Uhr fällte das Gericht sein Urteil. Darin wurde der 18-Jährige zu einem Jahr Haft verurteilt, der 21-Jährige zu zwei Jahren und vier Monaten und der 24-Jährige zu sechs Monaten. Der Anwalt des 21-Jährigen ist sich sicher, dass sein Mandant wegen des Urteils in Berufung gehen wird, da seine Tatbeteiligung nicht bewiesen sei.

Im Jahr 2006 zählte Schweden 12.100 gemeldete Vergewaltigungsfälle, 2015 waren es bereits 18.000. Nach der Aussage des US-Präsidenten Donald Trump von vor einigen Wochen, "Seht her, was letzte Nacht in Schweden geschah", fiel dem kleinen nordischen Land ungewollte Aufmerksamkeit zu. Unliebsame Bilder von Krawallen erfuhren breitere öffentliche Aufmerksamkeit. Zudem erwachte das Interesse an der Statistik.

Anstieg der Zahlen wegen Vergewaltigung in der Ehe?

Es folgte die Aussage: "Schweden ist die Vergewaltigungsmetropole der Welt." Kritiker dieser Darstellung sehen die steigenden Zahlen in der Tatsache begründet, dass jede einzelne Vergewaltigung in Schweden als eine einzelne Gewalttat gezählt wird. Seit 1965 gilt Vergewaltigung in der Ehe in Schweden als ein Verbrechen.

Erst vor einigen Tagen machte ein US-Amerikaner Schlagzeilen, als er den Mord an einem älteren Mann live via Facebook übertrug. Für Facebook sind die Lives eine weitere wichtige Einnahmequelle, ein 24-Stunden Team soll verhindern, dass Gewaltvideos in Umlauf geraten, aber sie sind nicht in der Lage hier zu sondieren.