Die USA sind über die Entschlossenheit Ankaras besorgt, grandiosen Plänen Washingtons entgegenzuwirken, die die territoriale Integrität der Türkei gefährden. Das sagte der türkische Sicherheitsexperte Abdullah Agar in einem Sputnik-Interview.
S-400
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Das betreffe nicht nur die Absicht der Türkei, russische S-400-Raketenkomplexe zu erwerben. In den letzten drei Jahren hätten sich starke Änderungen in der Region vollzogen. Die Türkei sei sich über Gefahren im Klaren, mit denen sie direkt konfrontiert gewesen sei, ebenfalls wie über das Verhalten des Westens in diesem Kontext.

"Einerseits kooperieren westliche Länder mit der Arbeiterpartei Kurdistans und ihren Ablegern in Syrien und im Irak. Andererseits unterstützen die USA und westliche Länder offen das Terrornetzwerk FETO (von Fethullah Gülen - Anm. der Redaktion)", fuhr der Experte fort.

Zu den wichtigsten Aktionen des Westens im Nahen Osten, die Voraussetzungen für die Entstehung des Terrornetzwerks Daesh (Islamischer Staat/IS) geschaffen haben, zählte Agar die Besetzung des Iraks im Jahr 2003. "Der Westen ist offenkundig bestrebt, die Karte des Nahen Ostens unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Daesh umzukrempeln (...) Die Türkei sollte jetzt darüber nachdenken, wie sie dieser Politik des Westens entgegenwirken wird. Und der Erwerb von S-400 ist ein Teil dieses großen Puzzles."

Die Türkei dürfte sich in der Zukunft immer stärker von Europa und Amerika abwenden und sich Asien zuwenden. "Der Westen ist sich darüber im Klaren, unterstützt trotzdem Organisationen, die die Türkei gefährden. Zugleich macht der Westen irgendwelche Versprechungen, um die Türkei nicht zu verlieren. Die Türkei, der die Sachlage völlig klar ist, sucht jetzt nach einer Lösung des Problems", sagte Agar.

"Der Türkei wurde die Stationierung von Patriot-Raketen auf ihrem Territorium verweigert. Unter diesen Bedingungen wird Russland eine besondere Bedeutung beigemessen. Das türkisch-russische Abkommen über S-400 ist Bestandteil der Kooperation in verschiedenen Bereichen, hauptsächlich in Energie und Sicherheit. Der Erwerb von S-400-Luftabwehrkomplexen zeugt davon, dass sich die Türkei ernsthaft vom Westen distanziert." Dem Experten zufolge war Ankara mit großer Gefahr konfrontiert, weil das Land keine Luftabwehrsysteme hatte, sagte der Experte.

Aus türkischen Quellen verlautete am Dienstag, dass ein unmittelbarer Liefervertrag noch nicht unterschrieben ist. Unterzeichnet wurde eine "prinzipielle Vereinbarung" über den Erwerb von S-400-Raketen.

"Russland und wir haben erforderliche Schritte getan. Ich hoffe, dass wir bald S-400-Systeme in unserem Land sehen werden", erklärte Präsident Recep Tayyip Erdogan. Der Kreml wollte die Angaben vorerst nicht kommentieren.