Die USA haben in Syrien auf dem Gebiet der Kurden-Miliz YPG mittlerweile sieben Militärbasen gebaut. RT Deutsch sprach mit Analysten und Journalisten aus Russland, Syrien und der Türkei über die Auswirkungen der US-Allianz mit der YPG.
Syrien
© Reuters"Die YPG ist zum Instrument der USA in Syrien geworden. Mittelfristig will man alle Staaten mit kurdischen Minderheiten unter Druck setzen."
Die USA bauten zwei Militärflughäfen in Hasaka, einen in Kamischli, zwei in al-Malekiyeh und einen in Tall Abyad an der Grenze zur Türkei. Hinzu kommt ein Militärzentrum in der Stadt Manbidsch, im Nordosten der Provinz Aleppo. Dies bestätigte jüngst der militärische Führer der syrischen Kurden-Miliz YPG ("Volksverteidigungseinheiten") Sipan Hamo.


Den Aussagen des Kommandeurs zufolge stationierte Washington zudem 1.300 Soldaten auf den Militärbasen in Nordsyrien.

Dimitri Stefanovich von der staatlichen Denkfabrik Rat für internationale Angelegenheiten Russlands erklärte im Gespräch mit RT Deutsch über die US-Allianz mit der kurdischen YPG:
Die Kurden generell und die YPG als Teil der so genannten Demokratischen Kräfte Syriens sind ein Instrument der USA.

Der Analyst mit Fokus auf militärische Fragen sagte, dass die USA kein Interesse an einer Unabhängigkeit der Kurden haben, weil das zu erheblichen Konflikten mit dem NATO-Partner Türkei und dem Satellitenstaat Irak führen würde.
Kurzfristig braucht man die YPG als Speerspitze im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Mittelfristig ist das Engagement entscheidend, um die Länder zu beeinflussen, die eine große kurdische Minderheit aufweisen, wie die Türkei, Irak, Iran und natürlich Syrien", sagte Stefanovich.
Aktive Präsenz der YPG steigert das Eskalationspotenzial

Auf die Frage, welche Auswirkungen die US-Allianz mit der YPG auf die Beziehungen zu Russland und zur syrischen Regierung al-Assads hat, sagte Stefanovich:
Wenn die USA die YPG als Argument im Syrien-Konflikt einsetzen und umstrittene Territorien zusammen mit den Kurden erobern - ich erinnere an den US-Abschuss des syrischen Su-22-Kampfflugzeuges, dann verschlechtert sich die Situation dramatisch.
Mit Blick auf die Türkei, die die YPG als Erzfeind ansieht, merkte der Militärexperte aus Russland an:
Russland und Damaskus halten bisher einen türkischen Angriff gegen die kurdische YPG zurück. Hinzu kommt, dass die stärksten Einheiten der syrischen Armee und YPG Kontakt im Raum Rakka haben, was zu anderen Eskalationsoptionen führen kann.
Der syrisch-libanesische Journalist Wael al-Husseini, der für das Nachrichtenportal Al Masdar und das Online-Magazin Russia Insider schreibt, warnte gegenüber RT Deutsch, dass das separatistische Verhalten der Kurden die Beziehungen der Syrer untereinander in erheblicher Weise belasten wird. Al-Husseini fügte hinzu:
Ich weiß, dass es viele Kurden gibt, die eine Unabhängigkeit als Ziel für den Krieg in Syrien ausgemacht haben. Auch vor den Krieg hatten Kurden schon diesen Traum von einem Kurdistan in Syrien, im Irak und der Türkei.
Der Journalist ist auch davon überzeugt, dass die Kurden wussten, worauf sie sich (sic) anlassten, als sich sich mit den USA verbündeten. Al-Husseini weiter:
Mit dem Eintritt Russlands in Syrien war für die YPG klar, dass sie sich mit den USA gegen Russland verbinden werden.
Der bekannte türkische Journalist der Tageszeitung Sabah, Ragip Soylu, der auch als deren Washington-Korrespondent arbeitet, wies RT Deutsch darauf hin, dass sich die USA offenbar auch im westlichen Kurden-Kanton Afrin hinter die YPG stellen. In diesem Gebiet haben die USA militärisch kaum Bedeutung. Die Region wird von russischen und türkischen Militärpräsenzen dominiert.

Dennoch warnte ein US-Beamter Russland und die Türkei vor einer Reaktion gegen den US-Schützling YPG, wie die Tageszeitung Sabah berichtet.

Der US-Beamte sagte:
Wir wollen unsere Botschaft bekräftigen, dass jede Aktion mit kompletter Transparenz gegenüber dem Rest der Koalition durchgeführt werden muss.
In einer anderen Aussage betont der US-Beamte auf der Nachrichtenseite ARA News, die später von der Seite gelöscht wurde, mit Blick auf die Zeit nach der Zerschlagung des IS:
Die USA haben ein echtes Interesse an der Beibehaltung des Einflusses in Syrien.
USA bauen mit FSA ihre YPG-Allianz unter SDF-Schirm in Nordsyrien aus

Ein politischer Berater der FSA-Rebellengruppe Maghawir al-Thawra, Abu Yakub, teilte vor wenigen Tagen öffentlich mit, dass die USA eine weitere Basis für die mit ihnen verbündeten Milizen in Syrien bauen werden. Diese soll in der nordöstlichen Stadt al-Schadaddi enstehen. Die USA wollen mit ihren verbündeten Milizen die Region der strategischen Provinz Deir ez-Zor in Ostsyrien einnehmen, auf die gegenwärtig auch die mit Russland verbündete syrische Armee eine Offensive gestartet hat. Die Stadt al-Schadaddi liegt in der Nähe von lukrativen Ölfeldern in der Provinz.

Die Basis in al-Schadaddi wäre die dritte Militärbasis neben den bereits bestehenden Präsenzen in Südostsyrien, al-Tanf und al-Zakaf, auf der Kämpfer von al-Maghawir al-Thawra und so genannte westliche Koalitionstruppen stationiert sind. Eine namentlich nicht genannte Geheimdienstquelle, die von einem pro-iranischen Nachrichtenportal zitiert wurde, berichtet inzwischen, dass die USA ihre modernen Raketenwerfersysteme vom Typ HIMARS im Raum al-Tanf stationierten. "Sie festigen die dortige Militärpräsenz der USA", sagte die Quelle. Auch auf dem Territorium der PKK-nahen YPG-Miliz unterhalten die USA seit Längerem HIMARS-Waffensysteme. Dieses System hat eine effektive Schussreichweite von 300 Kilometern.

Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kommentierte die Entwicklung in Südsyrien kritisch:
Das ist ein aktives Aufbäumen der US-Militärpräsenz in den südlichen Regionen des souveränen Syriens. Es ist eine Verletzung des internationalen Rechts.